Regen regt die Burgauer nicht auf
Mit dem Auftritt von Willy Astor geht die Veranstaltungsreihe wie geplant unter freiem Himmel zu Ende. Was die Veranstalter zu einer möglichen Fortsetzung sagen
Burgau Am Sonntag ging die vierte Auflage des Burgauer Kultursommers zu Ende. Nach Tag drei, wetterbedingt in der Kapuziner-Halle mit den Herren von 8872, einem großen und einem kleinen Schorsch, sowie dem Keller Steff vom Chiemsee (wir berichteten), fand der letzte Tag wieder im Schlosshof statt. Eine mutige Entscheidung. Aber wenn der Wetterbericht schon einen trockenen Abend ankündigt, dann sollte man sich das einzigartige Flair des Schlosshofs nicht entgehen lassen. Und schon gar nicht, wenn Willy Astor dort angesagt ist.
Der sah das genauso: „Charmanter geht’s nicht – mit Blick auf das Schwabenland und seine Köpfe.“Er habe in Burgau ja schon so viel erlebt und mit dem Hermann Skibbe auch schon vieles verbrochen, dass er eigentlich „scho a bisserl“ein Wahl-Burgauer sei. Darum habe er es sich nicht nehmen lassen – anderthalb Tage sei er dafür dagesessen, ein Lied über Burgau zu schreiben. Der Text mit „Oooh Burgau, du bist so wie du bist“entpuppte sich dann doch nicht ganz so umfangreich, wie zunächst angekündigt.
mit dem Lied in a-Dur, nämlich „Rom-a-Dur“oder das in a-Moll, „Paracet-a-Moll“, das wollte Willy Astor dann lieber lassen. Dafür weiß das Publikum jetzt, dass man, wenn man nach Holland fliegt, wahnsinnig gut mit dem Flieger „nieder landen“könne.
Etwas irritiert zeigte der Wortkünstler sich dann doch, als es während seiner Tiergeschichten von oben herab zu klappern begann. Nein, es war keine Drohne, die sich hier bemerkbar machte. Vielmehr waren es die Burgauer Störche, die nun neugierig über dem Schlosshof kreisten. Astor kommentierte das spontan: „Servus. Storch, was kommt von draußen rein“, „es klappert am Abend der Storch – horch“und „Horch a mal schnell in den Storch rein, der kommt aus Franken, auch Forchheim.“Seine Wespengeschichte folgte dann später, die Störche hatten den Willy offensichtlich etwas aus dem Konzept gebracht.
Bei seinem trockenen, hintergründigen Humor und seinen Wortund Buchstabenspielereien griff er „nur ganz leicht“unter die Gürtellinie und vor allem hieß es: Erst überlegen und dann lachen und nicht umgekehrt. „Ihr seid’s ein ganz nettes Publikum, ihr lacht’s auch, wenn’s gar nicht lustig ist.“Gut, manchmal wollte der Funke nicht gleich und sofort auf das Publikum überspringen. Vielleicht lag das auch an seinem Auftritt kurz zuvor bei der nicht ganz so lustigen Demonstration in München, von dem er soeben in die Markgrafenstadt gekommen war. Egal: Das Publikum zeigte sich bestens amüsiert und ließ sich auch von dem einsetzenden Regen nach der Pause nicht abschrecken.
Wer einen Schirm dabei hatte, spannte ihn auf, wer nicht, der wurde halt nass. Schade, dass es dann am Ende wie aus Kübeln schüttete. Das hielt jedoch niemanden davon ab, zum Lied von den Kaulquappensocken a la „Guantanamera“mit einzustimmen. Immerhin: Bei seiner Instrumentalnummer „Nautilus“, in der Astor ein Unterseeboot beschreibt, das durch die Tiefen der Meere gleitet, sorgte das Rauschen des strömenden Regens für beste Begleitung. „Man muss eben hart sein“, so sah es ein Burgauer.
Mit dem vierten Burgauer Kultursommer liegen vier gewaltige Tage mit einem Mix für und von Generationen zurück: Von der achtjährigen Harfespielerin über KlariDas nettenvirtuosen, Rockmusiker und Liedermacher bis hin zu Kirchenchor und Staatsoperntenor. Nicht zu vergessen sind die Tanzgruppen der Burgavia und natürlich der große Schorsch und der „Little Schorsch“. „Cultureclashing auf hohem Niveau – wie man in Schwaben sagt“, nennt es Hermann Skibbe, der zusammen mit Frank Hammerschmidt den Kultursommer organisiert hat.
Wird es auch einen fünften Kultursommer geben? „Wir planen momentan zwei andere Events mit ähnlichem Charakter“, erklärt Skibbe und fährt fort: Für Planungen in Burgau wäre eine längere Terminierung wünschenswert. In diesem Jahr hätten die Organisatoren das Programm erst im März zusammenstellen können, eigentlich eine „Mission impossible“, eine unmögliche Mission. Aber gerade deswegen könne man auf die vergangenen vier Tage besonders stolz sein.
Das dürfen Skibbe und Hammerschmidt allemal, das haben sowohl Gespräche mit den Gästen der vier Veranstaltungen als auch die jeweiligen Besucherzahlen – selbst im Regen – gezeigt. „Wir kennen jetzt alle Wetter-Apps auf dem Markt, eine gute war nicht dabei“, fügt Skibbe hinzu.