Himmel, Highlife, Hallelujah
Teilnehmer der Gesangsklasse der Musikschule Günzburg gaben einen Einblick in die „Faszination Stimme“
Günzburg Es gilt und man weiß es: Nur wenige sind berufen und noch weniger auserwählt. Ein verflixt schwerer, dorniger und vor allem langer Weg ist es, auf den Spuren von Diana Damrau oder Jonas Kaufmann zu wandeln. Für die meisten der Gesangsklasse von Opernsängerin und Gesangspädagogin Danuta Debski wird deshalb der Weg das Ziel sein, die Freude am Gesang, dem Singen als Sprache der Gefühle und des Herzens, dem Erlernen der Grammatik des Singens: Atemtechnik, Stimmbildung, Musiklehre. Unterstützt von der vorteilhaften Akustik der Günzburger Hofkirche, und instrumental begleitet von Lehrern und fortgeschrittenen Schülern, gaben zehn Studierende der Gesangsklasse Einblick in das, was ihnen ihre Maestra an sängerischer Potenz so quasi aus Zwerchfell und Stimmbändern gelockt hat.
Und sie selbst ging mit nachahmenswertem Beispiel voran. Verströmte mit Caccinis „Ave Maria“himmlisch glorioses Flair von der Orgelempore, umleuchtet von purer Sinnlichkeit. Dem Vogelfänger-Papageno von Bariton Andreas Wiborg war sie die Zauberflöten-Pamina – mit „Jugend musiziert“- Preisträgerin Laura Hübner als Klavierbegleiterin. Und Andreas Warneke, einem „gestandenen Mannsbild“mit Bassbaritonbefähigung, die in schwindelerregende Sopranhöhe vordringende Partnerin in „Phantom der Oper“.
Vielbeschäftigt das Geschwistertrio Leonie, Maxi und Clara Wiedemann: Neben einem berührenden Liebesduett aus Monteverdis „Poppea“, dem leisen, zarten und traumverlorenen „Blumenduett“aus „Lakmé“, ging es mit „Walking in the air“und „Dream a little dream“auch noch auf Pop-Schmusekurs. Hymnisch liedhafte Innigkeit mit leisem Vorweihnachtsfeeling brachte Samira-Fay Winter in César Franks „Panis angelicus“ins sangliche Spiel, poppig aufgemischt mit „Walking in the air“, Musik zum Animationsfilm „Snowman“.
Stimmlich gefühlsstark und bewegend widmete sich Veronika Schmidt Bizets abgeklärter Sehnsuchts-Edelversion „Habanera“aus seiner „Carmen“, wechselte dann aber zu Whitney Houstons Nummer-eins-Hit „Saving all my love for you“. Instrumentalsolistisch ließ Robert Bareis seine Harfe eine Chaconne singen, bevor dann softmetallische vocal-flows und die Zentralgestirne zeitgemäßen LifestyleSchicks die Seelen schmelzen ließen. Franziska Reiher mit einer schlicht anmutenden, gefühlserregenden „I see fire“-Geschichte, Paula Reiters unter die Haut gehende Herz-, Gefühlsund Seelentiefe in „All of me“und natürlich Cohens avantgardästhetisch ausgeschmücktes „Hallelujah“.
Den Himmel des Showbiz-Entertainments, mit einer gehörigen Portion Broadway-Highlife im Las Vegas-Profil, eroberte Alexander Kugler, von Gitarre und eigenhändiger Perkussion begleitet, mit Bobby Hebbs Soulsong „Sunny“und dem Outing in Stings „Englishman in New York“. „You could end up as the only one!“verkündete er siegesbewusst, das Lächeln eines winners ausstrahlend – und fast wäre er es geworden, the only one – wäre da nicht das Geige spielende Geschwisterpaar Soraya und Estelle Weber gewesen, das mit fulminantem, geradezu exzentrischen Furor, mit blutvoller Rhetorik und leidenschaftlicher Sinnlichkeit im dritten Satz von Beriots „Duo concertante“für zwei Violinen auftrumpfte. Eine Bravournummer, die einen buchstäblich vom Sitz riss. Belohnt mit einer Bravo-Kaskade des Publikums. Von diesen beiden, so ist zu vermuten, wird wohl noch zu hören sein. Die voll besetzte Hofkirche war begeistert von dem zur Show gestellten Talentpotenzial und feierte den jungen – und auch nicht mehr ganz jungen – Nachwuchs mit lang anhaltendem Beifall.