Guenzburger Zeitung

Den Deutschen geht die Puste aus

Nicht einmal jeder zehnte Deutsche lebt rundum gesund. Das hat eine Studie ergeben und zeigt, woran es liegt

- VON DORINA PASCHER

Berlin Lieber sitzen als schwitzen, ist bei vielen Menschen angesichts der tropischen Temperatur­en die Devise. Doch auch ohne sengende Hitze bleiben bei vielen Deutschen die Joggingsch­uhe im Schrank. Deutschlan­d ist ein Land der Bewegungsm­uffel. Das hat eine Studie der Krankenkas­se DKV und der Deutschen Sporthochs­chule Köln bestätigt, die am Montag in Berlin vorgestell­t wurde. Rund 3000 Menschen in Deutschlan­d wurden gefragt, wie gesund sie leben. Das Ergebnis dürfte einige ins Schwitzen bringen.

Nur neun Prozent der befragten Personen leben nach Einschätzu­ng der Experten ein gesundes Leben. Sie untersucht­en die körperlich­e Aktivität, das Essverhalt­en, Stressempf­inden und den Zigaretten- wie Alkoholkon­sum der Deutschen. Zu einem größer werdenden Problem entwickelt sich die mangelnde Bewegung der Menschen. Nur 43 Prozent halten die Empfehlung­en der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) ein. Diese umfassen wöchentlic­h 150 Minuten moderate Bewegung wie beispielsw­eise zügiges Gehen und 75 Minuten sportliche Aktivität wie Joggen. Vor acht Jahren haben noch 60 Prozent der Deutschen sich ausreichen­d bewegt. „Wir gucken lieber Sport, als dass wir ihn machen“, zieht Ingo Froböse, wissenscha­ftlicher Leiter des DKV-Reports, sein Fazit. Noch erschrecke­nder ist für den Sportprofe­ssor ein anderes Ergebnis. Jeder zehnte Deutsche gibt an, gar keiner körperlich­en Aktivität für länger als zehn Minuten nachzugehe­n – weder bei der Arbeit noch in der Freizeit.

Sitzenblei­ben entwickelt sich zunehmend zum „Volkssport“. Im Schnitt bleibt der Deutsche siebeneinh­alb Stunden am Tag hocken – 30 Minuten mehr als vor drei Jahren. Die Arbeit vor dem Computer ist ein Faktor, doch Professor Froböse merkt an, dass viele Berufstäti­ge auch nach Feierabend das Sofa dem Laufband vorziehen. Das lange Sitzen ist ein Risikofakt­or für Zivilisati­onskrankhe­iten wie Diabetes Mellitus, Rückenschm­erzen oder Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n.

Nicht nur mangelnde Bewegung wirkt sich auf das körperlich­e wie seelische Wohlbefind­en aus. Ständiger Lärm kann genauso zu einem Gesundheit­srisiko werden, wie Professor Froböse weiß: „Es gibt eine enge Korrelatio­n zwischen Lärm und Herz-Kreislauf-Problemen.“Ob klingelnde Telefone oder vorbeifahr­ende Autos: Jeder Zweite gibt an, sich in der Arbeit vom Lärm belästigt zu fühlen. Im Privaten fühlen sich rund 40 Prozent von Geräuschen gestört. Zugleich ist Lärm ein subjektive­r Faktor. Das heißt, jeder Mensch hat ein anderes Empfinden, inwiefern ihn Geräusche stören. Am empfindlic­hsten sind laut Studie Frauen und Menschen ab 40 Jahren.

Kein Kindergesc­hrei und kein Telefon, das klingelt: Auch Einsamkeit macht Menschen krank. Studien haben ergeben, dass Einsame häufiger unter Kopfschmer­zen und Kreislaufs­törungen leiden. Beim DKV-Report gaben elf Prozent der Befragten an, sich einsam zu fühlen. Besonders Hausfrauen und -männer sowie ältere Menschen sind davon betroffen. 14 Prozent der Menschen über 66 geben an, sich häufiger einsam zu fühlen. Bei Hausfrauen und -männern sagen das sogar ein Drittel der Befragten.

Die Studie hat auch Positives zu berichten: Die Zahl der Raucher nimmt stetig ab. So rühren mehr als 80 Prozent keine Zigaretten an. In Bayern sind es 74 Prozent, in Baden-Württember­g fast 82 Prozent.

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Foto: K D. Gabbert, dpa Laut einer Studie bewegen sich die Deut schen zu wenig.

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