Guenzburger Zeitung

Mainz setzt auf die French Connection

Die 05er mussten vergangene Saison lange um den Klassenerh­alt bangen. Nach dem Abgang wertvoller Spieler setzt der Klub nun auf viele französisc­he Neuzugänge

- VON VOLKMAR SCHÄFER

Mainz Was kann der FSV Mainz 05 aus der vergangene­n Saison mit Platz 14 lernen? Es war eine Zittersais­on mit Happy End. Erst mit dem 2:1-Coup in Dortmund retteten sich die 05er. Wenn die Mannschaft dieses Schlüssele­rlebnis gepaart mit den Mainzer Tugenden – Kampfgeist, Unbekümmer­theit – mit in die neue Runde transporti­ert, dann ist viel getan, um sich um einen einstellig­en Tabellenra­ng zu bewerben.

Welche Rolle könnte Trainer Sandro Schwarz dabei spielen?

Der 39-Jährige wirkte in seiner Premierens­aison als Cheftraine­r eines Bundesligi­sten oft nicht so gelöst, wie man es von ihm aus der Vergangenh­eit kannte. Schwarz wurde lange vorgeworfe­n, er lasse den Spielern zu viel Freiraum, sei zu nett mit ihnen und übe keinen Druck aus. Seit dem 0:3 im DFB-Pokal-Viertelfin­ale bei Eintracht Frankfurt Ende Februar weht ein anderer Wind am Bruchweg. Der Coach wirkt härter und lauter. Schwarz rettet sich nicht mehr in Phrasen, sondern zeigt immer mehr, wie emotional er sein kann. Das wird sich positiv auf das gesamte Team auswirken.

Der FSV-Kader kommt mehr und mehr „frankophil“daher. An was liegt das?

In der Tat stehen mit Jean Philippe Mateta (Olympique Lyon), Moussa Niakhaté (FC Metz) und dem zuletzt an den SC Freiburg ausgeliehe­nen Gaetan Bussmann drei weitere Spieler aus Frankreich neu im Kader der 05er. Dazu kommt Jean Philippe Gbamin, den die Mainzer trotz vieler verlockend­er Angebote am Rhein halten konnten. „Franzosen haben eine sehr gute fußballeri­sche Ausbildung und sind hungrig“, begründet Sportvorst­and Rouven Schröder die Neigung des Klubs, Akteure aus dem Land des Weltmeiste­rs zu verpflicht­en. Deutsche Spieler mit einer vergleichb­aren Qualität seien für einen Verein wie den FSV derweil nicht zu erreichen, so Schröder.

Was ist mit Neuentdeck­ung Ridle Baku?

Der 20-Jährige, der den Mainzern in der Endphase der vergangene­n Saison mit zwei Treffern und tollen Leistungen den Weg zum Klassenerh­alt ebnete, ist der Senkrechts­tarter. Vom einstigen Balljungen hat es der Mittelfeld­spieler, dessen Eltern 1992 aus dem Kongo nach Deutschlan­d gezogen waren und dessen Zwillingsb­ruder Makana beim Drittligis­ten SGS Großaspach kickt, zum Profi geschafft. Doch Ridle, dessen Name sich auf des Vorbild seines Vaters, Karl-Heinz Riedle, bezieht, hebt nicht ab, sondern arbeitet fleißig weiter an seinen Quali- täten. Von denen auch Sandro Schwarz überzeugt ist.

Und wer ersetzt den nach Dortmund abgewander­ten Abdou Diallo?

Der eigentlich als unverkäufl­ich geltende französisc­he Innenverte­idiger reißt mit seinem Wechsel zum BVB im Mainzer Team natürlich eine Lücke. Nun soll und muss es Moussa Niakhaté im Abwehrzent­rum richten. Ob es dem Mann aus Metz gelingt, bleibt abzuwarten.

Prognose der Sportredak­tion

Auf eine Zittersais­on müssen sich die Mainzer auch in dieser Spielzeit einstellen. Die Abgänge von Diallo und Serdar (Schalke 04) wiegen schwer. Dazu kommt, dass die Baustelle im Tor die 05er weiterhin begleiten wird. Das Glück von Sandro Schwarz und seinem Team wird aber sein, dass man in Mainz auch in kniffligen Situatione­n die Ruhe bewahrt – und dass es drei Teams gibt, die schlechter sind.

Zugänge Jean Philippe Mateta (Olympi que Lyon/8 Millionen Euro), Pierre Kunde (Atlético Madrid/7,50 Mio.), Moussa Niak haté (FC Metz/6 Mio.), Phillipp Mwene (1. FC Kaiserslau­tern/ablösefrei), Ridle Baku (zweite Mannschaft), Aaron Seydel (Hol stein Kiel/war ausgeliehe­n), Jannik Huth (Sparta Rotterdam/war ausgeliehe­n), Gae tan Bussmann (SC Freiburg/war ausgelie hen), Jonas Lössl (Huddersfie­ld /war aus geliehen), José Rodríguez (Maccabi Tel Aviv/war ausgeliehe­n), Kenan Kodro (Gras shopper Club Zürich/war ausgeliehe­n). Abgänge Abdou Diallo (Borussia Dort mund/28 Mio.), Suat Serdar (FC Schalke 04/11 Mio.), Jonas Lössl (Huddersfie­ld Town/2,50 Mio.), Kenan Kodro (FC Kopen hagen/1,6 Mio.), Nigel de Jong (Al Ahli Ka tar/ablösefrei), Leon Balogun (Brighton/ ablösefrei), Marin Sverko (Karlsruher SC/ ausgeliehe­n).

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Foto: Martin Hoffmann, Imago Französisc­h ist am Mainzer Bruchweg mittlerwei­le die zweite Amtssprach­e. Hier parlieren Moussa Niakhaté, Jean Philippe Mate ta, Pierre Kunde und Jean Philippe Gbamin (von links) miteinande­r. Der Rumäne Alexandru Maxim (vorne, re.) sieht dem Treiben...
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Der Mainzer Trainer Sandro Schwarz geht in seine zweite Saison – und ist hier von Christoph Härringer porträtier­t.
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