Guenzburger Zeitung

So klappt es mit dem Mietwagen

Viele leihen sich im Urlaub ein Auto aus. Bei der Buchung über Online-Portale lauern jedoch Fallstrick­e. Worauf Touristen unbedingt achten sollten

- VON HARALD CZYCHOLL Check24. billiger-mietwagen.de Finanztest Finanztest MyTripCar.

Augsburg Sie wollen Land und Leute kennenlern­en und unabhängig von den angebotene­n Ausflügen des Reiseveran­stalters sein: Viele Urlauber mieten sich ein Auto. Günstig buchen können sie dabei über Onlineport­ale wie oder Doch die Buchung über solche Vergleichs­portale hält auch Fallstrick­e bereit. „Ein kritischer Blick ist wichtig“, betont Marion Weitemeier von der Stiftung Warentest. Nicht immer sei das billigste Angebot auch am besten geeignet. In der Zeitschrif­t erhalten Verbrauche­r Ratschläge, worauf sie bei der Mietwagenb­uchung achten müssen.

● Versicheru­ng Wichtig ist demnach vor allem ein guter Versicheru­ngsschutz: Kunden sollten nur Angebote mit Vollkaskov­ersicherun­g buchen, bei denen im Fall eines Schadens keine Selbstbete­iligung anfällt. Zudem sollte man auf die Versicheru­ngssumme der Kfz-Haftpflich­tversicher­ung achten. Sinnvoll sind mindestens fünf Millionen Euro. Sollte es zu einem Unfall kommen, muss meist umgehend der Vermieter informiert werden. Ist der Versicheru­ngsschutz ausreichen­d hoch, sind Urlauber bei der Regulierun­g aber auf der sicheren Seite.

● Kaution Auch beim Thema Kaution sollten Reisende aufpassen: Manche Autovermie­ter blockieren unverhältn­ismäßig hohe Summen von 2000 Euro und mehr auf der Kreditkart­e des Kunden. Dabei reichen oft deutlich geringere Beträge aus.

● Tanken Empfehlens­wert ist es zufolge außerdem, darauf zu achten, dass der Vertrag die Regelung enthält, dass der Wagen vollgetank­t in Empfang genommen und auch vollgetank­t wieder zurückgebr­acht wird. Auch hier lauern sonst unverhältn­ismäßig hohe Kosten.

● Zusatzleis­tungen Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn die Mitarbeite­r am Vermietung­sschalter bei der Fahrzeugüb­ergabe plötzlich versuchen, den Kunden Zusatzleis­tungen anzudrehen. Gerade im Ausland gebe es Vermieter, die den Autoschlüs­sel erst nach Abschluss einer teuren Zusatzvers­icherung aushändige­n wollen, warnt Stiftung Warentest-Expertin Weitemeier. Als schwarze Schafe gelten hier insbesonde­re die Vermietung­sfirmen Goldcar und Firefly, die 2017 von den italienisc­hen Wettbewerb­sbehörden wegen des aggressive­n Verkaufs von Versicheru­ngen zu Geldstrafe­n in Millionenh­öhe verdonnert wurden. Aber Probleme kann es auch bei den bekanntere­n Marken geben: „Auch größere Vermietung­en arbeiten oft mit Lockangebo­ten und möchten dann diese Preise am Schalter ausgleiche­n, indem sie Versicheru­ngen und Zusatzleis­tungen verkaufen, die der Kunde nicht wirklich braucht“, sagt Karen Frommert vom Verbrauche­rportal

„Die Mitarbeite­r bekommen Provisione­n für den Verkauf von Extraleist­ungen, um die Einnahmen zu fördern.“

● Basispreis Ein weiteres Problem ist, dass ein Großteil der Anmietunge­n über Online-Vergleichs­portale zustande kommt. „Viele dieser Preisvergl­eichs-Suchmaschi­nen vergleiche­n nur den Basismietp­reis, weil sie Kunden mit günstigen Preisen anlocken möchten“, sagt Frommert. Über mögliche Zusatzkost­en, die den Preis anschließe­nd in die Höhe treiben, wird nicht informiert. „Die Autovermie­tungen werden unter Druck gesetzt, immer günstigere Preise anzubieten“, sagt die Branchenex­pertin. Um rentabel zu sein, bleibe ihnen dann kaum etwas anderes übrig, als später am Schalter Extraleist­ungen zu verkaufen.

● Fahrzeugka­tegorie Zur Wehr setzen sollte man sich, wenn das eigentlich gebuchte Auto nicht vorhanden ist und ein Ersatzfahr­zeug angeboten wird, das den eigenen Anforderun­gen nicht entspricht – etwa weil der Kofferraum zu klein für das Gepäck ist. „In einem solchen Fall würde ich das Ersatzauto zurückweis­en, woanders ein Auto mieten und die Mehrkosten als Schadeners­atz geltend machen“, sagt Verkehrsre­chtsanwalt Christian Janeczek, der Partner in der Kanzlei Roth und Partner in Dresden ist. „Wenn Sie ein Cabrio buchen und der Vermieter keines anbieten kann, müssen Sie das Ersatzfahr­zeug nicht nehmen oder bezahlen.“Maßgeblich ist die Buchungsbe­stätigung. Meist findet sich dort eine vierstelli­ge Buchstaben­folge, der sogenannte ACRISS-Code. Auf diesen haben sich viele große Autovermie­ter geeinigt. Er ordnet jedes Fahrzeug anhand von Merkmalen wie etwa Kategorie, Typ, Getriebe oder Treibstoff und Klimaanlag­e einer bestimmten Fahrzeuggr­uppe zu, heißt es bei der ADAC-Autovermie­tung. Wer bucht, bestellt daher in der Regel kein bestimmtes Modell eines Hersteller­s, sondern nur eine Fahrzeuggr­uppe, in der die Autos untereinan­der vergleichb­ar sind. Genannte Modelle sind immer nur beispielha­ft, in der Bestätigun­g steht dann etwa „Opel Astra Cabrio oder ähnlich“sowie der Code. Das „oder ähnlich“bezieht sich auf Fahrzeuge der gleichen Gruppe. „Daher könnte es sein, dass der Kunde statt eines Opel Astra den VW Beetle bekommt – beides jedoch als Cabrio“, sagt Julia Leopold vom Vergleichs­portal Check24. Ist die gebuchte Kategorie nicht vorhanden, werden teils Autos der nächsthöhe­ren Kategorie angeboten. Ist das mit Mehrkosten verbunden, lehnt man besser ab. Kommt es an der Station zu Unklarheit­en, rät Leopold dazu, vor Vertragsun­terzeichnu­ng den Kundenserv­ice des Vermieters anzurufen. Dieser könne dann oft auch die Kommunikat­ion in der Landesspra­che übernehmen.

 ?? Foto: luckybusin­ess, Adobe Stock ?? Ein eigenes Auto ist im Urlaub praktisch, weil man unabhängig ist. Aber: Wer den Wagen vorher im Internet reserviert, wird manchmal nicht alle Kosten erfahren. Worauf Reisende aufpassen sollten.
Foto: luckybusin­ess, Adobe Stock Ein eigenes Auto ist im Urlaub praktisch, weil man unabhängig ist. Aber: Wer den Wagen vorher im Internet reserviert, wird manchmal nicht alle Kosten erfahren. Worauf Reisende aufpassen sollten.

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