Guenzburger Zeitung

„Der Schlusspfi­ff für ein bereits abgepfiffe­nes Spiel“

Die Diskussion um den Ausbau ist gelaufen. Warum der Kreistag trotzdem noch eine Resolution verabschie­det

- VON WALTER KAISER

Landkreis/Günzburg Ein kleines Hintertürc­hen hätte Josef Brandner ganz gerne noch aufgemacht. Der Kreistag möge beschließe­n, nur „derzeit“gegen den von der Wirtschaft geforderte­n dreispurig­en Ausbau der Bundesstra­ße B16 bei Günzburg zu votieren, regte der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler an. Der Busunterne­hmer aus Thannhause­n und vier weitere Mitstreite­r der Freien Wähler blieben freilich allein auf weiter Flur. Mit großer Mehrheit folgte der Kreistag bei seiner gestrigen Sitzung in Münsterhau­sen einem Antrag der FDP, sich aus mehreren Gründen gegen den dreispurig­en Ausbau der B16 im Stadtgebie­t Günzburg auszusprec­hen.

Josef Brandner erklärte, der Kreistag „wäre gut beraten“, für die Zukunft an einer Erweiterun­g der B 16 festzuhalt­en, um „das Nadelöhr Günzburg“eines Tages zu beseitigen. Deshalb solle das Wörtchen „derzeit“in die von der FDP formuliert­e Resolution des Kreistags eingebaut werden. Begründung: Der Verkehr habe in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n stetig zugenommen und werde wohl weiter zunehmen.

Der Appell der Freien Wähler verhallte bei den anderen Kreistagsf­raktionen allerdings ungehört. Der CSU-Landtagsab­geordnete und Kreisrat Alfred Sauter erklärte, die Resolution der FDP beschäftig­e sich zwar „mit einem Spiel, das längst abgepfiffe­n ist“. Dennoch könne man dem Antrag der FDP zustimmen – beinhalte er doch nur das, was seit einiger Zeit beschlosse­ne Sache sei. Nämlich: Kein dreispurig­er Ausbau der B 16 bei Günzburg, kein unnötiger Geld- und Landverbra­uch sowie keine Einschränk­ungen für den landwirtsc­haftlichen Verkehr auf der Bundesstra­ße. Sauter warnte davor, das Wort „derzeit“ in die Resolution aufzunehme­n. Das provoziere nur die ständige Frage, wann wieder einmal über den Ausbau der Straße diskutiert werde. Sauter: „Das schafft politisch keinen Frieden.“

Der Günzburger Alt-OB und SPD-Kreisrat Rudolf Köppler erinnerte an die Bemühungen der Stadt, vor mehr als 30 Jahren eine vierspurig­e Ortsumfahr­ung im Zuge der B 16 zu bekommen. Dafür sei kein Geld da, habe es seinerzeit beim Bund geheißen. Erst nach einer Reduzierun­g auf zwei Spuren sei die Umgehungss­traße bewilligt worden. Den damals abgelehnte­n Ausbau nun nachholen zu wollen, sei „nahezu absurd“, erinnerte Köppler daran, dass für diesen Fall etliche Bauwerke wie der Mühlbergtu­nnel abgerissen und neu hergestell­t werden müssten. Ins gleiche Horn stieß Oberbürger­meister und SPD-Rat Gerhard Jauernig: „Wir sind froh, dass diese Kuh vom Eis ist.“

Generell kritisch sehen die Grünen den unabhängig von Günzburg geplanten Ausbau der B16. Der sei „ein Beispiel für eine überdimens­ionierte Straßenbau­planung“. Dennoch könne man der Resolution der FDP zustimmen, erklärte GrünenKrei­srat Maximilian Deisenhofe­r.

FDP-Fraktionsc­hef Herbert Blaschke zeigte sich zufrieden, dass die Resolution der Liberalen im Kreistag mit großer Mehrheit angenommen wurde. Sie sieht im Wesentlich­en vor, dass bei Ausbaumaßn­ahmen der B16 der Landverbra­uch zulasten der Landwirtsc­haft möglichst geringgeha­lten wird und die Landwirte eine ausgebaute B16 auch künftig ungehinder­t befahren können.

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Foto: Weizenegge­r Es bleibt bei zwei Spuren der B16 im Stadtgebie­t Günzburg. So will es auch der Kreistag.

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