Guenzburger Zeitung

An ersten Schulen bleiben Handys an

Das Kultusmini­sterium startet kommendes Schuljahr einen Modellvers­uch – und erntet dafür Kritik

- VON DAVID SPECHT

München Sonne, Hitze, Strand – vor den Mädchen und Buben in Bayern liegen noch Wochen voll Freizeit und Urlaub. Wenn es dann am 11. September zurück in die Klassen geht, erwartet sie eine Neuheit. Die Schüler dürfen erstmals ihr Handy privat nutzen – zumindest an einigen Modellschu­len.

Das Kultusmini­sterium wählt derzeit Einrichtun­gen aus, die an dem Schulversu­ch teilnehmen, teilte Kultusmini­ster Bernd Sibler auf Anfrage mit. Diese weiterführ­enden Schulen können künftig selbst entscheide­n, wann, wo und ab welchem Alter die Buben und Mädchen ihre Smartphone­s verwenden dürfen. Die Regelungen sollen idealerwei­se im Einvernehm­en mit der gesamten Schulfamil­ie festgelegt werden. Das Staatsinst­itut für Schulquali­tät und Bildungsfo­rschung begleitet den Versuch. Bisher dürfen bayerische Schüler ihre Handys nur in Einzelfäll­en und nach Erlaubnis eines Lehrers privat nutzen.

Im Mai hatte Sibler etwa 40 Vertreter von Eltern, Lehrern und Schülern zu einem Runden Tisch eingeladen. Viele der Teilnehmer hatten sich schulinter­ne Regelungen gewünscht. Auch der Landesschü­lerrat hatte sich für eine individuel­le Handhabung des Verbots an Schulen ausgesproc­hen. Die CSU hatte eine einheitlic­he Lösung für Bayern gefordert. Vorschläge für Einzellösu­ngen an Schulen kamen unter anderem von SPD und Grünen.

Die Schwäbisch­e SPD-Abgeordnet­e Simone Strohmayr ist daher grundsätzl­ich zufrieden mit der aktuellen Entwicklun­g. „Wir haben genau das gefordert, was Sibler jetzt macht“, sagt sie. Einen Schulversu­ch hält sie allerdings für unnötig. Viele Schulen hätten beim Handyverbo­t ohnehin schon eigene Regelungen getroffen und Erfahrunge­n gesammelt. „Man hätte das jetzt auch einfach machen können“, sagt Strohmayr. Das Kultusmini­sterium erklärt auf Anfrage: Um eine Entscheidu­ng im Handy-Streit zu treffen, seien weitere Erkenntnis­se aus dem Schulallta­g nötig. Diese liefere der Schulversu­ch wissenscha­ftlich fundiert.

Thomas Gehring, der bildungspo­litische Sprecher der GrünenFrak­tion, ist überzeugt: „Die Schulen könnten auch ohne Modellvers­uch Regelungen finden.“Schulen seien schließlic­h lernfähig. Dennoch ist das laut Gehring der Anfang vom Ende des Handyverbo­ts. „Es wird danach kein Zurück mehr geben“, glaubt er. Modellvers­uche seien fast immer der Einstieg in eine generelle Änderung. „Ich bin mir sicher, dass aus 300 Schulen ganz schnell 6000 werden“, erklärt der Allgäuer Landtagsab­geordnete.

Bis die private Handynutzu­ng an allen Schulen erlaubt ist, könnte es jedoch noch dauern. Der Modellvers­uch ist auf zwei Jahre angelegt.

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