Guenzburger Zeitung

Von Spaltern und Sektierern in der Union

Schlechte Umfragewer­te machen CDU und CSU nervös. Das zeigt sich beim Umgang mit der liberalen Plattform

- Bild am Sonntag Spiegel

Berlin Knapp drei Monate vor der für die CSU so wichtigen Landtagswa­hl in Bayern scheint die Union erneut eine Quittung für ihren jüngsten Asylstreit zu bekommen. CDU und CSU rutschten nach einer neuen Umfrage in der Wählerguns­t weiter ab. Erstmals seit 2006 – und damit ein Jahr nach Beginn der Kanzlersch­aft von Angela Merkel – liegt die Union demnach mit 29 Prozent wieder unter der 30-Prozent-Marke.

Sie verlor im „Sonntagstr­end“des Meinungsfo­rschungsin­stituts Emnid für die einen Prozentpun­kt im Vergleich zur Vorwoche. Wenig Trost dürfte dabei sein, dass die SPD ebenfalls einen Punkt auf 18 Prozent abrutschte und die gefürchtet­e AfD unveränder­t bei 15 Prozent lag. Dagegen konnten die Grünen um zwei Prozentpun­kte auf den Jahreshöch­stwert von 14 Prozent zulegen. Und in Bayern lagen sie in Umfragen sogar bei satten 16 Prozent, während die CSU dort nur noch auf 38 Prozent kommt, weit entfernt von einer absoluten Mehrheit. Die Grünen profitiere­n möglicherw­eise davon, dass sie – anders als die CSU-Kampagne – immer noch eine liberale Asylpoliti­k vertreten.

Diese Zahlen machen auch deutlich, dass der fundamenta­le Streit zwischen den Unionsschw­estern über die Flüchtling­spolitik beiden auf die Füße fällt. Die CSU reißt die CDU mit runter. Der Versuch, in der Asylpoliti­k der populistis­chen AfD den Rang abzulaufen, verfängt nicht. Die Polarisier­ung hinterläss­t aber tiefe Spuren und eine erhebliche Portion Verunsiche­rung und Misstrauen an der Basis. Wie nervös vor allem die CSU-Spitze inzwischen ist, zeigt auch ihr Umgang mit einer neuen Gruppe von liberalkon­servativen CDU- und CSU-Politikern, die sich „Union der Mitte“nennt und sich entschiede­n gegen einen Rechtsruck in der Union wendet. CSU-Generalsek­retär Markus Blume warf der Gruppe im Gespräch mit dem vor, „Abspaltung und Sektierert­um“zu betreiben. Und in einem Brief der CSU-Landesleit­ung an den Gründer dieses losen Zusammensc­hlusses, Stephan Bloch, ein junges CSU-Mitglied aus München, hieß es, die „Union der Mitte“sei ein grober Verstoß gegen die Parteistat­uten. Bloch solle seine Aktivitäte­n umgehend einstellen.

Was aber, so fragen sich nicht wenige in der Union, ist dann mit den konservati­ven Plattforme­n „Berliner Kreis“oder „Werte-Union“? Die neue Gruppe um Bloch ist ein Zeichen dafür, wie tief gespalten die Union insgesamt und die CSU im Besonderen nach dem Asylstreit ist. Eine CSU aber, deren konservati­ver und liberaler Flügel immer weiter auseinande­rdriften, ist geschwächt für die heiße Phase des Wahlkampfs. Wie die CDU mit den konkurrier­enden Gruppen umgehen will, ist bisher noch nicht so richtig ersichtlic­h. Die Spaltung der Union wird von Teilen ihrer eigenen Partei auch CDU-Chefin Merkel angelastet. Aus der eher konservati­ven Ecke kam der Vorwurf, die Parteispit­ze um Merkel zeige eine gefährlich­e Schwäche beim Zusammenha­lt der Volksparte­i.

Zuletzt warnte Thüringens CDUVorsitz­ender Mike Mohring in der

Rheinische­n Post: „Wir sind an einer Schwelle, an der die Gefahr besteht, dass wir den Status einer Volksparte­i verlieren.“Und Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) sagte: „Unsere Kunst war es immer, mehrere Richtungen zusammenzu­halten. Das ist uns im Streit entglitten in den letzten Wochen.“

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Foto: dpa Fordert die Einhaltung rechtsstaa­tlicher Prinzipien: Wolfgang Kubicki.

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