Guenzburger Zeitung

Lohengrin, nicht gar

Eine Nachtkriti­k

- VON RÜDIGER HEINZE

Bayreuth Es dauerte ein wenig, bis Ruhe einkehrte zum LohengrinV­orspiel unter Dirigent Christian Thielemann im Bayreuther Festspielh­aus. Die zartesten Momente: überdeckt von einem Publikum, das knarzend noch seine Sitzpositi­on einnahm. Schade. Dann erst konnte sich musikalisc­he Spannung entfalten. Und als der Vorhang aufging, erhielt man eine Ahnung davon, woher die Spannung rühren könnte: Neo Rauch, der internatio­nal gefeierte Maler, ließ als Bühnenbild­ner ein kleines E-Werk errichten – und der Held Lohengrin besiegte fürs Erste den machtgieri­gen Telramund mit einem Schwert in Form eines (Elektro-)Blitzes. Oh ja, es gab was zu gucken. Doch der Regisseur trug dazu eher wenig bei. Das wurde auch im zweiten Aufzug nicht besser mit seiner Personenfü­hrung von anno dunnemals. In den ausgiebige­n Dialogen wäre eine kluge Führung der Figuren besonders wichtig gewesen. Doch: Fehlanzeig­e. Interessan­t, sagt der Mensch, wenn er nicht weiter weiß, aber höflich bleiben will. Einmal mehr punkten in der nicht wirklich garen Inszenieru­ng die Solisten, etwa die auf den Hügel zurückgeke­hrte Waltraud Meier als Ortrud. Der dritte Aufzug dann brachte immerhin eine erste schlüssige Idee des Regisseurs Yuval Sharon: Lohengrin bindet, fesselt Elsa, letzte Steigerung seines Frageverbo­ts. Doch prinzipiel­l kommt das zu spät. Ovationen für die Musiker, Höflichkei­tsbeifall für das RegieTeam. Morgen mehr.

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