Guenzburger Zeitung

In der Zinsfalle

Verluste in Millionenh­öhe

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Berlin Die Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) belastet auch die Rentenvers­icherung und andere Sozialkass­en. Sie müssen für Anlagen teils Zinsen zahlen, statt etwas zu bekommen. So wies die gesetzlich­e Rentenvers­icherung für 2017 „negative Vermögense­rträge“von 49 Millionen Euro aus, wie zuerst das Handelsbla­tt berichtete. Die Finanzieru­ng der Renten sei aber definitiv nicht gefährdet, hieß es unter Verweis auf milliarden­schwere Rücklagen.

Aus der Politik wurden Rufe laut, Sozialvers­icherungen lukrativer­e Geldanlage­n zu ermögliche­n. Denn die Rentenvers­icherung trifft die EZB-Geldpoliti­k stark, da sie Geld sehr konservati­v anlegen muss. Die EZB hat entschiede­n, den Leitzins noch mindestens bis Sommer 2019 bei null Prozent zu belassen. Der Unions-Sozialexpe­rte Peter Weiß (CDU) forderte mehr Freiheit bei der Geldanlage für die Sozialvers­icherungen. „Auch Anlagen in Immobilien sollten möglich sein“, sagte er. Der rentenpoli­tische Sprecher der Linksfrakt­ion, Matthias Birkwald, forderte ein „Gesetz zur Abschaffun­g der Negativzin­sen für Sozialvers­icherungen“.

Für das laufende Jahr rechnet die Rentenvers­icherung mit einem negativen Wert in ähnlicher Höhe wie 2017, zitiert das Handelsbla­tt aus einem Papier des Leiters des Geschäftsb­ereichs Finanzen, Wilfried Husmann. Im Wesentlich­en finanziert sich die Rentenvers­icherung aber nicht über Finanzertr­äge, sondern über Beiträge von jährlich mehr als 200 Milliarden Euro sowie über staatliche Zuschüsse. Dank der guten Konjunktur füllen sich die Reserven derzeit weiter. Bis Jahresende dürfte die Rücklage auf 34,8 Milliarden Euro wachsen.

Auch andere Sozialkass­en haben Probleme. Betroffen sind etwa die gesetzlich­en Krankenkas­sen. „Allein im ersten Halbjahr sind in der AOK-Gemeinscha­ft sechs Millionen Euro an Negativzin­sen angefallen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresz­eitraum bedeutet dies eine Zunahme um rund 25 Prozent“, sagte der Chef des Finanzmana­gements beim Bundesverb­and der Allgemeine­n Ortskranke­nkassen (AOK), Andreas Grein.

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