Baustelle Burtenbach
Die Renovierung des Rathauses wird sich vermutlich noch bis November hinziehen. Warum Autofahrer derzeit die Marktgemeinde nur schwer passieren können
Burtenbach Ursprünglich sollte das Burtenbacher Rathaus schon Ende des vergangenen Jahres wieder bezugsfertig sein. Von diesem eher optimistischen Zeitplan hat sich die Verwaltung aber schon sehr früh verabschiedet. Dann ging Architekt Manfred Lux bei der Ortsbegehung im April davon aus, dass die Sanierung bis Juni abgeschlossen sein wird. Doch auch daraus ist nichts geworden. Am Montag besichtigte der Rat im Rahmen seiner Sitzung wieder einmal die Baustelle. Und auch wenn die Arbeiten weit fortgeschritten sind, so rechnet Bürgermeister Roland Kempfle damit, dass die Verwaltung erst im November in das renovierte Gebäude ziehen kann. „Es ging am Anfang etwas schleppend los und diese Zeitverzögerung hat sich bis jetzt durchgezogen.“Das Rathaus ist aber nicht die einzige Baustelle, die den Ort derzeit nur schwer passierbar macht.
Das dreigeschossige Rathaus mit Erkerturm und Schweifgiebel stammt aus dem 16. Jahrhundert, verbindet Renaissance- und Barockstil-Elemente und ist das älteste Gebäude der Marktgemeinde. Die letzte Sanierung erfolgte vor 45 Jahren. Das Gebäude wurde deshalb im Frühjahr 2016 fast vollständig entkernt. Schon damals zeichnete sich aber ab, dass die Arbeiten nicht einfach würden, da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt und alles jeweils mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden muss. „Ein altes Gebäude zu sanieren ist einfach ganz anders, als wenn man einen komplett neuen Komplex hinstellt“, sagt Bürgermeister Kempfle, der seit Beginn der Bauarbeiten jeden Montag auf der Baustelle steht und sich einen Überblick über die Fortschritte verschafft. Architekt Lux teilte schon ganz am Anfang mit, dass viel improvisiert werden müsse bei der Sanierung eines Altbaus. Das koste nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Und tatsächlich wartete das Rathaus mit so mancher zunächst nicht planbaren Überraschung auf.
Als Erstes musste der Hang hinter dem Rathaus abgesichert werden, was laut Kempfle nicht vorhersehbar war. Dann ergaben sich unterschiedliche Deckenhöhen und Bodenabsätze nach Entfernung von Zwischenwänden, die ausgeglichen werden mussten und schließlich traten bei der Dachsanierung Schäden auf, die weitaus größer als befürchtet waren. Dies habe man erst bei der Freilegung der eingemauerten Balken sehen können, so Kempfle. Auf diese Weise seien „viele Kleinigkeiten zusammengekommen“, die das Projekt zurückwarfen. Zu allem Übel gab es im Winter noch einen Wasserschaden größeren Ausmaßes, der weitere zwei Monate kostete. Die Handwerker hätten sich nichts zuschulden kommen lassen, laut Bürgermeister arbeiten alle mit großem Engagement. Da die meisten involvierten Unternehmen aber zeitgleich noch andere Projekte abarbeiten müssen, hätte sich die ein oder andere Verzögerung ergeben.
Die Räte konnten sich am Montag in der Sitzung selbst ein Bild von der Baustelle machen und zeigten sich Kempfle zufolge „erfreut und beeindruckt“. Komplett fertig sind Innenund Außenputz und die Bodenbeläge aus hochwertigem Terrazzo. In drei von zehn Räumen ist bereits die Elektrotechnik installiert. In Arbeit sind der Treppenaufgang und der Eingangsbereich.
Dass sich das Projekt dennoch bis November hinzieht, sieht Kempfle ziemlich entspannt. Das Gute sei, dass die Verwaltung eine Ersatzunterkunft und keinen Zeitdruck zum Umziehen habe. „Wichtig ist, dass wir erst einziehen, wenn das Gebäude komplett renoviert ist. Es macht keinen Sinn, in einer Baustelle zu arbeiten.“
Die Befürchtung, dass der größere Zeit- und Renovierungsaufwand auch höhere Kosten nach sich zieht, bewahrheitet sich erstaunlicherweise nicht. Kempfle ist sich sicher, dass die Gemeinde die einst eingeplanten 2,7 Millionen Euro nicht überschreiten wird. Architekt Lux habe bei seiner Kalkulation bestens vorausgeschaut. Obwohl beispielsweise die Medientechnik deutlich teurer wurde, hätte es sich ausgeglichen, da andere Gewerke weit unter dem Ansatz lagen.
Die Rathausbaustelle ist nicht die einzige, die den Bürgermeister derzeit in Atem hält. „Wir haben gerade etwas Land unter“, sagt Kempfle. Denn die Hauptstraße ist seit dem Frühsommer eine einzige Wanderbaustelle. Jeder Tag sei für ihn selbst eine neue Überraschung, wo gesperrt werde. Dies sei jedoch dringend nötig und werde von der Bevölkerung auch akzeptiert. Auf zwei Kilometern Länge werden die etwa 80 Jahre alten Wasserleitungen ausgetauscht, bevor im kommenden Jahr die komplette Ortsdurchfahrt einen neuen Deckenbelag erhält. Die Baustelle wandert von Süden nach Norden, bei der Feuerwehr ist Schluss. Etwa zwei Drittel der Arbeiten sind laut Kempfle abgeschlossen, in etwa zwei Monaten soll die Straße wieder durchgängig befahrbar sein. Vor einer weiteren Baustelle stehen Autofahrer aber im Norden Burtenbachs im Gewerbegebiet. Dort wird für die Firma Stern derzeit der Anschluss für die Wasser- und Kanalleitung gelegt.