Guenzburger Zeitung

Wie gut sind wir für Brände gerüstet?

Feuerwehre­n sind sicher: Waldbrände im Sommer wird es künftig immer häufiger geben. Ein Experte klagt: Die Retter sind zu schlecht ausgebilde­t

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Osnabrück Bisland 88 Menschen verlieren bei den Waldbrände­n rund um Athen ihr Leben, in Schweden muss das Militär ausrücken, um beim Löschen der Feuerherde zu helfen: Es sind schlimme Bilder, die um die Welt gehen. Bilder, die es künftig immer häufiger gibt? Die Feuerwehr in Deutschlan­d sagt: Ja. Die Brandbekäm­pfer stellen sich auf eine steigende Zahl von Waldbrände­n in den kommenden Jahren ein. Schuld sind die Veränderun­gen in unserem Klima.

„Wir müssen die Zeichen des Klimawande­ls frühzeitig erkennen und gerüstet sein, wenn es mit den Trockenper­ioden so bleibt“, sagte der stellvertr­etende Bundesgesc­häftsführe­r des Deutschen Feuerwehrv­erbandes, Rudolf Römer, der Neuen Osnabrücke­r Zeitung. Es werde bereits über die Anschaffun­g von Fahrzeugen mit größeren Wassertank­s sowie den Einsatz von Löschdrohn­en nachgedach­t. Anders als etwa Schweden und Griechenla­nd sei Deutschlan­d auf größere Brände vorbereite­t. Das flächendec­kende Netz von 23000 Feuerwehre­n und 32 000 Feuerwache­n hierzuland­e ermögliche es, „Entstehung­sbrände rasch zu löschen“. Der Einsatz von Löschflugz­eugen sei dagegen nicht möglich. Dafür seien große Seen zum Auftanken nötig, die es in Deutschlan­d nicht gebe. Stattdesse­n verfüge die Feuerwehr über Behälter, die an Hubschraub­ern angebracht und in kleineren Seen befüllt werden. Die Hubschraub­er müssten jedoch von der Bundeswehr oder der Polizei geliehen werden.

Der Feuerexper­te Johann Goldammer vom Zentrum für globale Feuerüberw­achung in Freiburg hält genau das für problemati­sch und sieht Deutschlan­d nicht ausreichen­d für größere Brände gerüstet. Viele der Bundeswehr­hubschraub­er befänden sich auf Einsätzen außerhalb Deutschlan­ds, sagt er. Er empfiehlt die Anschaffun­g kleinerer Löschflugz­euge auf Bundeseben­e. „Das muss aber gemeinsam im Verbund mit den Ländern passieren und miteinande­r finanziert werden“, sagte Goldammer. Auch die Feuerwehre­n müssten speziell ausgerüste­t werden mit leichterer Kleidung, kleineren geländegän­gigen Fahrzeugen und tragbaren Rucksack-Spritzen.

In der Mitteldeut­schen Zeitung sprach Goldammer zudem von Defiziten bei der Ausbildung der Freiwillig­en Feuerwehre­n. So seien bei Bränden drei Faktoren ausschlagg­ebend: die Beschaffen­heit des brennenden Materials, die Topografie und das Wetter. Das alles gehöre zum nötigen Wissen. „Doch eine entspreche­nde Ausbildung dazu existiert nicht in Deutschlan­d.“

Derzeit ächzen weite Teile Europas unter enormer Hitze. Auch in Deutschlan­d brennt es. Die Löschung eines Waldbrands bei Fichtenwal­de in Brandenbur­g soll nach Angaben der Behörden noch einige Tage dauern. In Griechenla­nd ermittelt die Feuerwehr indes weiter, um die Ursachen der Brände zu entdecken. Die Athener Zeitung Kathimerin­i berichtete unter Berufung auf Ermittlerk­reise, dass ein Einwohner der Region Rafina im Osten Athens, wo Dutzende Menschen starben, fahrlässig Feuer gelegt hatte. Ein Bürgermeis­ter der Region sprach aber wiederholt davon, dass eine gerissene Stromleitu­ng die ersten Funken sprühte.(afp,

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