An ersten Schulen bleiben Handys an
Das Kultusministerium startet kommendes Schuljahr einen Modellversuch – und erntet dafür Kritik
München Sonne, Hitze, Strand – vor den Mädchen und Buben in Bayern liegen noch Wochen voll Freizeit und Urlaub. Wenn es dann am 11. September zurück in die Klassen geht, erwartet sie eine Neuheit. Die Schüler dürfen erstmals ihr Handy privat nutzen – zumindest an einigen Modellschulen.
Das Kultusministerium wählt derzeit Einrichtungen aus, die an dem Schulversuch teilnehmen, teilte Kultusminister Bernd Sibler auf Anfrage mit. Diese weiterführenden Schulen können künftig selbst entscheiden, wann, wo und ab welchem Alter die Buben und Mädchen ihre Smartphones verwenden dürfen. Die Regelungen sollen idealerweise im Einvernehmen mit der gesamten Schulfamilie festgelegt werden. Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung begleitet den Versuch. Bisher dürfen bayerische Schüler ihre Handys nur in Einzelfällen und nach Erlaubnis eines Lehrers privat nutzen.
Im Mai hatte Sibler etwa 40 Vertreter von Eltern, Lehrern und Schülern zu einem Runden Tisch eingeladen. Viele der Teilnehmer hatten sich schulinterne Regelungen gewünscht. Auch der Landesschülerrat hatte sich für eine individuelle Handhabung des Verbots an Schulen ausgesprochen. Die CSU hatte eine einheitliche Lösung für Bayern gefordert. Vorschläge für Einzellösungen an Schulen kamen unter anderem von SPD und Grünen.
Die Schwäbische SPD-Abgeordnete Simone Strohmayr ist daher grundsätzlich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung. „Wir haben genau das gefordert, was Sibler jetzt macht“, sagt sie. Einen Schulversuch hält sie allerdings für unnötig. Viele Schulen hätten beim Handyverbot ohnehin schon eigene Regelungen getroffen und Erfahrungen gesammelt. „Man hätte das jetzt auch einfach machen können“, sagt Strohmayr. Das Kultusministerium erklärt auf Anfrage: Um eine Entscheidung im Handy-Streit zu treffen, seien weitere Erkenntnisse aus dem Schulalltag nötig. Diese liefere der Schulversuch wissenschaftlich fundiert.
Thomas Gehring, der bildungspolitische Sprecher der GrünenFraktion, ist überzeugt: „Die Schulen könnten auch ohne Modellversuch Regelungen finden.“Schulen seien schließlich lernfähig. Dennoch ist das laut Gehring der Anfang vom Ende des Handyverbots. „Es wird danach kein Zurück mehr geben“, glaubt er. Modellversuche seien fast immer der Einstieg in eine generelle Änderung. „Ich bin mir sicher, dass aus 300 Schulen ganz schnell 6000 werden“, erklärt der Allgäuer Landtagsabgeordnete.
Bis die private Handynutzung an allen Schulen erlaubt ist, könnte es jedoch noch dauern. Der Modellversuch ist auf zwei Jahre angelegt.