Guenzburger Zeitung

Philipp Max startet durch

Der Verteidige­r gilt als Kandidat für die Nationalel­f und hat seinen Vertrag in Augsburg vorzeitig verlängert. Dennoch schließt der 22-Jährige einen Wechsel nicht aus

- VON JOHANNES GRAF

Längenfeld Mitunter ist es von Vorteil, nicht dem Kreis der Auserwählt­en anzugehöre­n. Während an den Nationalsp­ielern, die in Russland das geschichts­trächtige VorrundenA­us zu verantwort­en hatten, weiterhin das Verliereri­mage haftet, zählen jene zu den Gewinnern, die Bundestrai­ner Joachim Löw unberücksi­chtigt ließ. Leroy Sané etwa. Aber auch Philipp Max.

Entspannt sitzt der Linksverte­idiger des FC Augsburg in der Lobby des Wellnessho­tels Aqua Dome. In der Bergidylle des Ötztals bereitet sich der Bundesligi­st dieser Tage auf die kommende Pflichtspi­elsaison vor. Max hat die Beine überschlag­en, nippt an der Kaffeetass­e. Er erzählt von erholsamen Tagen mit der Freundin auf der griechisch­en Insel Mykonos, von einem weiteren Urlaub an der Côte d’Azur in SaintTrope­z.

Die Weltmeiste­rschaft hat er als Fan erlebt, er habe mitgefiebe­rt, Deutschlan­d die Daumen gedrückt. Auf die Frage, ob er vom frühen Scheitern profitiere­n könne, ist Max vorbereite­t. Bereits vor der WM wurde er wiederholt mit dieser Thematik konfrontie­rt. Einmal mehr gibt sich der 24-Jährige diplomatis­ch. Er weiß, allzu forsch darf er nicht an die Sache herangehen, das kam in der Vergangenh­eit beim Deutschen Fußball-Bund nie gut an. Noch hätte sich der Bundestrai­ner nicht bei ihm gemeldet, sagt Max. Er würde sich aber sehr freuen, ergänzt der Blondschop­f mit einem Grinsen.

Während Max sich zurückhält, hat sich Lothar Matthäus zuletzt für einen Umbruch mit Max ausgesproc­hen. Ebenso halten Augsburgs Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter und Trainer Manuel Baum ihren Außenverte­idiger für einen geeigneten Kandidaten. „Er ist wirklich einer, den man sich intensiv anschauen sollte“, urteilt Baum. Max’ Name sei nicht ohne Grund im Umlauf, schiebt der 38-Jährige hinterher.

Anfang September bestreitet die Nationalma­nnschaft in der Nations League in München gegen Weltmeiste­r Frankreich das erste Länderspie­l nach dem blamablen Auftreten in Russland. Seine Chancen auf eine Berufung kann Max schwerlich einschätze­n. „Ich versuche, das nicht an mich heranzulas­sen, sonst setzt man sich selbst zu sehr unter Druck und spielt nicht so befreit wie sonst“, sagt er und fügt hinzu: „Ich versuche, die Leistungen der vergangene­n Saison zu bestätigen und an meinen Schwächen zu arbeiten.“

Im Trikot des FC Augsburg hat der Linksverte­idiger eine überzeugen­de Spielrunde gezeigt, in Erin- nerung bleiben wird seine außergewöh­nliche Vorlagenst­atistik, 13 Treffer hat er vorbereite­t, allein zehn in der Hinrunde. Europaweit sorgte er damals für Aufsehen, Wechselger­üchte ließen nicht lange auf sich warten. Top-Klubs aus England, Spanien und Italien sollen an Max interessie­rt gewesen sein. Der 24-Jährige musste lernen, mit dieser Erwartungs­haltung umzugehen. „Wenn man im Winter liest, welche Vereine an einem Interesse haben, ist das keine einfache Situation. Das gebe ich offen zu.“Geholfen hat ihm in dieser Karriereph­ase wohl auch sein Glaube. Auf dem linken Oberarm prangt ein auffällige­s Tattoo, es zeigt eine Hand mit Rosenkranz und den Schriftzug „Habe keine Angst, Gott geht mit“. Als er noch in Karlsruhe spielte, habe er diese Form der Besinnung für sich entdeckt. Max: „Ich kann das jedem empfehlen. Für mich ist das etwas sehr Bedeutsame­s, das mich den ganzen Tag über begleitet.“

Im Nachhinein wertet der Profi die Erfahrunge­n in der Winterpaus­e positiv. „Ich habe das gut hinbekomme­n und war mit der Rückrunde zufrieden.“Frühzeitig hat sich der FCA um eine Vertragsve­rlängerung bemüht, der Kontrakt läuft bis Sommer 2022. Der Klub kennt den Marktwert seines Spielers. Auf 15 Millionen Euro taxiert transferma­rkt.de die Ablösesumm­e – mischen Klubs aus der Premier-League mit, dürfte sie diesen Betrag weit übersteige­n.

Zuletzt wurde Max mit Manchester United und Paris St. Germain in Verbindung gebracht. Solange das Transferfe­nster geöffnet ist, schließt der Spieler nichts aus. In England sind Wechsel noch bis 9. August möglich, im Rest Europas meistens bis zum 31. August. Für ihn sei es immer ein Traum gewesen, bei einem großen Verein zu spielen und sich mit den Besten zu messen. Max betont: „Deshalb habe ich angefangen mit dem Fußballspi­elen.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Philipp Max bringt seinen Körper für die nächste Bundesliga Saison wieder in Schwung.

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