Jetzt gibt es auch einen kleinen Schorsch
Familientag und Schwablantis sind ein echt schwäbischer Genuss – und der Keller Steff wird auch eingebürgert
Burgau So „a Dreggsglomp“– so heißt nicht nur ein Song von 8872, der ältesten Boygroup Süddeutschlands, nein, dass es jetzt am Samstag auch noch regnete, das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Am Vormittag war die Entscheidung gefallen: Der Kultursommer, Teil drei, zieht in die Kapuziner-Halle um. Egal, innerhalb von nur vier Stunden hatten die Organisatoren das komplette Equipment ins Trockene verlagert.
Aber zurück zu 8872 mit Markus Kraus, Michael Smalko, Martin Köhler, Hermann Skibbe und natürlich dem Schorsch alias Karl Bader. Der zeigte sich übrigens äußerst verwundert. Er sei ja heute in der Zeitung gewesen. Nur: „Des gibt’s doch gar et“– das Schiff, das da mit auf dem Bild gewesen sei, das habe er ja gar nicht gesehen und er sei „glei so verschrocka“.
Und dann auch noch das: Trat da auf einmal noch so ein Schorsch, und zwar im Kleinformat, auf die Bühne: Nämlich der „Little Schorsch“. Wo kam denn der nun her? Die Antwort darauf gab der „Little Schorsch“, der neunjährige Alex und natürlich ein Burgauer, gleich selber: „Aus’m Legoland, dau sind ja alle so klein.“Im Singen zeigte der kleine Schorsch dann, was er tatsächlich draufhat: „Little Schorsch“dürfte zweifelsohne zur Kategorie „Mischter 200 Prozent“zählen. So heißt nämlich auch einer der Songs von 8872, die die Band an diesem Abend präsentierte, darunter sieben nagelneue. Da ging es um das „Bett im Maisfeld“, nicht zwischen Blumen und Stroh, sondern im Mais für die Biogasanlagen, der Subventionen und Erträge fließen lassen solle. Einen „Schnitzeltango“gibt es jetzt auch – dazu war mit Dieter Endris am Akkordeon gleich ein Gaststar engagiert. „Panier’s, dann friss i’s“ erzählt von panierten Leberwürsten und was dem Schorsch sonst noch alles schmecken könnte, wenn nur die richtige Panade mit dabei ist. Überhaupt kamen die neuen Songs bestens beim Publikum an. Das sang nämlich spontan mit, obwohl es die Texte eigentlich ja gar nicht kannte. Egal, die Melodien zu den 8872-Hits wie „Sweet Home Alabama“(Er wohnt bei der Mama) oder „Hotel California“(Bled vom Balkon ra) kennt sowieso ein jeder.
Was sagte denn der Keller Steff dazu? „I hab mi prächtig, prächtig amüsiert“, meinte der. Der Keller Steff sei übrigens über die Burgauer, die noch im Hochwassergebiet leben, bereits hinausgewachsen, erklärte Hermann Skibbe. Der Steff kommt nämlich aus Übersee – nicht aus Amerika, sondern aus Übersee am Chiemsee, und ist damit schon ein Stück weiter. Also: Erst mal „Habe d’Ehre“und die Gitarrensaiten krachen lassen. „Auf geht’s, pack’ mer’s“, das sagte der Steff so in etwa mindesten fünf Mal pro Song und so gut wie jeder dieser hatte einen oder mehrere „Mitmachteile“. Das Publikum sang, klatschte und stampfte mit und in jedem Fall weiß es jetzt, dass man die Hackschnitzel für die Hackschnitzelheizung auch selber herstellen kann: Nämlich im Thermomix, Stufe zehn. Nur blöd, dass der Steff sich am Ende in seinen langen Haaren verhedderte und beinahe an seiner Frisur verendet wäre. Eines aber ist sicher: Wäre der Keller Steff ein Burgauer – er hätte ebenfalls das Prädikat „Mischter 200 Prozent“verdient.
Der Nachmittag hatte den Kindern und den Familien gehört. Der wurde begleitet von Darbietungen der Grundschüler der Außenstelle Unterknöringen, der Flötengruppe der Burgauer Musikvereine, der Burgavia und vom Städtischen Jugendblasorchester Burgau. Weiter traten der A-cappella-Chor des St.Thomas-Gymnasiums Wettenhausen auf, Manfred Stanzel erzählte aus seinem Kinderbuch „Prinz Hosibald und das Zauberschwert“und Susanne Zindler-Reichhardt vom Ponyhof Reichhardt in Jettingen zeigte, wie man Müsli und Butter macht und wie man Badesalz herstellt. Auch die Jugend des Trachtenvereins Burgau präsentierte sich und seit dem anschließenden Tanzworkshop weiß man jetzt auch, wie man zu einer Pattycake-Polka tanzt. Und man muss nicht immer das passende Schuhwerk mit dabei haben. Das funktioniert auch hervorragend in Flip-Flops, wie Kulturamtsleiter Stefan Siemons bewies.
Sogar Radio 7-Moderator Jack Krispin, der durch den Nachmittag führte, zeigte sich angetan: „Es ist unglaublich, was da in Burgau abgeht.“
Ein echter „Mischter 200 Prozent“
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