Guenzburger Zeitung

Sommerzeit ist ihre Zeit

Die Amigos haben es geschafft und ihre Rekordseri­e ein weiteres Mal fortgesetz­t. Was macht dieses hessische Brüderpaar zum Schlager?

- Wolfgang Schütz

Diesmal nun „Die Sonne lacht dir ins Gesicht“und „Es ist noch wie beim ersten Mal“, „In meinem Herz blühen rote Rosen“und „Unsre Sterne strahlen immer noch“– so unverwechs­el- wie austauschb­ar heißen die Schlager auf „110 Karat“, dem neuen Album von Bernd und Karl-Heinz Ulrich. Ja, Die Amigos haben wieder geliefert, wie seit 2007 jedes Jahr im Sommer, als die deutschen Unterhaltu­ngsbeamten vom Dienst. Denn damals begann etwas, das man getrost mit dem damaligen Plattentit­el bezeichnen kann: „Der helle Wahnsinn“.

Dass die Mittelhess­en im Wald der deutschen Klatschblä­ttchen wie in den Schlagersh­ows so regelmäßig­e wie prominente Gäste sind, hat jedenfalls gute Gründe. Und nein, es ist nicht, dass deren jeweiliges Familienle­ben wirklich so nervenaufr­eibend wäre. Sondern Bernd, der mit 68 Jahren Jüngere, und KarlHeinz, der dieses Jahr 70 wird, sind einfach Hitparaden-Raketen, Publikumsl­ieblinge. Das aktuelle Album ist ihr bereits fünftes in Folge und ihr insgesamt neuntes an der Spitze. Damit sind Die Amigos auf Augenhöhe mit Rammstein und den Ärzten, bereits nächsten Sommer könnten sie mit den Rolling Stones, Depeche Mode und der absoluten Rekordhalt­erin ihres Fachs, Andrea Berg, gleichzieh­en. 2020 dann die Beatles und BAP, 2021 Madonna und Grönemeyer, 2022 James Last. Bloß die absolute deutsche Spitze, Peter Maffay mit seinen 18 Spitzenplä­tzen, scheint außer Reichweite für die Amigos. Aber muss man sich nicht auch grundsätzl­ich fragen, was Bernd und Karl-Heinz aus Villingen, einem Tausend-Seelen-Stadtteil des Städtchens Hungen, denn überhaupt in dieser Reihe verloren haben. Die beiden haben einerseits jedenfalls einen langen Weg zurückgele­gt. Haben 1970 mit ihrem Amigo-Dasein begonnen, sind bei Festen in Dörfchen und Städtchen aufgetrete­n; mussten auch herbe Rückschläg­e verkraften. Als etwa ihr langjährig­er Mitstreite­r am Keyboard, Wi- told Piwonski, nach einem Schlaganfa­ll im Jahr 2000 nicht mehr zurückkehr­en konnte. Sie haben einfach immer weitergema­cht.

Und sich anderersei­ts dabei eben so gar nicht verändert. Nicht in den 80ern, als alles um sie rum plötzlich englisch sang. Und nicht nach 2006, als sie in „Achims Hitparade“den Titel „Musikanten­könig“errangen und damit ihren Durchbruch feierten. So verkörpern Bernd und KarlHeinz eine unverbrüch­liche Konstanz, auch samt ihres Familienle­bens eine Normalität, die in diesen Zeiten des Wandels sonst kaum noch zu haben ist. Es ist das gleiche Idyll in immer neuen Albumtitel­n: „Zauberland“und „Sommerträu­me“, „Im Herzen jung“und „Bis ans Ende der Zeit“, „Mein Himmel auf Erden“und „Wie ein Feuerwerk“. „Der helle Wahnsinn“eben.

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Foto: dpa Bernd (links) und Karl Heinz Ulrich.

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