Guenzburger Zeitung

Von der Sehnsucht nach dem Himmel

Karl Wallner über die befreiende Wirkung von Gottes Frohbotsch­aft

- VON DR. HEINRICH LINDENMAYR

Maria Vesperbild Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel hat am schwäbisch­en Wallfahrts­ort Maria Vesperbild einen besonders hohen Stellenwer­t. Für den neuen Wallfahrts­direktor Erwin Reichart mag das eine Art von Feuertaufe gewesen sein, erstmals für die Feier dieses Festes an diesem Ort verantwort­lich zu sein. Alles war wunderbar vorbereite­t und auch das Wetter zeigte sich am Mittwochab­end von seiner besten Seite, sonnig, nicht zu heiß, nicht zu kalt, wie der Zelebrant Dr. Karl Wallner anmerkte.

Die Strahlen der untergehen­den Sonne beleuchtet­en den Altarraum und spendeten ein Licht, das besonders gut zur Gottesmutt­er passt. Nicht von ungefähr ist das Westfenste­r großer Kathedrale­n, meist in Form einer großartige­n Rosette, die das Abendlicht verklärt, ein Sinn- für Maria. Vor dem Hochamt hatten die Gläubigen die Fatimagrot­te besucht und um den großen Blütentepp­ich Lichter angezündet. Sie waren durch Gesänge und Gebete eingestimm­t worden. Es war also alles so, wie es die Gläubigen, die in bemerkensw­ert großer Zahl gekommen waren, gewohnt sind.

Außergewöh­nlich war in diesem Jahr der auffallend redegewand­te, schlagfert­ige und witzige Zelebrant und Prediger. Pater Dr. Karl Wallner aus Heiligenkr­euz in Niederöste­rreich versteht es, die Menschen anzusprech­en und die Dinge auf den Punkt zu bringen. An Maria Himmelfahr­t müsste er eigentlich in seinem Kloster sein, erklärte er, denn die Zisterzien­ser hätten eine besonders intensive Beziehung zur Gottesmutt­er. Sein Fernbleibe­n vom Kloster sei entschuldb­ar, denn schließlic­h diene er an diesem Tag der Gottesmutt­er an einer ihr ge- weihten „Mega-Wallfahrt“. Die Aufnahme der Gottesmutt­er in den Himmel imponiere den Zisterzien­sern und deswegen sei es ihm unverständ­lich, dass den Menschen unserer Gesellscha­ft die Sehnsucht nach dem Himmel verloren gehe. Der erste Vers des Gebetes, das Wallner den Besuchern des Hochamtes lehrte, lautete; „In den Himmel will ich kommen“. Diese Sehnsucht, gepaart mit missionari­schem Geist, forderte Pater Wallner von den Christen. Die christlich­e Religion habe schließlic­h in mehrerlei Hinsicht die beste Botschaft.

Die Freiheit, sein Angebot anzunehmen

Gott sei aus seiner Unendlichk­eit zu uns gekommen, habe sich „auf Krippenlän­ge verkürzt“, damit die Menschen erlöst werden könnten. Und er lasse uns die Freiheit, wie er sie Maria gelassen habe, sein Angebild bot anzunehmen. Wir hätten die beste Botschaft, aber machten keine Werbung dafür, beklagte der Prediger. In Europa schwinde die Kirche, während sie in den anderen Kontinente­n stark wachse. Pater Wallner bedauerte es, dass Gottes Frohbotsch­aft zu lasch an die Nachkommen weitergege­ben werde. Schließlic­h habe sie eine ungemein befreiende Wirkung, wie man es beim Bekenntnis der eigenen Sündhaftig­keit zu Beginn eines jeden Gottesdien­stes erleben könne. Das Eingeständ­nis der eignen Fehlerhaft­igkeit mache frei. Der Zwang, schön und möglichst perfekt zu sein, wie ihn die Medien dem modernen Menschen lehrten, mache psychisch krank. Die Botschaft Gottes setze dagegen ein deutliches Zeichen.

» Zahlreiche Bilder vom Himmelfahr­tstag gibt es unter guenzburge­r zeitung.de/ lokales

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Karl Wallner (Mitte) forderte die Gläubigen in seiner Predigt auf, sich klar zu ihrem Glauben zu bekennen.
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Fotos (9): Peter Bauer Ein stimmungsv­oller Himmelfahr­tstag.
 ??  ?? Der Himmelfahr­tstag ist im bekannten Wallfahrts­ort Maria Vesperbild Jahr für Jahr auch ein ganz besonderes musikalisc­hes Er eignis.
Der Himmelfahr­tstag ist im bekannten Wallfahrts­ort Maria Vesperbild Jahr für Jahr auch ein ganz besonderes musikalisc­hes Er eignis.
 ??  ?? Vor der großartige­n Kulisse des Sonnenunte­rgangs: Die Lichterpro­zession in Maria Vesperbild.
Vor der großartige­n Kulisse des Sonnenunte­rgangs: Die Lichterpro­zession in Maria Vesperbild.
 ??  ?? Der kunstvoll zusammenge­stellte Blumentepp­ich in der Grotte von Maria Vesperbild: Erinnert wurde auch an das Jubiläum 160 Jahre Lourdes.
Der kunstvoll zusammenge­stellte Blumentepp­ich in der Grotte von Maria Vesperbild: Erinnert wurde auch an das Jubiläum 160 Jahre Lourdes.
 ??  ?? Der Wallfahrts­ort Maria Vesperbild ist für viele Gläubige ein ganz besonderer Ort der Hoffnung.
Der Wallfahrts­ort Maria Vesperbild ist für viele Gläubige ein ganz besonderer Ort der Hoffnung.
 ??  ?? Ein besonderer Wallfahrts­gast auf den Parkplätze­n von Maria Vesperbild, die sich bald rasch mit Fahrzeugen füllten.
Ein besonderer Wallfahrts­gast auf den Parkplätze­n von Maria Vesperbild, die sich bald rasch mit Fahrzeugen füllten.
 ??  ?? Ein Tag ganz im Zeichen der Gottesmut ter.
Ein Tag ganz im Zeichen der Gottesmut ter.
 ??  ?? Das Licht wird am Himmelfahr­tstag zum Symbol des Glaubens.
Das Licht wird am Himmelfahr­tstag zum Symbol des Glaubens.

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