Warum tun wir so wenig gegen den Artenrückgang?
Zum Artikel „Jede noch so kleine Blu menwiese ist Gold wert“vom 18. Juli: Angenommen, Sie würden mit Gülle übergossen. Nach einer Weile erhielten Sie eine erste Glyphosatdusche. Sollten Sie diese Prozeduren überstanden haben, müssten Sie mit einer weiteren derartigen Dusche rechnen. Falls Sie dann trotzdem noch am Leben wären, nähme man Ihnen Grund und Boden weg. Und wenn Sie dann immer noch existieren würden, stünde abschließend noch eine saftige Pestizidbehandlung im Angebot. Wenn Sie ein Insekt oder ein Schmetterling oder ein sonstiges, auf eine intakte Umwelt angewiesenes Kleinlebewesen wären, müssten Sie in unserer heutigen Welt mit solchen Behandlungsweisen rechnen.
Seit Jahren ist ein fortschreitender und teilweise dramatischer Artenrückgang festzustellen. Und was machen wir? Wir überlassen die Problematik politischen Klugschwätzern und profitorientierten Interessensgruppen. Obwohl der Artenrückgang bekannt ist, verbauen wir weiterhin unsere Landschaft. Wir vergiften nach wie vor unsere Felder. Wir bauen munter neue Straßen und manipulieren sogar die Abgaswerte unserer Autos. Und das alles auf Kosten von Natur und Umwelt.
Die Blumensamenaktionen unserer Heimatzeitung und die des Landkreises mögen ja durchaus das Bewusstsein wecken, zum Vorteil unserer Insekten sorgfältiger mit der Natur umzugehen. Mehr bewirken können solche Aktionen jedoch nicht. Dafür sind die biologischen Zusammenhänge viel zu komplex. Ein Beispiel: Seit etwa 40 Jahren ist der Garten meiner Familie naturnah aufgebaut und gestaltet. Der Garten bietet vom Frühjahr bis in den Spätherbst einer Vielzahl von Insekten ein großes und breit gefächertes Nahrungsangebot. Das Angebot ist da, nur die Insekten fehlen oder werden immer weniger. Gründe? Siehe oben.
Herbert Eberlein, Bubesheim