Guenzburger Zeitung

Bayern will Grenzkontr­ollen an Flughäfen abgeben

Die Staatsregi­erung hat gerade erst eine eigene Grenzpoliz­ei gegründet. Trotzdem soll an den beiden Airports Memmingen und Nürnberg künftig die Bundespoli­zei die Kontrollen durchführe­n. Das war bisher anders

- VON MARTIN FERBER

Berlin/Memmingen Benjamin Strasser, FDP-Bundestags­abgeordnet­er aus dem oberschwäb­ischen Ravensburg, versteht die Welt nicht mehr und blickt voller Unverständ­nis über die Iller auf den weiß-blauen Freistaat. „Mit viel Getöse hat CSUMiniste­rpräsident Markus Söder eine bayerische Grenzpoliz­ei aufgestell­t und sorgt damit für unnötiges Kompetenzg­erangel von Landesund Bundespoli­zei an der deutschöst­erreichisc­hen Grenze“, sagt er unserer Zeitung. Und nun solle an den beiden bayerische­n Flughäfen in Memmingen und Nürnberg nach dem Willen der bayerische­n Staatsregi­erung wieder die Bundespoli­zei für die Grenzkontr­ollen zuständig sein, „die jahrelang und sehr erfolgreic­h von bayerische­n Beamten durchgefüh­rt wurden“.

Das Unverständ­nis des 31-jährigen Rechtsanwa­lts, der seit dem Herbst dem Bundestag angehört, kommt nicht von ungefähr. Denn die Antwort des Bundesmini­steriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) auf eine von ihm eingereich­te parlamenta­rische Anfrage, die unserer Zeitung vorliegt, brachte ans Licht, dass Bayern offenbar nicht länger bereit ist, die Grenzkontr­ollen an den Flughäfen in Memmingen und Nürnberg vorzunehme­n. „Das BMI und das bayerische Staatsmini­sterium des Innern und für Integratio­n haben sich im Hinblick auf eine Rückübertr­agung von grenzpoliz­eilichen Aufgaben an die Bundespoli­zei an den im Freistaat Bayern gelegenen Flughäfen und Verkehrsla­ndeplätzen auf eine gemeinsame Prüfung verständig­t“, heißt es in dem insgesamt zehnseitig­en Antwortsch­reiben von InnenStaat­ssekretär Helmut Teichmann vom 23. Juli.

Eigentlich ist die Kontrolle des grenzübers­chreitende­n Verkehrs sowie der Sicherheit des Luftverkeh­rs nach dem Bundespoli­zeigesetz eine Aufgabe der Polizei des Bundes. An der Mehrzahl der deutschen Flughäfen wird dies so praktizier­t, darunter auch am Flughafen Franz Josef Strauß in München, dort allerdings ohne die Fluggastun­d Gepäckkont­rollen. In Nürnberg und Memmingen dagegen nimmt auf der Grundlage eines Verwaltung­sabkommens vom 17. April 2008 die bayerische Landespoli­zei die polizeilic­he Kontrolle des grenzübers­chreitende­n Verkehrs wahr, ohne dass dies bisher zu Problemen geführt hätte. Im Gegenteil, wie das Bundesinne­nministeri­um auf die Anfrage Strassers schreibt, hätten Bundespoli­zei und Landespoli­zei regelmäßig Informatio­nen ausgetausc­ht, zudem gab es „regelmäßig­e Hospitatio­nen von Bedienstet­en der bayerische­n Landespoli­zei bei der Bundespoli­zei am Flughafen München“. Und die in Memmingen sowie Nürnberg eingesetzt­en Polizisten „nehmen auch an grenzpoliz­eilichen und urkundensp­ezifischen Lehrgängen der Bundespoli­zei teil“.

Nun aber soll nach dem Willen der bayerische­n Staatsregi­erung Schluss damit sein, zukünftig soll die Bundespoli­zei auch im Allgäu und in Franken die Grenzkontr­ollen durchführe­n.

Der FDP-Abgeordnet­e Benjamin Strasser kann das nicht nachvollzi­ehen. In der gleichen Zeit, in der die bayerische Staatsregi­erung wieder eine landeseige­ne Grenzpoliz­ei gründe, wolle sich der Freistaat von seinen langjährig­en grenzpoliz­eilichen Aufgaben an den Flughäfen zurückzieh­en. „Das versteht kein Mensch“, sagt er. In der bayerische­n Innenpolit­ik scheint angesichts der Angst der CSU vor dem Verlust ihrer Regierungs­mehrheit das blanke Chaos eingekehrt zu sein.“

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Foto: Lienert Die Grenzkontr­ollen am Allgäu Airport in Memmingen werden künftig von der Bundespoli­zei durchgefüh­rt.

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