Von der Sehnsucht nach dem Himmel
Karl Wallner über die befreiende Wirkung von Gottes Frohbotschaft
Maria Vesperbild Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel hat am schwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild einen besonders hohen Stellenwert. Für den neuen Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart mag das eine Art von Feuertaufe gewesen sein, erstmals für die Feier dieses Festes an diesem Ort verantwortlich zu sein. Alles war wunderbar vorbereitet und auch das Wetter zeigte sich am Mittwochabend von seiner besten Seite, sonnig, nicht zu heiß, nicht zu kalt, wie der Zelebrant Dr. Karl Wallner anmerkte.
Die Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten den Altarraum und spendeten ein Licht, das besonders gut zur Gottesmutter passt. Nicht von ungefähr ist das Westfenster großer Kathedralen, meist in Form einer großartigen Rosette, die das Abendlicht verklärt, ein Sinn- für Maria. Vor dem Hochamt hatten die Gläubigen die Fatimagrotte besucht und um den großen Blütenteppich Lichter angezündet. Sie waren durch Gesänge und Gebete eingestimmt worden. Es war also alles so, wie es die Gläubigen, die in bemerkenswert großer Zahl gekommen waren, gewohnt sind.
Außergewöhnlich war in diesem Jahr der auffallend redegewandte, schlagfertige und witzige Zelebrant und Prediger. Pater Dr. Karl Wallner aus Heiligenkreuz in Niederösterreich versteht es, die Menschen anzusprechen und die Dinge auf den Punkt zu bringen. An Maria Himmelfahrt müsste er eigentlich in seinem Kloster sein, erklärte er, denn die Zisterzienser hätten eine besonders intensive Beziehung zur Gottesmutter. Sein Fernbleiben vom Kloster sei entschuldbar, denn schließlich diene er an diesem Tag der Gottesmutter an einer ihr ge- weihten „Mega-Wallfahrt“. Die Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel imponiere den Zisterziensern und deswegen sei es ihm unverständlich, dass den Menschen unserer Gesellschaft die Sehnsucht nach dem Himmel verloren gehe. Der erste Vers des Gebetes, das Wallner den Besuchern des Hochamtes lehrte, lautete; „In den Himmel will ich kommen“. Diese Sehnsucht, gepaart mit missionarischem Geist, forderte Pater Wallner von den Christen. Die christliche Religion habe schließlich in mehrerlei Hinsicht die beste Botschaft.
Die Freiheit, sein Angebot anzunehmen
Gott sei aus seiner Unendlichkeit zu uns gekommen, habe sich „auf Krippenlänge verkürzt“, damit die Menschen erlöst werden könnten. Und er lasse uns die Freiheit, wie er sie Maria gelassen habe, sein Angebild bot anzunehmen. Wir hätten die beste Botschaft, aber machten keine Werbung dafür, beklagte der Prediger. In Europa schwinde die Kirche, während sie in den anderen Kontinenten stark wachse. Pater Wallner bedauerte es, dass Gottes Frohbotschaft zu lasch an die Nachkommen weitergegeben werde. Schließlich habe sie eine ungemein befreiende Wirkung, wie man es beim Bekenntnis der eigenen Sündhaftigkeit zu Beginn eines jeden Gottesdienstes erleben könne. Das Eingeständnis der eignen Fehlerhaftigkeit mache frei. Der Zwang, schön und möglichst perfekt zu sein, wie ihn die Medien dem modernen Menschen lehrten, mache psychisch krank. Die Botschaft Gottes setze dagegen ein deutliches Zeichen.
» Zahlreiche Bilder vom Himmelfahrtstag gibt es unter guenzburger zeitung.de/ lokales