Was der heiße Sommer im Wald bewirkt
Hohe Temperaturen, keine oder nur wenige Niederschläge. Die anhaltende Hitzewelle fordert auch die Bäume heraus. Ein Zigarettenstummel oder eine Glasscherbe könnten sich verheerend auswirken
Günzburg Seit gestern werden in ganz Schwaben die Wälder von ehrenamtlich tätigen Piloten aus der Luft überwacht. Grund ist die hohe Waldbrandgefahr. Illertissen ist neben Durach (Oberallgäu) und Genderkingen (Donau-Ries) einer von drei schwäbischen Stützpunkten, von denen Luftbeobachter starten. Der Pilot aus Illertissen (insgesamt gibt es dort acht, die zur „Luftrettungsstaffel Bayern“gehören und sich abwechseln) wacht auch über die Wälder im Kreis Günzburg.
Bislang musste glücklicherweise kein Brand gemeldet werden. Das liegt auch an den Baumarten, die hier vorherrschen. Am Boden der zumeist Fichtenbestände wachsen häufig jüngere Bäume nach. Der Grund ist oft auch mit Seegras bedeckt, sagt Eva Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Krumbach. „Und in den Auwäldern gibt es krautige Büsche und Sträucher. Wir haben also kein trockenes Nadelstreu von Kiefernwäldern auf dem Waldboden liegen wie es zum Beispiel in Brandenburg der Fall ist.“
Dennoch sei die Gefahr auch hier nicht zu unterschätzen. Waldbesitzer sollten es tunlichst vermeiden, nicht verwertbare und vom Borkenkäfer befallene Baumteile im Wald zu verbrennen. Im Wald zu rauchen, ist zwischen März und Oktober ohnehin verboten.
Werner Egger hat sich gestern Nachmittag aufgemacht in die Luft. Sein Rundflug erstreckt sich grob von Illertissen nach Krumbach, Bad Grönenbach, Bad Wörishofen, Thannhausen, Burgau, entlang der Autobahn nach Günzburg, NeuUlm und von dort wieder zurück nach Illertissen.
Für Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, ist der Zeitpunkt der Beobachtungsflüge schon eine Besonderheit. „Üblicherweise ordnen wir im Frühjahr eine solche Luftbeobachtung an, wenn das abgefallene Laub sehr trocken ist und die Vegetation noch nicht angeschoben hat.“Der heiße Sommer und die insgesamt geringen Niederschläge haben die Verantwortlichen nun dazu bewogen, das auch im Juli zu veranlassen. Am Donnerstag und Freitag vor einer Woche war es soweit, vergangenen Samstag und gestern. Beobachtet werden soll auch am heutigen Dienstag (Meyer: „Da gehen wir von einer verschärften Situation aus“) und am Mittwoch.
Mit keinem Waldbrand hatten bislang die Feuerwehren im Landkreis Günzburg zu tun gehabt. Das bestätigte Kreisbrandrat Robert Spiller, der spezifische Herausforderungen für die Feuerwehren aufzählt, wenn es um die Bekämpfung von Feuer in Wäldern geht. So sind die Waldwege schwierig zu befahren. Mit der Einrichtung eines Pendelverkehrs tue man sich häufig schwer. Und nicht selten gibt es nur einen schlechten oder aber gar keinen Löschwasserzugang. Dann müsse das Wasser notfalls auch mithilfe von Faltbehältern oder Güllefässern von Landwirten herangeschafft werden.
Vor „zwei bis drei Jahren“seien die Feuerwehren im Landkreis von der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg mit einem aktuellen Merkblatt zu Waldbränden ausgestattet worden.
„Sicherlich noch Nachholbedarf“sieht Spiller bei den genauen Lageplänen der Wälder, die bei den Forstämtern lägen. Mit den Programmen der Feuerwehr seien diese Pläne „nicht ganz kompatibel“, so Spiller. Einen weiteren Wunsch hat der Günzburger Kreisbrandrat noch: „Es dürfte dringend mal ein bisschen regnen.“