Guenzburger Zeitung

Gute Aussichten fürs Kloster

Offenbar geht es nun in absehbarer Zeit in Wettenhaus­en voran. Gestern war Bayerns Generalkon­servator vor Ort. Der Stuck hat ihn mächtig beeindruck­t. Etwas anderes aber noch mehr

- VON TILL HOFMANN

Wettenhaus­en Die elf Dominikane­rinnen des Klosters Wettenhaus­en sind politisch höchst korrekte Frauen. In einem der drei Bibliothek­sräume, die nach den Sachgebiet­en Geschichte, Theologie/Kunst und Literatur mit Büchern bestückt sind finden sich Franz Josef Strauß’ Erinnerung­en. Rechts daneben – ein kleiner Platzierun­gsfehler – stehen Herbert Wehners ausgewählt­e Reden und Schriften, die unter dem Titel „Wandel und Bewährung“zusammenge­fasst sind.

Normalerwe­ise haben Besucher nicht die Möglichkei­t, die Klosterbib­liothek in Augenschei­n zu nehmen oder die Hauskapell­e oder den Dachboden, wo heute noch vergilbte Schilder erahnen lassen, dass hier einst die Garderobe von Klostersch­ülerinnen gewesen sein muss.

Gestern aber war nicht irgendein Besucher da, sondern mit Mathias Pfeil, der Generalkon­servator des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege. Bayerns oberster Denkmalsch­ützer wohnt die längste Zeit in München, davor in Augsburg und in Kempten. Geboren ist der 57-Jährige aber in Günzburg. Im Kloster Wettenhaus­en war Pfeil bis gestern noch nicht. Was er dort sehen konnte, hat ihn sichtlich beeindruck­t. Immer wieder greift er während des Rundganges zu seiner kompakten Kamera und hält für ihn interessan­te Motive fest. Es sind nicht wenige an diesem Donnerstag­vormittag.

Später lobt der Generalkon­servator aber nicht zuallerers­t die Kunst der Baumeister. Pfeil fand vor allem „die Schwestern toll“. Deren Fröhlichke­it hat es ihm angetan. „Sie sprühen vor Leben.“

Die Dominikane­rinnen haben eine große, stete Mission: Sie wollen ihr Kloster vor dem Verfall bewahren – eine Herkulesau­fgabe angesichts der Dimension des umbauten Raumes und der wenigen Mitstreite­rinnen. Eine vergleichb­are Menge an Stuckierun­g hat der Generalkon­servator nach eigenen Worten noch nicht gesehen. „Was das betrifft, hat das hier eine enorme Authentizi­tät.“

Pfeil sieht aber auch, dass im Hauptgebäu­de selbst, im Umfeld und den Nebengebäu­den „etwas passieren muss“. Darin waren sich gestern die Beteiligte­n eines Tischgespr­ächs in Wettenhaus­en mit Vertretern des Klosters (drei Schwestern mit Priorin Amanda und Subpriorin Alberta an der Spitze sowie dem Geschäftsf­ührer der Entwicklun­gsgesellsc­haft für das Kloster, Hubert Hafner), mit Kommunalpo­litikern (Landrat Hubert Hafner, Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz) und Vertretern der Landespoli­tik (Finanzstaa­tssekretär Hans Reichhart, CSU-Landtagsab­geordneter Alfred Sauter) einig.

Die Frage drehte sich vor allem um das „Wie“. Denn die Generalsan­ierung des Klosters als Ganzes in Angriff zu nehmen, sei finanziell nicht darstellba­r. Bei der Gesamtsumm­e werde manchem „ganz schwummrig“, hieß es aus der Runde. Deshalb sollen einzelne Abschnitte gebildet werden. In der Diskussion sind jetzt konkrete Schritte, weniger konkrete Maßnahmen und „Visionen“, wie Pfeil Vorschläge nannte, die auf eine mögliche Nutzung abzielten. Spruchreif sei da aber noch nichts.

Sicher ist sich der Generalkon­servator, dass die Schwestern erleben werden, wie sich etwas in ihrem Kloster zum Guten wendet.

Das Landesamt für Denkmalpfl­ege ist einer der Geldgeber. Die politische Gemeinde, der Konvent und die Diözese Augsburg sind weitere. Vom Bistum saß am Donnerstag zwar niemand am Tisch. Sauter und Pfeil sagen aber, dass die Bedeutung der Klöster von der Kirche wieder stärker gewürdigt werde als noch vor Jahren. Der Generalkon­servator sprach von einem identitäts­stiftenden Platz, einem „Ort der Zivilisati­on“.

In weiteren Gesprächen werden jetzt nach Informatio­nen unserer Zeitung die Grundlagen für die Kosten des ersten Sanierungs­abschnitte­s gelegt. Dafür wird dem Vernehmen nach ein Betrag zwischen acht und zehn Millionen Euro auflaufen. Das hängt auch davon ab, welche Vorstellun­g einer künftigen Nutzung mit der Sanierung verwirklic­ht wird. Der gesamte Klausurber­eich soll zunächst modernisie­rt werden (unten vom Refektoriu­m angefangen über die Wohnzellen in den oberen Etagen bis zum Dachboden). Nach diesem Konzept soll es dann auch die Möglichkei­t geben, Klosterbes­ucher übernachte­n zu lassen und ein „geistliche­s Zentrum“zu errichten. Ob der Bereich um die Hauskapell­e und die Küche in den ersten Abschnitt hineingeno­mmen wird, muss erst noch diskutiert werden. Bautechnis­ch sinnvoll müsse es sein, sagte gestern Susanne Fischer, die beim Landesamt für Denkmalpfl­ege als Abteilungs­leiterin für die 112000 Bau- und Kunstdenkm­äler in Bayern fachlich mit zuständig ist.

Insgesamt ist an vier oder fünf Sanierungs­abschnitte gedacht. Die Ertüchtigu­ng der ehemaligen Brauerei und der ehemaligen Mühle gehören dazu. Der Trakt, in dem auch der öffentlich zugänglich­e Kaisersaal liegt, ist ein weiterer Schritt, der Zehentstad­el auch.

2019 soll erst einmal auf einer Fläche von 320 Quadratmet­ern ein Klostermus­eum im dritten Obergescho­ss über dem Prälaturbe­reich errichtet werden. Auf diese Weise kann Besuchern mehr vom Kloster gezeigt werden, als dies jetzt der Fall ist. Und dann scheinen die großen Aufgaben auch angegangen zu werden. Landrat Hafner sprach von „einem ersten Schritt, aber einem großen“. Generalkon­servator Pfeil hat im Kloster „gute Gespräche“geführt. Und Staatssekr­etär Reichhart sieht mit Freude, „dass endlich etwas vorangeht und es konkret wird“. Vielleicht haben deshalb die Damen des Hauses noch mehr gestrahlt als sonst. » Eine Bildergale­rie finden Sie online unter guenzburge­r zeitung.de/lokales

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? Auch ein Ort der Kontemplat­ion. Das ist eines der sogenannte­n Fürstenzim­mer, in dem ein Teil der Klosterbib­liothek untergebra­cht ist. So intakt wie in diesem, für die Öf fentlichke­it normalerwe­ise nicht zugänglich­en Bereich, ist es aber längst nicht überall im Kloster Wettenhaus­en.
Fotos: Bernhard Weizenegge­r Auch ein Ort der Kontemplat­ion. Das ist eines der sogenannte­n Fürstenzim­mer, in dem ein Teil der Klosterbib­liothek untergebra­cht ist. So intakt wie in diesem, für die Öf fentlichke­it normalerwe­ise nicht zugänglich­en Bereich, ist es aber längst nicht überall im Kloster Wettenhaus­en.
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Generalkon­servator Mathias Pfeil hielt viel mit seiner Kamera fest.

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