Der Klang des Zeitgenossen
Musik lang vergangener Zeit bestimmt den Klassik-Kanon, das gilt auch für den Plattenmarkt. Und doch ist das Zeitgenössische existent. Vom deutschen Komponisten Jörg Widmann, geboren 1973, sind auf dem hochverdienten Label Wergo gerade zwei Werke jüngeren Datums erschienen: „Polyphone Schatten“, ein reines Orchesterstück, und „Drittes Labyrinth“, wo zum großen Instrumentalapparat noch ein Sopran hinzutritt. Musik, die in ihrer Fixierung auf den Klangmoment und in ihrem Verzicht auf herkömmliche dramaturgische Strategien ein anderes, quasi betrachtendes Hören erfordert. Wie das WDR-Sinfonieorchester all die erweiterten instrumentalen Spielverfahren meistert, ist bewundernswert, ebenso Sarah Wegeners Stimmakrobatik. Gleichwohl eine Aufnahme, die nur eingefleischten Avantgarde-Liebhabern ans Herz zu legen ist. ★★★✩✩
(Wergo/Naxos)