Guenzburger Zeitung

Ernteausfä­lle: Region kommt glimpflich davon

Sommer war bisher nicht so trocken wie im Norden, wo Bauern um ihre Existenz fürchten

- VON SONJA KRELL UND JOACHIM BOMHARD

Augsburg/Kempten Die deutschen Landwirte ächzen unter den Folgen der anhaltende­n Trockenhei­t und Hitze. Der Bauernverb­and rechnet mit der „schlechtes­ten Ernte“des Jahrhunder­ts. Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner spricht von einer alarmieren­den Lage. Gleichzeit­ig kündigen die ersten Winzer an, bereits kommende Woche mit der Weinlese zu beginnen – so früh wie nie zuvor. Den ersten Federweiße­n wird es also schon bald geben. „Wir sind so früh dran, dass wir selbst den Italienern Paroli bieten können“, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstit­uts, Ernst Büscher.

Während die Winzer momentan in einer relativ komfortabl­en Lage sind, könnte die wochenlang­e Dürre nach den Worten von Bauernpräs­ident Joachim Rukwied viele Landwirte in Existenznö­te treiben, wenn ihnen nicht rasch geholfen wird. Er fordert daher, der Staat müsse betroffene Betriebe finanziell unterstütz­en. „Eine Milliarde Euro wäre wünschensw­ert, um die Ausfälle auszugleic­hen.“Betriebe, deren Erträge um mehr als 30 Prozent unter dem Schnitt der letzten Jahre liegen, müssten direkte Hilfen erhalten.

Während vor allem die Landwirte im Norden und Osten mit Ernteausfä­llen kämpfen, ist man in Bayern bislang mit einem blauen Auge davongekom­men. „Die Lage ist bei weitem nicht so dramatisch wie im Rest Deutschlan­ds“, sagt Markus Peters, Sprecher des Bayerische­n Bauernverb­ands. Beim Getreide rechne man mit Einbußen von etwa zehn Prozent, beim Raps mit einem Minus von 30 bis 40 Prozent.

Seit Februar registrier­en die Meteorolog­en auch in unserer Region Niederschl­agsmengen unterhalb des jahrelange­n Mittels. Am trockenste­n sei der April mit nur 28 Prozent der üblichen Regenmenge gewesen, sagt Jürgen Schmidt von Wetterkont­or. Im Vergleich zum Norden Deutschlan­ds seien dann der Mai und der Juni hierzuland­e noch relativ feucht ausgefalle­n, was der Vegetation gutgetan hat. Auch die Temperatur­en spielen eine Rolle. Es war in der Region mit bisher 41 Tagen über 25 Grad sehr warm, so Schmidt, aber erst jetzt wurde erstmals die 30-Grad-Marke geknackt. In dieser Woche müsse durchgehen­d mit Temperatur­en zwischen 32 und 34 Grad gerechnet werden.

Je nachdem, wo es wie viel geregnet hat und wie die Böden beschaffen sind, fällt die Zwischenbi­lanz in Schwaben aus. Es gebe durchaus einzelne Regionen, in denen die Lage kritisch sei, sagte Bauernverb­andssprech­er Peters. Während die Landwirte im Allgäu kaum Probleme mit der Dürre haben, sind die Einbußen etwa im nördlichen Landkreis Donau-Ries spürbar. Zum Teil war die Getreideer­nte schlecht, sagt Karlheinz Götz, Kreisobman­n der Bauern. „Und auf den Wiesen verbrennt das Gras.“Den Milchviehb­etrieben fehle damit das Futter für ihre Tiere. Götz sorgt sich zudem um die anstehende Ernte von Kartoffeln, Zuckerrübe­n und Mais.

Unterdesse­n erwähnt das Deutsche Maiskomite­e in einer Mitteilung ausdrückli­ch das südliche Oberbayern und Schwaben, wo mit sehr guten Maiserträg­en gerechnet werde. „Dort, wo genügend Wasser war und kein Hagel, wächst der Mais fantastisc­h“, sagt Joachim Eder von der Landesanst­alt für Landwirtsc­haft in Freising.

Am Dienstag wollen Ministeriu­msexperten von Bund und Ländern in Berlin über die Lage beraten, ebenso das bayerische Kabinett. Am Mittwoch plant Ministerin Klöckner, das Bundeskabi­nett zu informiere­n. Beschlüsse über mögliche Bundeshilf­en werden erst Ende August erwartet.

Regelmäßig über 25 Grad, aber erst jetzt über 30

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