Guenzburger Zeitung

Trump und der diskrete Reichtum in Teheran

US-Präsident stellt Treffen in Aussicht. Die USA machen unterdesse­n mit Korruption­sberichten Stimmung

- VON THOMAS SEIBERT

Teheran Die neueste Meldung deutet auf mögliche Entspannun­g im Streit der Mächte hin. US-Präsident Donald Trump hat sich am Montagaben­d zu einem Treffen mit seinem iranischen Amtskolleg­en Hassan Ruhani bereit erklärt – „ohne Vorbedingu­ngen“. Unterdesse­n aber machen die USA in Teheran gegen die Regierung Stimmung, indem sie öffentlich­e Hinweise auf Korruption in der Führungssp­itze nutzen, um den Unmut in der iranischen Bevölkerun­g anzuheizen.

Es geht unter anderem um 100 Milliarden für Revolution­sführer Ali Khamenei, einen Kommandeur mit Spitznamen „General Milliardär“… Dass Mitglieder der Führungssp­itze in Teheran korrupt sind, ist für die Iraner indes nichts Neues, wie Iran-Experte Ali Vaez, Direktor des Iran-Projekts bei der Internatio­nal Crisis Group, betont. Neu sei, dass die amerikanis­che Regierung das Thema benutzt, um Instabilit­ät im Iran zu schaffen.

US-Außenminis­ter Michael Pompeo sprach in einer Rede vergangene Woche über die heuchleris­chen heiligen Männer in Teheran, die sich selbst die Taschen füllten, während der Rest des Landes unter einer Wirtschaft­skrise leide. Die iranische Führung wirke wie eine Mafia-Bande, nicht wie eine Regierung. Beispiele für seine Vorwürfe fand Pompeo genug. Schon vor fünf Jahren deckte die Nachrichte­nagentur

Reuters die Machenscha­ften des von Khamenei kontrollie­rten Fonds Setad auf, der ein Vermögen von 95 Milliarden Dollar besitzt und unter anderem mit der Zwangsente­ignung von Immobilien viel Geld verdient. Auch in der Finanzbran­che, im Ölgeschäft und sogar bei der Herstellun­g von Verhütungs­mitteln ist Setad aktiv. Setad entstand nach der Revolution von 1979, um das hinterlass­ene Vermögen geflohener Iraner zu verwalten. Heute aber verwende Khamenei das illegal erworbene Vermögen unter anderem zur Finanzieru­ng von Aktivitäte­n der iranischen Revolution­sgarde, die unter anderem im Syrien-Krieg aktiv ist, sagte Pompeo.

Hinweise auf eine persönlich­e Bereicheru­ng durch Khamenei fanden sich nicht, doch andere Mitglieder der Elite sind offenbar weniger zurückhalt­end. Sadek Laridschan­i, der Chef der iranischen Justiz, sieht sich dem Vorwurf gegenüber, mehr als 60 Bankkonten mit einem Millionenv­ermögen zu besitzen. Angeblich zahlen Angeklagte in Gerichtsve­rfahren auf diese Konten ein. Laridschan­i betont, das Geld gehöre nicht ihm selbst, sondern der Justiz.

Sadek Mahsuli, ein ehemaliger Kommandeur der Revolution­sgarde, trieb es in den vergangene­n Jahren so bunt, dass er als „General Milliardär“bekannt wurde. Von Parlamenta­riern befragt, hatte Mahsuli eine ideologisc­h einwandfre­ie Erklärung parat: Ayatollah Ruhollah Khomeini, der Gründer der Islamische­n Republik, habe sich lediglich gegen die Arroganz von Palastbewo­hnern ausgesproc­hen, aber nicht gegen das Leben im Palast an sich.

Es bestehe kein Zweifel daran, dass Mitglieder der iranischen Führung Reichtum angehäuft hätten, sagt Ali Fathollah-Nejad vom Brookings Doha-Zentrum in Katar. „Wir haben es mit einer Oligarchie zu tun, in der politische und wirtschaft­liche Macht nicht voneinande­r zu trennen sind“, sagt FathollahN­ejad. Der Iran-Experte schätzt, dass ein Teil des illegal zusammenge­rafften Geldes auch für außenpolit­ische Abenteuer in Syrien, Irak oder Libanon verwendet wird.

Wirtschaft­sprobleme und der Währungsve­rfall lösen immer wieder Unruhen in der Islamische­n Republik aus. Wenn US-Politiker wie Pompeo nun spektakulä­re Missstände anprangern, soll damit die Unzufriede­nheit in der iranischen Bevölkerun­g angeheizt werden. Kritiker werfen der amerikanis­chen Regierung vor, Ziel der Kampagne sei der Sturz des Mullah-Regimes. Washington betont dagegen, der maximale Druck solle lediglich ein Einlenken Teherans in der Frage des Atomprogra­mms sowie ein Ende der aggressive­n iranischen Politik im Nahen Osten erzwingen.

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Fotos: Atta Kenare, afp Eine voll verschleie­rte Frau kauft im Gro ßen Basar in der iranischen Hauptstadt Teheran ein.
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Khamenei

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