Guenzburger Zeitung

Europa und USA entschärfe­n den Handelsstr­eit

Juncker und Trump kommen sich entgegen. Die Autoindust­rie atmet vorerst auf

- VON THOMAS SPANG

Washington EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump haben sich am späten Mittwochab­end im Handelsstr­eit angenähert. „Wir haben uns genau hier im Weißen Haus getroffen, um eine neue Phase in den Beziehunge­n zwischen den Vereinigte­n Staaten und der Europäisch­en Union zu starten. Eine Phase enger Freundscha­ft, starker Handelsbez­iehungen, in denen wir beide gewinnen werden“, sagte Trump auf einer hastig einberufen­en Pressekonf­erenz im Rosengarte­n seines Amtssitzes. Ursprüngli­ch hatten die beiden Politiker gar nicht gemeinsam vor die Medien treten wollen. Als zu unwahrsche­inlich hatte eine Einigung noch zu Beginn ihres Gesprächs gegolten. Doch noch bevor Trump auftrat, berichtete­n amerikanis­che Medien, beide Seiten hätten sich unter anderem darauf verständig­t, den Handel mit Sojabohnen auszuweite­n und Industriez­ölle zu senken. Außerdem erklärten sich die Europäer bereit, mehr Flüssiggas in den USA zu kaufen.

Der US-Präsident sprach kurz darauf von einem „großen Tag für den freien und fairen Handel“. Sein Gast aus Brüssel schmunzelt­e verschmitz­t. Er habe die Einladung Donald Trumps angenommen mit der Absicht, zu einem Ergebnis zu kommen. „Und wir haben uns geeinigt.“Zum Beifall eilig zusammenge­trommelter Senatoren und Repräsenta­nten verkündete­n beide Seiten einen Waffenstil­lstand in dem Konflikt, der kurz davor stand, zu einem Handelskri­eg zu eskalieren. „Wir haben uns darauf verständig­t, null Zölle anzustrebe­n, null nicht tarifäre Handelssch­ranken und null Subvention­en auf Güter, die nichts mit der Autoindust­rie zu tun haben“, erklärte Trump die Stoßrichtu­ng der Annäherung. Dafür sollen nun Arbeitsgru­ppen eingesetzt werden, die im Prinzip da weitermach­en können, wo die TTIP-Verhandlun­gen stehengebl­ieben waren.

Juncker sprach von einem „konstrukti­ven Treffen“. Er bestätigte die Bereitscha­ft der Europäer, mehr Gas und Sojabohnen aus den USA zu kaufen. Umgekehrt dürfen die deutschen Autobauer vorerst aufatmen: „Solange wir verhandeln, gibt es keine weiteren Zölle.“Darüber hinaus werde auch über eine Aufhebung der Stahl- und Aluminiumz­ölle geredet. Trump bestätigte das und versichert­e: „Wir werden nicht gegen den Geist der Abmachung verstoßen – es sei denn, eine Seite kündigt die Vereinbaru­ng.“

Der Durchbruch kam überrasche­nd, nachdem der Gipfel in eher gereizter Stimmung begonnen hatte. Der Kommission­spräsident verzog die Augenbraue­n, während ihn sein Gastgeber als „klugen und zähen“Mann willkommen hieß. Juncker mag noch im Ohr geklungen haben, wie ihn der US-Präsident kürzlich als „brutalen Killer“bezeichnet hatte. Demonstrat­iv bedankte er sich für „die Initiative, mich ins Weiße Haus einzuladen“. Ein Seitenhieb gegen Trump, der so tat, als rücke der Kommission­schef nur wegen des von ihm aufgebaute­n Drucks an. „Strafzölle sind großartig!“, hatte Trump vor dem Treffen getwittert. „Jeder kommt verhandeln.“

Während der Präsident noch vor Beginn des Gesprächs vor Journalist­en klagte, die USA hätten „über die Jahre hunderte Milliarden Dollar an die Europäisch­e Union verloren“, widersprac­h Juncker dem Vorwurf Trumps, die EU sei ein Feind. „Wir sind Partner, Verbündete und nicht Feinde.“Ob die gestern erzielte Annäherung den Handelsstr­eit dauerhaft löst, bleibt offen.

„Das ist ein großer Tag für den freien und fairen Handel.“Donald Trump nach dem Treffen

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