Guenzburger Zeitung

„Gekommen, um zu bleiben“

Düsseldorf ist Aufsteiger und damit automatisc­h auch Kandidat für den Abstieg. Mit kleinem Etat, aber großem Einsatz will die Fortuna diese Rolle anderen überlassen

- VON NORBERT KRINGS

Düsseldorf Noch eindeutige­r formuliert kann ein Motto für die erste Saison in der Fußball-Bundesliga nach sechs Jahren Abstinenz kaum sein. „Gekommen, um zu bleiben“heißt der Spruch, der die Bahn für Fortuna Düsseldorf auf der Bergstatio­n anhalten soll. Mit einem kleinen Etat, großem Teamgeist und unbändiger (Lauf-)Freude geht das Team von Friedhelm Funkel in die Saison.

Kann der Rekordtrai­ner mehr als nur Aufstieg?

Friedhelm Funkel ist der Vater des Erfolgs. Er ist Aufstiegs-Rekordtrai­ner, ist nun zum sechsten Mal in seiner Karriere von der zweiten in die erste Liga aufgestieg­en, aber oft genug hieß es bald danach schon wieder: Abstieg für den 64-jährigen Trainer-Oldie. Weil Funkel so vielfältig­e Erfahrunge­n gemacht hat, weiß er aber, worauf es nun in der dünnen Höhenluft ankommt. Funkel arbeitet mit Überzeugun­g daran, dass seine Mannschaft mehr Ausdauer hat als alle anderen. Sie muss es ja nicht zum Gipfel schaffen, kann sich die eine oder andere Rast gönnen. Nur abstürzen darf die Fortuna-Seilschaft nicht, wie das 2013 nach dem letzten Aufstieg auf den letzten Metern passiert ist.

Warum sind die Fortunen so gerne Abstiegska­ndidat Nr. 1?

Die Spieler aus Düsseldorf lieben diese Rolle. „Jedes Mal der Außenseite­r, dann haben wir ja nie etwas zu verlieren“, sagt der neue rechte Verteidige­r Matthias Zimmermann, der aus Stuttgart kam. Dementspre­chend trainiert die Fortuna auch die Taktik ein: Hinten kompakt stehen, schnelles Umschalten – und konsequent zum Ab- schluss kommen. Darüber hinaus haben sie in Düsseldorf die WM genau beobachtet. Co-Trainer Axel Bellinghau­sen darf oft als Standardex­perte mit den Spielern üben, schon im vergangene­n Jahr war das eine echte Stärke.

Reichte das Geld für echte Verstärkun­gen?

Ja. Fortunas Sport-Etat für Spieler und Trainertea­m ist mit 38 Millionen Euro zwar rund dreimal so hoch wie in der 2. Bundesliga. Trotzdem ist das der Abstiegspl­atz der Eliteliga, und es soll der einzige Abstiegspl­atz während der Saison sein. Klar, dass sich die Düsseldorf­er nicht im Delikatess­engeschäft bedienen durften. Doch auch um die Reste-Rampe machte der Verein in Person des Ur-Fortunen und Kaderplane­rs Uwe Klein einen Bogen. Der Aufsteiger war schneller und geschickte­r als mancher Konkurrent. Team- gefühl, erfahrener Trainer, tolle Fans, eine stimmungsv­olle Arena – mit dieser Mischung sieht der Verein eine Chance, mit dem Klassenerh­alt auf dem Höhenweg zu bleiben.

Braucht Fortuna nicht auch einen Sportdirek­tor? Friedhelm Funkel will das Geld lieber in Verstärkun­gen für die Mannschaft stecken. Der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer glaubt offensicht­lich, auch in der Bundesliga diesen Job mitmachen und aufteilen zu können. Unter anderem mit dem ehrenamtli­chen Sportdirek­tor Erich Rutemöller. Im Finanzwese­n funktionie­rt es bei der Fortuna ja auch ohne einen Vorstand mit entspreche­nder Stellenbes­chreibung. Allerdings wäre es wohl besser, die Fortuna hätte Erfolg, damit die Diskussion zur Sportdirek­tor-Personalie den Sport nicht überstrahl­t. Klar ist: Läuft es nicht, ist niemand wirklich da, der für Funkel auch medial die erste Reihe besetzen kann.

Prognose der Sportredak­tion

Das Fortuna-Umfeld ist anspruchsv­oll, die Klubführun­g weniger geschlosse­n, als es derzeit wirkt und die Mannschaft noch immer ein Zweitliga-Team. Zudem hat das Verletzung­spech in der Vorbereitu­ng bereits zugeschlag­en. Bei allem Teamgeist, aller Laufbereit­schaft und Leidenscha­ft – damit allein ist die Bundesliga nicht zu halten. Düsseldorf steigt wieder ab.

Zugänge Ducksch (St. Pauli/Kiel), Morales (Ingolstadt), Karaman (Hannover), Conten to (Bordeaux), Siadas (eigene U19), Stöger (Bochum), Zimmer (fest verpflicht­et/Stutt gart), Zimmermann (Stuttgart), Lukebakio (Watford/ausgeliehe­n), Barkok (Frankfurt/ ausgeliehe­n)

Abgänge Schmitz (Wolfsberg/Österreich), Schauerte (Eupen/Belgien), Neuhaus (M’Gladbach/war ausgeliehe­n), Haraguchi (Hertha/Hannover/war ausgeliehe­n), Usa mi (Augsburg/war ausgeliehe­n), Iyoha (Aue/ausgeliehe­n), Rüzgar (Izmir), Ritter (Paderborn)

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Foto: Witters Die Fortuna Kutte ist wieder erstklassi­g. Fragt sich nur, wie lange.
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Keiner ist so oft aufgestieg­en wie er: For tuna Coach Friedhelm Funkel – gezeich net von Christoph Härringer.
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