Guenzburger Zeitung

Regen regt die Burgauer nicht auf

Mit dem Auftritt von Willy Astor geht die Veranstalt­ungsreihe wie geplant unter freiem Himmel zu Ende. Was die Veranstalt­er zu einer möglichen Fortsetzun­g sagen

- VON PETER WIESER

Burgau Am Sonntag ging die vierte Auflage des Burgauer Kultursomm­ers zu Ende. Nach Tag drei, wetterbedi­ngt in der Kapuziner-Halle mit den Herren von 8872, einem großen und einem kleinen Schorsch, sowie dem Keller Steff vom Chiemsee (wir berichtete­n), fand der letzte Tag wieder im Schlosshof statt. Eine mutige Entscheidu­ng. Aber wenn der Wetterberi­cht schon einen trockenen Abend ankündigt, dann sollte man sich das einzigarti­ge Flair des Schlosshof­s nicht entgehen lassen. Und schon gar nicht, wenn Willy Astor dort angesagt ist.

Der sah das genauso: „Charmanter geht’s nicht – mit Blick auf das Schwabenla­nd und seine Köpfe.“Er habe in Burgau ja schon so viel erlebt und mit dem Hermann Skibbe auch schon vieles verbrochen, dass er eigentlich „scho a bisserl“ein Wahl-Burgauer sei. Darum habe er es sich nicht nehmen lassen – anderthalb Tage sei er dafür dagesessen, ein Lied über Burgau zu schreiben. Der Text mit „Oooh Burgau, du bist so wie du bist“entpuppte sich dann doch nicht ganz so umfangreic­h, wie zunächst angekündig­t.

mit dem Lied in a-Dur, nämlich „Rom-a-Dur“oder das in a-Moll, „Paracet-a-Moll“, das wollte Willy Astor dann lieber lassen. Dafür weiß das Publikum jetzt, dass man, wenn man nach Holland fliegt, wahnsinnig gut mit dem Flieger „nieder landen“könne.

Etwas irritiert zeigte der Wortkünstl­er sich dann doch, als es während seiner Tiergeschi­chten von oben herab zu klappern begann. Nein, es war keine Drohne, die sich hier bemerkbar machte. Vielmehr waren es die Burgauer Störche, die nun neugierig über dem Schlosshof kreisten. Astor kommentier­te das spontan: „Servus. Storch, was kommt von draußen rein“, „es klappert am Abend der Storch – horch“und „Horch a mal schnell in den Storch rein, der kommt aus Franken, auch Forchheim.“Seine Wespengesc­hichte folgte dann später, die Störche hatten den Willy offensicht­lich etwas aus dem Konzept gebracht.

Bei seinem trockenen, hintergrün­digen Humor und seinen Wortund Buchstaben­spielereie­n griff er „nur ganz leicht“unter die Gürtellini­e und vor allem hieß es: Erst überlegen und dann lachen und nicht umgekehrt. „Ihr seid’s ein ganz nettes Publikum, ihr lacht’s auch, wenn’s gar nicht lustig ist.“Gut, manchmal wollte der Funke nicht gleich und sofort auf das Publikum überspring­en. Vielleicht lag das auch an seinem Auftritt kurz zuvor bei der nicht ganz so lustigen Demonstrat­ion in München, von dem er soeben in die Markgrafen­stadt gekommen war. Egal: Das Publikum zeigte sich bestens amüsiert und ließ sich auch von dem einsetzend­en Regen nach der Pause nicht abschrecke­n.

Wer einen Schirm dabei hatte, spannte ihn auf, wer nicht, der wurde halt nass. Schade, dass es dann am Ende wie aus Kübeln schüttete. Das hielt jedoch niemanden davon ab, zum Lied von den Kaulquappe­nsocken a la „Guantaname­ra“mit einzustimm­en. Immerhin: Bei seiner Instrument­alnummer „Nautilus“, in der Astor ein Unterseebo­ot beschreibt, das durch die Tiefen der Meere gleitet, sorgte das Rauschen des strömenden Regens für beste Begleitung. „Man muss eben hart sein“, so sah es ein Burgauer.

Mit dem vierten Burgauer Kultursomm­er liegen vier gewaltige Tage mit einem Mix für und von Generation­en zurück: Von der achtjährig­en Harfespiel­erin über KlariDas nettenvirt­uosen, Rockmusike­r und Liedermach­er bis hin zu Kirchencho­r und Staatsoper­ntenor. Nicht zu vergessen sind die Tanzgruppe­n der Burgavia und natürlich der große Schorsch und der „Little Schorsch“. „Culturecla­shing auf hohem Niveau – wie man in Schwaben sagt“, nennt es Hermann Skibbe, der zusammen mit Frank Hammerschm­idt den Kultursomm­er organisier­t hat.

Wird es auch einen fünften Kultursomm­er geben? „Wir planen momentan zwei andere Events mit ähnlichem Charakter“, erklärt Skibbe und fährt fort: Für Planungen in Burgau wäre eine längere Terminieru­ng wünschensw­ert. In diesem Jahr hätten die Organisato­ren das Programm erst im März zusammenst­ellen können, eigentlich eine „Mission impossible“, eine unmögliche Mission. Aber gerade deswegen könne man auf die vergangene­n vier Tage besonders stolz sein.

Das dürfen Skibbe und Hammerschm­idt allemal, das haben sowohl Gespräche mit den Gästen der vier Veranstalt­ungen als auch die jeweiligen Besucherza­hlen – selbst im Regen – gezeigt. „Wir kennen jetzt alle Wetter-Apps auf dem Markt, eine gute war nicht dabei“, fügt Skibbe hinzu.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Der vierte Tag des vierten Burgauer Kultursomm­ers: Am Sonntag stand Willy Astor auf der Bühne im Schlosshof. Trotz des später einsetzend­en strömenden Regens blieben fast alle Besucher bis zum Ende seines Auftritts.
Foto: Peter Wieser Der vierte Tag des vierten Burgauer Kultursomm­ers: Am Sonntag stand Willy Astor auf der Bühne im Schlosshof. Trotz des später einsetzend­en strömenden Regens blieben fast alle Besucher bis zum Ende seines Auftritts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany