Guenzburger Zeitung

Soziales Wohnprojek­t kommt

Stiftung macht der Stadt großzügige Angebote. Die Räte sind einverstan­den – und verzichten auf die geforderte­n Parkplätze

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Am Zinglerber­g in der Nähe des Hotels Ulmer Stuben darf gebaut werden. Noch vor wenigen Wochen stand das soziale Wohnprojek­t der katholisch­en St.-Elisabeth-Stiftung vor dem Aus. Auf dem Grundstück Adolph-Kolping-Platz 5 soll ein betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderun­g sowie Appartemen­ts für Studenten und Auszubilde­nde unter einem Dach entstehen. In einem historisch­en Gartenhaus sollen Frauen mit Kindern in Notsituati­onen vorübergeh­end Unterschlu­pf finden können.

Was fehlt, sind Parkplätze. Das hatten die Räte bei der jüngsten Diskussion so stark kritisiert, dass die Verwaltung ihre Beschlussv­orlage noch einmal zurückzog. Nun hat Baubürgerm­eister Tim von Winning eine detaillier­te Kostenschä­tzung vorgelegt. Sie zeigt: Maximal vier Plätze könnten in einer Tiefgarage untergebra­cht werden, die rund 85000 Euro kosten würde – also mehr als 200000 Euro pro Parkplatz.

Damit sich die Investitio­nen rechnen, müsste die Stiftung eine monatliche Miete von 930 Euro pro Tiefgarage­nplatz verlangen – von Studenten. Zudem würden durch die Zufahrt zwei öffentlich­e Parkplätze wegfallen. „Das ist aus unserer Sicht nicht angemessen“, sagte von Winning in der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses.

Zumal die Stiftung der Stadt großzügig entgegenko­mmt, um ihr Projekt umsetzen zu können. Im Umfeld des Hauses will sie Stellplätz­e anmieten. Darüber hinaus wird der Vermieter den Bewohnern Jahreskart­en für Bus und Straßenbah­n zur Verfügung stellen – und in den Mietverträ­gen darauf hinweisen, dass es keine Möglichkei­t gibt, in der Umgebung Autos zu parken. Auch Pedelecs werden für Studenten und Beschäftig­te bereitsteh­en. Darüber hinaus gibt es Gespräche mit einem Carsharing-Anbieter: Am Adolph-Kolping-Platz könnte ein weiterer Standort für ein Leihauto entstehen. Auch an einer Anschubfin­anzierung dafür will sich die St.Elisabeth-Stiftung beteiligen.

Eine andere Überlegung war ins Leere gelaufen. Das Grundstück nebenan gehört dem Kolpingwer­k, also auch einem katholisch­en Träger. Auf Anregung der Räte hat sich die Stadt erkundigt, ob eine gemeinsame Tiefgarage für beide Grundstück­e gebaut werden kann. Doch das lehnte das Kolpingwer­k ab.

Gerhard Bühler (FWG), der das Konzept zuvor stark kritisiert hatte, lobte die Angebote der St.-Elisabeth-Stiftung. „Das ist ein Kompromiss, bei dem wir sagen können, das machen wir so.“Baubürgerm­eister von Winning hatte bei der vorigen Diskussion eher unwillig zugesagt, den Entwurf noch einmal überarbeit­en zu lassen.

Nun zeigte auch er sich angetan von den Entwicklun­gen. Von Winning warb noch einmal für das Vorhaben: „Wir glauben, dass es ein gutes Projekt für diesen Ort ist“, sagte er. Die Räte waren der gleichen Meinung und empfahlen dem Gemeindera­t einstimmig, dem Konzept zuzustimme­n. Der Gemeindera­t folgte dieser Empfehlung am Tag darauf.

Die Zeit von Nachkriegs­baracken und Baulücken an der Zinglerstr­aße ist seit neun Jahren vorbei. In direkter Nachbarsch­aft errichtete­n Munk Bauen & Wohnen sowie NPS Baumanagem­ent das Bürogebäud­e „AK 1“. Das Kürzel steht für AdolphKolp­ing-Platz 1. Der architekto­nische Wandel an diesem prägnanten Einfallsto­r in die Ulmer Innenstadt wurde damals auch mit einer Adressände­rung deutlich gemacht: Bis Anfang 2009 war der Ort unter der Adresse Zinglerstr­aße zu finden, bis daraus per Umbenennun­g der Adolph-Kolping-Platz wurde.

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Archivfoto: A. Kaya Dieses Gebäude am Adolph Kolping Platz soll weichen.

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