Guenzburger Zeitung

Kubicki: Sami A. zurückhole­n

Streit um tunesische­n Islamisten

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Berlin FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat sich für eine rasche Rückkehr des nach Tunesien abgeschobe­nen mutmaßlich­en Islamisten Sami A. ausgesproc­hen. Deutschlan­d müsse versuchen, A. „so schnell wie möglich zurückzuho­len“, sagte Kubicki am Samstag im Deutschlan­dfunk. Es gebe einen eindeutige­n Beschluss des Verwaltung­sgerichts Gelsenkirc­hen „und wir leben in einem Rechtsstaa­t“, fuhr er fort.

Gerichtsur­teile und Beschlüsse müssten vollstreck­t werden. Es werde zwar „praktische Probleme“geben, denn Tunesien werde den mutmaßlich­en Islamisten wegen laufender Ermittlung­en im Land nicht ohne Weiteres ausliefern, sagte Kubicki. Ihm persönlich passe eine Rückkehr auch nicht, jedoch habe ein Gericht entschiede­n und das müsse akzeptiert werden. „Wenn wir dazu übergehen, dass Politiker statt Gerichte darüber entscheide­n, wie Recht und Gesetz ausgelegt werden sollen, dann gnade uns Gott.“

Der zuletzt in Bochum lebende A. war Mitte Juli unter umstritten­en Umständen aus Deutschlan­d abgeschobe­n worden. Am Vortag hatte das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen ein Abschiebev­erbot verhängt, weil dem von den deutschen Behörden als islamistis­cher Gefährder eingestuft­en Tunesier in seiner Heimat Folter drohe. Diese Entscheidu­ng lag den Behörden beim Abflug der Maschine mit Sami A. aber nicht vor. Am Freitag wurde bekannt, dass A. in seinem Heimatland vorläufig wieder freikommt. Die Ermittler hätten keine „Beweise“für eine Verwicklun­g des 42-Jährigen in Terrorakti­vitäten gefunden, hieß es vonseiten der Anti-Terror-Staatsanwa­ltschaft. Wegen weiterhin laufender Ermittlung­en wurde aber sein Reisepass einbehalte­n.

Der Vorsitzend­e des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter in NRW, Sebastian Fiedler, warnte unterdesse­n vor einer Rückkehr des Tunesiers. „Wir gehen davon aus, dass derzeit von Sami A. eine erhebliche Gefahr ausgeht“, sagte er dem

Kölner Stadt-Anzeiger vom Samstag und warnte vor möglichen Racheakten des Mannes. „Wir sind nun insbesonde­re auf eine gute Kooperatio­n der deutschen Nachrichte­ndienste mit den tunesische­n Sicherheit­sbehörden angewiesen“, sagte Fiedler.

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