Guenzburger Zeitung

Auf dem Berg mit 007

Ein James-Bond-Museum eröffnete kürzlich auf dem Gaislachko­gel in 3040 Metern Höhe. Es wurde schick in den Hang gebaut, hält aber nicht alles, was es verspricht

- Jochen Müssig

der gleiche Spruch: Mein Name ist Bond. James Bond. Einmal Bond – immer 007, gerne auch umgekehrt. Spielt keine Rolle, sogar beim neuen Museum nicht.

Der Bau ist futuristis­ch und spektakulä­r wie ein Keil schräg ins Gebirgsmas­siv des Gaislachko­gel gestellt. Und mittendrin im Gaislachko­gel, auf 3040 Metern Höhe über Sölden, geht’s mit der James-BondErkenn­ungsmelodi­e los. Laut. Dramatisch. Begleitet von Filmschnip­seln seit 1962, als im ersten Bond Sean Connery „Dr. No“jagte. Kino-Feeling. Gezeigt werden aber ultraschne­lle Videoclips­chnitte, fast zu viel, auf jeden Fall zu schnell und alles in Englisch, mit zu schnell wechselnde­n deutschen Untertitel­n. Wer kein Bond-Kenner oder Fan ist, ist an diesen Stellen fast ein wenig verloren …

„Unser Ziel ist es, mit ‚007 Elements‘ einen tiefen Einblick in die Dreharbeit­en eines 007-Kinofilms zu gewähren. Und das passiert in Sölden in einer ultramoder­nen, alle Sinne ansprechen­den Art und Weise“, sagt Neal Callow, nicht nur Art Director des Museums, sondern auch der letzten vier Bonds und des neuen, der im November 2019 in die Kinos kommen soll. Der Betreiber der Bergbahnen von Sölden, Jakob

● Das Museum Öffnungsze­iten bis

30. September von 9 bis 15.30 Uhr. Eintrittsp­reis: Erwachsene 22 Euro. www.007element­s.soelden.com

● Hotel: „Das Central“, 5 Sterne mit Hauben Küche, sehr gutes Spa, ei nes der Bond Crew Hotels, www.cen tral soelden.com.

● Restaurant: „Ice Q“, Gourmetküc­he auf 3050 Metern, „Spectre“Dreh ort,

● Informatio­nen www.iceq.at. Söl den: www.soelden.com Falkner, hatte die Idee dazu: James Bond sollte nachhaltig in Sölden verankert werden – und dafür sorgen, dass seine Bergbahnen auch im Sommer mehr genutzt werden. Das Kombiticke­t Bahnfahrt mit Museumsbes­uch kostet immerhin 54 Euro. 120000 Bond-Fans werden pro Jahr erwartet.

Bahamas, Mexiko, Bangkok, Marokko, Venedig, Sölden: Im Rundkino geht’s um die Locations weltweit. Bond-Regisseur Sam Mendes erzählt von „Skyfall“und „Spectre“. Und ein Glasgang ermöglicht den Blick ins Freie über die Gletschers­traße zum Rettenbach­gletscher, zwei der sechs Söldener „Spectre“-Drehorte.

„007 Elements“bekommt nun mehr Struktur, wird musealer: Der Bond-Fan findet sich im dunklen Tech Lab wieder. Man könnte auch sagen: Zu Besuch bei Q, dem Techniktüf­tler, der sich im Lauf der Jahre und der Zeit zu einem ComputerNe­rd entwickelt hat. Doch mit Personen, Schauspiel­ern und deren Entwicklun­gen hat es Art Director Neal Callow nicht. Sie tauchen allenfalls in Videoschni­pseln auf; doch weder wird die Rolle noch der zeitliche Hintergrun­d zwischen 1962 und jetzt betrachtet. Stattdesse­n sieht man ein paar Originalut­ensiImmer lien. Die Golden Gun, mit der sich Bösewicht Scaramanga mit Bond alias Roger Moore duellierte („Der Mann mit dem goldenen Colt“), ist freilich eine Replik..

Dafür wird es interaktiv bei Q: Per Hand-Scann kann man seine eigene Agenten-ID erzeugen und sehen, wie viele Liebschaft­en man als kleiner Daniel Craig hatte, wie viele Millionen Dollar Schäden man verursacht hat oder wie viele Geschwindi­gkeitsüber­tretungen registrier­t wurden. Bleibt die Frage: Wie fliegt eigentlich ein Flugzeug durch eine Waldschnei­se? Im Special-Effect-Raum wird’s erklärt.

„007 Elements“setzt auf Emotion und ein junges Zielpublik­um, aber es fehlt so einiges: Kein Wort über die gesellscha­ftliche und die Entwicklun­g der Bond-Figur im Ost-West-Konflikt bis in die CyberKrimi­nalität von heute. Keine Hinweise zu den Bond-Darsteller­n und zu ihrer Entwicklun­g – von ironischen Dialogen zu Sean Connerys Zeiten bis zu wilder Action ab Pierce Brosnan. Und keine Bilder oder Zusammenst­ellungen der vielen hübschen Bond-Girls und tollen BondAston-Martins. Da gehen dem insgesamt spannend gemachten BondMuseum leider einige 007-Elements ab.

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Fotos: Müssig Ultraschne­lle Videoseque­nzen empfangen den Besucher im neuen Bond Museum in Sölden auf 3040 Metern Höhe. Das „007 Elements“gibt Einblicke in den Dreh von „Spectre“.
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