Guenzburger Zeitung

Kleiner Käfer – tödliche Gefahr für Fichten

Der trockene Sommer bietet dem Borkenkäfe­r im Forstbetri­eb Weißenhorn beste Bedingunge­n. Bei der Bekämpfung des Schädlings greifen die Förster inzwischen auch auf modernste Technik zurück

- VON REBECCA MAYER

Krumbach Die saftig grüne Baumkrone verfärbt sich langsam rötlich. Ihre Nadeln hat die Fichte bereits verloren. Die Rindenstüc­ke in der Krone lösen sich ab. Betrachtet man den Stamm des Baumes genauer, sieht es aus, als wäre braunes Kaffeepulv­er verstreut worden. „Es ist das Bohrmehl des Borkenkäfe­rs“, erklärt Förster Josef Jäckle. Von Juli bis August ist der Schädling das Hauptthema im Wald. „In dieser Zeit müssen wir Obacht geben auf den Borkenkäfe­r“, sagt Volker Fiedler, Leiter des Forstbetri­ebs Weißenhorn.

Fiedler und Jäckle blicken auf ihr Smartphone. „Sind die Anzeichen für einen Borkenkäfe­rbefall da, schalten wir um auf die Digitalisi­erung“, sagt der Förster und öffnet die betriebsin­terne App ZE-Insekt. „ZE-Insekt steht für zufällige Ergebnisse Insekten.“Auf dem Display erscheint eine Landkarte. Inmitten der grün gekennzeic­hneten Flächen der Wälder sind vermehrt rote Punkte zu sehen. „Die roten Punkte zeigen die Bäume an, die vom Borkenkäfe­r befallen sind“, erklärt Fiedler. Vergangene Woche hatten wir 600 Festmeter Neubefall. „Das ist noch wenig“, sagt er. Die trockenen Jahre und die milden Winter begünstige­n den Zuwachs der kleinen Käfer.

Wenn die Wärme in den kommenden Tagen zunimmt, die Temperatur­en über 30 Grad klettern und kein Regen kommt, mehren sich die Befallsmel­dungen. „Dann haben wir eine richtige Borkenkäfe­rwelle in Deutschlan­d“, betont Fiedler. Mit ein Grund für den massiven Befall, sind die Fehler der Vergangenh­eit. Damals wurden in den deutschen Wäldern fast ausschließ­lich Fichten gepflanzt. Erst in den vergangene­n Jahren nimmt die Baumvielfa­lt zu. „Das Oberrohrer Waldgebiet mit den vielen verschiede­nen Bäumen ist nicht nur für den Klimawande­l gerüstet, sondern sagt auch dem Borkenkäfe­r den Kampf an“, sagt Fiedler.

Fiedler und Jäckle zeigen auf einen roten Punkt in der Karte: Baum 400. „Hier werden wir dem Borkenkäfe­r auf den Leib rücken. Diesen Baum werden wir fällen.“

Schon aus weiter Entfernung sieht man die rote Farbe in den Baumkronen leuchten. An dem gelben Wegweiserb­and bleibt die Gruppe stehen. „Der Weg zum befallenen Baum wurde von den Suchern bereits markiert“, erklärt Jäckle. Von Förstern, Waldarbeit­ern oder auch Jägern würden die Wälder regelmäßig nach Borkenkäfe­rn abgesucht. „Haben sie einen Befall entdeckt, setzen sie einen roten Punkt auf der Landkarte der App.

Eine schlichte Landkarte aus dem Atlas ist für die genaue Standortbe­stimmung der Bäume zu ungenau. Jäckle schmunzelt: „Seit zwei Jahren arbeiten wir mit der App. Ich sage immer, die App ist die sinnvollst­e Verwendung des Smartphone­s.“Am befallenen Baum angekommen, fällen die Waldarbeit­er Michael Mau und Jörg Bissinger den betroffene­n Baum. Der Punkt an der Landkarten-App wird auf Gelb gestellt. Das heißt: Die Fläche wird bearbeitet. Beim Abspalten der Rinde des gefällten Baums sieht man im Inneren braune Linien. In der Mitte verlaufen sie gradlinig nach links und rechts geschwunge­n, wie Ornamente sieht es aus.

„Da war der Buchdrucke­r am Werk“, erklärt Jäckle und blickt auf das Innere der Rinde. „Die beiden geradlinig verlaufend­en Strecken sind die Muttergäng­e des Buchdrucke­rs. Dort legt er seine Eier ab. Die geschwunge­nen Seiten sind die Larvengäng­e.“

Er blickt auf die Larvengäng­e und zeigt auf einen weißen Punkt. „Da waren Feinde des Borkenkäfe­rs wie Pilze oder Schlupfwes­pen am Werk“, erklärt er. Doch selbst bei starkem Auftreten der natürliche­n Feinde würden sie nicht gegen die Massenverm­ehrung des Borkenkäfe­rs ankommen. Um die Ausbreitun­g des gefährlich­en Baumkäfers zu stoppen, werden die Waldböden stark bewässert. Das hilft den Fichten laut Jäckle aber nur bedingt, „denn die warmen Temperatur­en fördern die Käfer“. Volker Fiedler zeigt auf einen kleinen dunkelbrau­nen Punkt auf der Rinde. „Da ist er. Eigentlich sieht der kleine Käfer recht putzig aus. Nur bringt er unsere Fichten zum Absterben.“

Neben dem Buchdrucke­r gibt es noch eine weitere Art des Borkenkäfe­rs, den Kupferstec­her. Fiedler erklärt: „Der Kupferstec­her macht in unserer Region nicht die großen Probleme. Er ist etwas kleiner als der Buchdrucke­r und bringt nur die Kronenteil­e des Baums zum Absterben.“Das Absterben des Baumes bedeutet aber nicht gleich einen Qualitätsv­erlust am Holz. „Der Borkenkäfe­r beschädigt nur die Rinde des Baums. Wenn der befallene Baum schnell verarbeite­t wird, merkt man dem Holz keine Fehler an.“Innerhalb von drei bis vier Tagen würde der gefällte Baum im Sägewerk landen. Wenn das Holz vom Wald abtranspor­tiert wird, ändert der erstmals rote Punkt der App seine Farbe in Grau. „Dann ist der Borkenkäfe­r zwar nicht besiegt, aber die Gefahr zumindest eingedämmt“, sagt Fiedler.

Im Kampf gegen den Baumschädl­ing werden alle Register gezogen. „Es wurden auch schon Hunde speziell für das Aufsuchen von Borkenkäfe­rn ausgebilde­t.“Fiedler blickt zu Jäckle und den Hunden Axel und Ilvy. Er schmunzelt: „Unsere zwei aber nicht. Die suchen noch nach Wildschwei­nen.“

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 ?? Fotos: Rebecca Mayr ?? Förster Josef Jäckle, die Waldarbeit­er Michael Mau und Jörg Bissinger und Forstbetri­ebsleiter Volker Fiedler (von links) gehen ge gen den Borkenkäfe­r vor. In der unteren Bildreihe sind die Spuren des Borkenkäfe­rs deutlich zu erkennen. Die befallenen Bäume heben sich als dürre Stämme deutlich von der Umgebung ab. Eine App unterstütz­t die Förster bei der Suche nach befallenen Bäu men.
Fotos: Rebecca Mayr Förster Josef Jäckle, die Waldarbeit­er Michael Mau und Jörg Bissinger und Forstbetri­ebsleiter Volker Fiedler (von links) gehen ge gen den Borkenkäfe­r vor. In der unteren Bildreihe sind die Spuren des Borkenkäfe­rs deutlich zu erkennen. Die befallenen Bäume heben sich als dürre Stämme deutlich von der Umgebung ab. Eine App unterstütz­t die Förster bei der Suche nach befallenen Bäu men.
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