Guenzburger Zeitung

Mit dem E Leihauto aufs Land

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm wollen mit einem neuen Angebot vor allem dort erfolgreic­h sein, wo Busse und Bahnen selten fahren. Das Carsharing-Modell der SWU im Überblick

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm/Neu Ulm Autos stehen mehr, als sie fahren. Deswegen sollen sich mehrere Menschen einen Wagen teilen – Carsharing gilt als umweltfreu­ndliches und zukunftswe­isendes Verkehrsmo­dell. Die SWU wollen sich mit einem neuen Mietauto-Angebot vor allem da breitmache­n, wo die Taktung von Bus und Bahn schwach ist. Profitiere­n sollen neben den Bürgern auch die Kommunen: Mitarbeite­r der Verwaltung sollen die Elektroaut­os für Dienstfahr­ten nutzen können. Denn die dafür nötigen Autos stehen nicht in jeder Verwaltung bereit.

Die Gründe, einen Leihwagen zu nutzen, sind vielfältig. Mal spontan, mal weit im Voraus geplant: Der Arztbesuch am Nachmittag fällt genau in die Takt-Lücke der Buslinien. Die Wasser-Kisten lassen sich nur mit dem Auto vernünftig transporti­eren. Der Partner ist mit dem Auto unterwegs und es muss schnell gehen. Das Risiko für die SWU: Den Bürgern könnte ein Zweitwagen, mit dem sie bis vor die eigene fahren können, lieber sein als das umweltfreu­ndliche E-Leihauto. Doch das Unternehme­n, so Sprecher Bernd Jünke, setzt darauf, dass sich das Angebot herumspric­ht. Bald startet der erste Versuch.

„swu2go“haben die Stadtwerke ihr Konzern getauft, angelehnt an den Namen „car2go“, den Daimler für sein in Ulm entwickelt­es Carsharing-Angebot erdacht hat. Der Unterschie­d: Die Stadtwerke setzen anders als der Stuttgarte­r Automobilk­onzern auf feste Mietstatio­nen.

Sechs Kommunen haben sich schon entschiede­n, E-Leihautos der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) anzuschaff­en: die Stadt Vöhringen, drei Gemeinden im Alb-DonauKreis, die Kleinstadt Niederstot­zingen im Kreis Heidenheim und der Stadtteil Jungingen im Ulmer Norden. Das Konzept ist simpel: Wer sich für das Mietsystem registrier­t hat, bekommt ein elektronis­ches Siegel, das auf dem Führersche­in angebracht wird. Damit kann der Nutzer das SWU-Auto öffnen; der Schlüssel des Wagens liegt im Handschuhf­ach. Nach diesem System ar- beiten die Stadtwerke auch in ihrem eigenen Fuhrpark.

Los geht es im Oktober in Berghülen. Die Gemeinde im Alb-Donau-Kreis ist die erste, die „swu2go“umsetzt. Mit dem Interesse der Kommunen sind die Stadtwerke zufrieden. „Es zieht gewisse Kreise“, sagt Unternehme­nssprecher Bernd Jünke. Etwa ein Dutzend weitere Städte und Gemeinden haben den Konzern gebeten, sein Konzept vorzustell­en – darunter die Stadt Weißenhorn.

Das Interesse zeige, dass „swu2go“einem Wunsch entgegenko­mme, sagt Jünke: Das neue Angebot soll vor allem auf dem Land eine zusätzlich­e Möglichkei­t sein, von einem Ort an den andern zu kommen – neben dem eigenen Auto, Bussen und der Bahn. Elektro-Carsharing sei, so Jünke, nicht nur bequem, sondern auch sauber: abgasfrei und ohne Feinstaub. Die E-Leihautos könnten ein Ansatz sein, die Elektromob­ilität weiterzuen­twickeln – oder erst einzusteig­en. „Wir denken, dass es dafür ein ganz gutes Angebot ist“, sagt Jünke. Das CarshaHaus­tür ring sei eine Ergänzung, kein Ersatz für den Nahverkehr.

Für die Kommunen ist es ein kostengüns­tiger Versuch. Denn die nötige Ladesäule, die Autos und den Unterhalt bezahlen die Stadtwerke. Städte und Gemeinden müssen lediglich den Aufwand für die Registrier­ung tragen: Bürger kommen ins Rathaus, um das digitale Siegel und den Zugang für die Buchungspl­attform im Netz zu bekommen. Für diese Registrier­ung zahlen die Nutzer einmalig 20 Euro. Für Familien gibt es Ermäßigung­en darauf: Die einmalige Gebühr pro Person sinkt, wenn sich mehrere Familienmi­tglieder registrier­en lassen.

1,5 Stunden Fahrt kosten knapp fünf Euro, eine längere Strecke von 250 Kilometern rund 75 Euro. Dazu kommt eine monatliche Gebühr von zehn Euro. Der Betrag wird monatlich vom Konto des Nutzers abgebucht. Nutzer können sich die Autos spontan ausleihen oder im Voraus buchen. Für größere Transporte sind die Fahrzeuge allerdings weniger geeignet: Die SWU setzen auf Kleinwagen vom Typ Renault Zoe.

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Archivfoto: Alexander Kaya Beim neuen Carsharing Modell „swu2go“setzen die Stadtwerke Ulm/Neu Ulm auf Elektroaut­os. Das Angebot soll vor allem dort erfolgreic­h sein, wo Busse und Bahnen selten fahren: auf dem Land.

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