Nirgendwo blitzt es häufiger als in Garmisch
Warum die Stadt bundesweit an der Spitze liegt und wie vier Teenager bei Aichach durch einen Blitz verletzt wurden
Garmisch/Aichach Es kracht im Alpen-Idyll: Im Landkreis GarmischPartenkirchen sind 2017 die meisten Blitze niedergegangen. Nach einer Auswertung des Blitz-Informationsdienstes von Siemens schlugen im vergangenen Jahr in der Region 3,5 Blitze pro Quadratkilometer ein. Auf den weiteren Plätzen folgen die hessischen Landkreise Main-Taunus und Gießen.
Insgesamt registrierte der BlitzInformationsdienst im vergangenen Jahr rund 443 000 Blitze in Deutschland; das waren 11000 mehr als im Vorjahr. Garmisch-Partenkirchen löste als Spitzenreiter die unterfränkische Stadt Aschaffenburg ab, in der es 2016 am häufigsten geblitzt hatte. 2015 rangierte Schweinfurt auf Platz eins.
Im Langzeitvergleich sind die neuen Zahlen keine Überraschung: Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999 gingen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen die meisten Blitze pro Quadratkilometer nieder (4,3), gefolgt vom Landkreis Berchtesgadener Land (3,8). Garmisch sei aufgrund seiner Lage im Alpenvorland, wo sich die Wolkenmassen stauen, einer der Dauerkandidaten für Blitzrekorde, sagte der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern.
Im vergangenen Jahr hatte es in Deutschland vergleichsweise wenig geblitzt. „Insgesamt war es zu warm, die Kaltwetterfronten – eine der Voraussetzungen für heftige Gewitter – fielen nicht so ausgeprägt aus“, erklärte Thern. Der LangzeitTiefstwert mit 432 000 Blitzen stammt aus dem Jahr 2016. Zum Vergleich: 2008 blitzte es fast eine Million Mal in Deutschland. Der Blitz-Informationsdienst zählt deutschlandweit alle Blitze – sowohl die in den Wolken als auch die, die die Erde berühren. In die Statistik flossen jedoch nur die Blitzeinschläge am Boden ein. Gemessen wird das mit Antennen, die das elektromagnetische Signal eines jeden Blitzes wahrnehmen. „Mit der aktuellen Software können wir bis auf 100 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat“, sagte Thern. Die Daten sind wichtig für Versicherungen, die Unwetterschäden bezahlen sollen, und für Vorhersagen. Erstmals hat der Blitz-Informationsdienst 2017 auch die Zahlen europäischer Nachbarstaaten analysiert. Mit durchschnittlich 4,53 Einschlägen landete Slowenien auf Rang eins der blitzreichsten Regionen Europas. Irland und Norwegen nehmen den letzten Platz (0,3) ein.
In der Region haben Jugendliche am Mittwochabend die Kraft eines Blitzes hautnah erfahren müssen. Bei einem Gewitter sind die vier Jugendliche durch einen Blitzschlag verletzt worden. Die 15 und 16 Jahre alten Schüler waren an einem Baggersee bei Aichach zum Schwimmen. Als sie am Ufer standen, schlug der Blitz in der Nähe ein. Die vier Buben verspürten dabei einen starken elektrischen Schlag, berichtete die Polizei am Donnerstag. Ein Notarzt und vier Rettungswagen fuhren zu dem Weiher und versorgten die Verletzten. Einer von ihnen hatte ein Taubheitsgefühl und eine Bewegungsunfähigkeit am Bein, er wurde deswegen in ein Krankenhaus gebracht. Die drei anderen klagten über keine akuten Beschwerden, sodass es für sie bei einer ambulanten Behandlung blieb.