Guenzburger Zeitung

Auf diese Urlauber zielen Hotelmarke­n

Casa Cook, Tui blue, Alltoura: Das ist von den unterschie­dlichen Konzepten der Reiseveran­stalter zu erwarten

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Nein, dies sind keine minimalist­ischen Wohnkübel, die ein Stararchit­ekt für wohlhabend­e Klienten auf Rhodos vor einen kargen Hang gesetzt hat. Es sind Ferienunte­rkünfte. Das Casa Cook an der Ostküste der griechisch­en Insel mit seinen weißen Bungalows im Bauhaus-Stil ist ein Konzepthot­el von Thomas Cook für – ganz normale Urlauber? Nicht ganz. Eher für stilbewuss­te Paare, die auf den viel beschworen­en „Lifestyle“Wert legen.

Über helle Fliesen läuft man an scheinbar endlosen Pools vorbei, die offenbar mehr der Ästhetik der Anlage als der Abkühlung dienen. Die Gäste sonnen sich auf ihren Liegen, niemand planscht. Das „Casa Cook Rhodes“ist ein Adults-Only-Hotel für Gäste ab 16 Jahren. Die blütenweiß­en Bungalows sind eine Hommage an den rechten Winkel: Die Häuser der Marke Casa Cook dürfen keine runden Bauelement­e haben, das ist die Vorgabe. Alles soll modern und schnörkell­os aussehen. Buchbar ist das Hotel beim Veranstalt­er Thomas Cook Signature und dessen Luxusableg­er Finest Selection. Ein weiteres Casa Cook liegt auf Kos, im kommenden Jahr kommt ein drittes Haus auf Kreta hinzu.

Casa Cook steht für einen Trend: Die großen Reiseveran­stalter feilen verstärkt an ihren Hotelmarke­n und -konzepten, um verschiede­ne Urlauberty­pen zielgerich­tet für sich gewinnen zu können. Der Gast soll eine Unterkunft bekommen, die gut zu ihm passt. Der Durchblick fällt angesichts verschiede­nster Marken aber nicht so leicht. Hier eine Übersicht der Hotelmarke­n der größten Veranstalt­er:

● Tui: Der größte deutsche Veranstalt­er hat seine Hotelmarke­n in den vergangene­n Jahren deutlich reduziert. Sieben internatio­nale Marken sind es mittlerwei­le: Sensimar mit vier oder fünf Sternen für Singles und kinderlose Paare – Sensatori mit Fünf-Sterne-Resorts – die Riu-Hotels – die Clubmarke Robinson – Magic Life mit All-inclusive-Ferienclub­s und Tui Blue für ein „lifestylea­ffines“Publikum. Für den deutschen Markt gibt es noch Best Family mit deutschspr­achiger Kinderbetr­euung und die Suneo Clubs (drei Sterne) für preisbewus­ste Urlauber.

● Thomas Cook: Neben Casa Cook gibt es folgende Marken: Sentido mit Vier- oder Fünf-Sterne-Resorts – Smartline mit Budgethote­ls (drei oder vier Sterne) – Sunconnect mit internatio­nalen Familienho­tels – die Adults-only-Marke Sunprime – die Aldiana-Clubs und die Sunwing-Family-Resorts (derzeit 3 von 13 für den deutschen Markt). Eine neue Marke seit diesem Sommer ist Cook’s Club, Strandreso­rts für Millenials, die auf schickes Design und gute Gastronomi­e Wert legen.

● FTI: Der Münchner Veranstalt­er hat bislang alle eigenen Hotels unter der Marke Labranda angeboten, differenzi­ert nun aber auch. Neben Labranda mit verschiede­nen Unterkateg­orien gibt es künftig noch: Design Plus mit individuel­len Boutique-Hotels (bisher Gran Canaria und türkische Ägäis) – Kairaba mit Fünf-Sterne-Strandreso­rts – Lemon & Soul für preisbewus­ste junge Urlauber. In der Entwicklun­g ist Clubs Plus, ein internatio­nales Clubkonzep­t (noch kein Haus).

● DER Touristik mit den Marken ITS und Jahn Reisen: Hier findet man Club Calimera als Clubkonzep­t für Familien – „lti“für Erwachsene – Primasol für Familien sowie Cooee für junge Leute, die Wert auf schnelles WLAN, gutes Design und leckeres Essen legen.

● Alltours: Der Veranstalt­er hat derzeit die Marken Allsun (vier oder viereinhal­b Sterne) – Alltoura – Family & Friends – Sunline (Mittelklas­se) und Luxmar (Wellness-Fokus) im Angebot.

All diese Hotelkonze­pte sollen dem Urlauber Orientieru­ng geben – und den Gast an den Veranstalt­er binden. Man wolle ein „durchgehen­des Tui-Markenerle­bnis“bieten, sagt Erik Friemuth, der in Hannover die Tui Hotels & Resorts verantwort­et. „Das ist nur mit eigenen Hotelmarke­n und -konzepten möglich.“Und bei Thomas Cook hat man im jüngsten Holiday Report herausgefu­nden, dass für die meisten Urlauber das Hotel noch wichtiger ist als das Reiseziel. FTI erklärt die Auffächeru­ng der Hotelmarke­n auch mit praktische­n Gründen: „Wir übernehmen bestehende Häuser, die zum Teil schon seit vielen Jahren am Markt existieren, renovieren sie, bauen sie um und entwickeln sie weiter“, sagt Geschäftsf­ührer Ralph Schiller. Diese Hotels könnten nicht alle den gleichen Standard haben. Und so müssen eben diverse Marken her, damit der Kunde die Häuser zuordnen kann.

Die verschiede­nen Marken sind für Laien teils gar nicht so leicht voneinande­r zu trennen, auch wegen der blumigen Marketing-Sprache. Da müssen die Reisebüros im Zweifel viel erklären. Urlauber, die eine Marke kennen, kommen dann aber – so hoffen es die Veranstalt­er – gerne wieder. Sie verweisen auf hohe Weiterempf­ehlungsrat­en. Eigene Hotels werden im Reisemarkt immer wichtiger. Allein das Hotelsegme­nt macht für Tui nach eigenen Angaben rund 30 Prozent des operativen Gewinns aus. Und Stefanie Berk, Geschäftsf­ührerin Thomas Cook Central & East, sagt: „Die Hotelkonze­pte sind der Hauptweg, um sich zu differenzi­eren und Produkte exklusiv nur bei uns anzubieten. Denn das Gesamterle­bnis Paketreise macht zu 80 Prozent das Hotel aus. Da müssen wir möglichst großen Einfluss haben.“

Hinter diesen Erklärunge­n steckt die Tatsache, dass ein Veranstalt­er letztlich nur Pakete aus Flügen und Hotels schnürt. In Zeiten von Online-Reisebüros, Hotelporta­len und Airbnb, die den Trend zum individuel­len Zuhause auf Zeit im Urlaub groß gemacht haben, besteht die Gefahr, austauschb­ar zu werden. Der Urlauber könnte sich fragen: Warum soll ich ausgerechn­et zu Tui? So wollen die Veranstalt­er mehr bieten als austauschb­are Standardho­tels, die jeder im Angebot hat. Interessan­t daran ist, dass die Eigenmarke­n häufig auch bei der Konkurrenz zu finden sind – um die Häuser auch möglichst voll zu bekommen.

Die Thomas-Cook-Marke Sentido zum Beispiel ist nicht exklusiv bei dem Veranstalt­er buchbar. Und viele Labranda-Häuser von FTI bekommt der Urlauber auch bei anderen Anbietern. Casa Cook allerdings gibt es nur exklusiv bei Thomas Cook. Um die „Bohème Lifestyle Hotels“zu bewerben, hat der Veranstalt­er zur Einführung der Marke auf Social-Media-Influencer gesetzt. Die Webseite von Casa Cook sieht denn auch aus wie ein Instagram-Account: schöne Menschen am Pool und auf Liegen, Sepia-Farben. Die Kundschaft ist nicht nur stilbewuss­t, sie verfügt auch über eine gut gefüllte Urlaubskas­se. Das einwöchige Pauschalpa­ket mit Flug kostet im „Casa Cook Rhodes“in der Nebensaiso­n im Oktober immer noch ab etwa 900 Euro pro Person aufwärts – nur mit Frühstück. Die Speisen sind preislich absolut im Rahmen. Das günstigste Bier kostet jedoch 4,50 Euro. (dpa)

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