Vergnügliche Runden auf dem Volksfest
Nach zehn Tagen gibt es kein „Prosit der Gemütlichkeit“mehr – und auch keine Karambolagen mit dem Autoscooter. Der Rummel ist vorüber. Warum bei den Beteiligten dennoch die Freude groß ist
Günzburg Selbst, wenn sie nach einem Haar in der Suppe suchen würde – da wäre nichts. Deshalb freut sich Georgine Fäßler ohne Einschränkung darüber, wie das 68. Günzburger Volksfest abgelaufen ist. „Das Wetter hat gepasst, es war wirklich nett. Und ich denke, dass alle gute Geschäfte gemacht haben“, sagt die städtische Managerin des Rummels. „Wenn es gut läuft, dann macht es Spaß“, setzt Fäßler hinzu.
Nicht alles habe man freilich im Griff – zum Beispiel das Wetter, erinnert sie sich an das vergangene Jahr, als am letzten Festwochenende am Freitagabend das Volksfest abgebrochen wurde, nachdem der Deutsche Wetterdienst eine Warnmeldung über schwere Gewitter mit Starkregen, Windböen um die 100 Stundenkilometer und Hagel bis zu drei Zentimeter angekündigt hatte.
So schlimm wurde es dann doch nicht. Aber das konnten die Verantwortlichen damals nicht wissen – und deshalb wurde vorsorglich geräumt. Das klappte zwar am Schnürchen, aber noch besser ist es natürlich, wenn der Festbetrieb ungestört bleibt. Fäßler ist in ihrer Rolle jetzt zum vierten Mal dabei. Diesen Zeitraum kann sie überblicken. Und da sei es heuer im Vergleich zu den drei Vorjahren „am friedlichsten gewesen“.
Dazu will die Polizei noch nichts sagen, da mit dem Sonntag erst der letzte Volksfesttag angebrochen ist. Sie wird im Laufe des heutigen Montags ihre Bilanz vorlegen. Stefan Müller, der Einsatzleiter des Nördlinger Sicherheitsdienstes Scherlin, der engagiert worden war, bestätigt Fäßler aber in ihrer Einschätzung: „Ich mache das hier seit acht Jahren. Und das hier ist das ruhigste Volksfest von allen bisher“, sagt er. Die Einzäunung des etwa 1,5 Hektar großen Geländes, die es nun zum dritten Mal gab, und die Taschenkontrollen hätten ihren Anteil daran, dass es von den SecurityLeuten so gut wie keine „alkoholbedingten Einsätze“gegeben habe. Schlägereien, die oft handfeste Folge von übermäßigem Alkoholkonsum waren, seien „gegen Null“gegangen. Müller weiß, dass bei früheren Volksfesten in Günzburg bis zu zehnmal der Krankenwagen kommen musste, um Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik zu bringen. Heuer sei das zweimal passiert – einmal davon außerhalb des Festgeländes.
Wie kommt diese Entwicklung? Der Sicherheitsexperte bringt das mit den Taschenkontrollen zusammen und der Vorgabe der Stadt, die an der Donau ein Familienfest haben will. Deshalb werde freundlich, aber durchaus konsequent der Inhalt der Taschen überprüft. „Die Günzburger machen inzwischen bis auf wenige Einzelfälle freiwillig ihre Taschen auf.“Ob harter Alkohol nun eigens getragen wird oder in der Tasche oder im Rucksack: Weder Minderjährige noch Erwachsene kämen damit auf das Gelände. Einen Unterschied gebe es aber: Jugendliche müssten Schnaps & Co. vor den Augen der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wegkippen. Im Zweifel wird die Polizei hinzugezogen, damit ermittelt werden kann, von wem die Minderjährigen die harten Sachen bekommen haben. Die Streifen des Sicherheitsdienstes (am Eingang, auf der Budenstraße und im Bereich des Festzeltes) gehen auch gezielt gegen minderjährige Raucher in der Öffentlichkeit vor. Dieses „Sicherheitspaket“komme bei den Bürgern „sehr gut“an. „Wir haben viel positives Feedback erhalten“, sagt Müller abschließend.
Freude gibt es beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK), „weil es ziemlich ruhig war“, wie Patrick Hesse, BRK-Bereitschaftsleiter von Leipheim/Günzburg, sagt. Überraschend sei einmal am Nachmittag der Betriebsunfall eines Mitarbeiters am Break-Dance-Fahrgeschäft gewesen. Aber der Mann kam letztlich in die Obhut des Rettungsdienstes. Eine genaue Zahl der Einsätze (zumeist „Pflasterversorgungen“nach Wespenstichen und manchmal Stürzen) hat Hesse erst am Montag, die Tendenz schon jetzt. Er spricht von einem „eher unterdurchschnittlichen Patientenaufkommen“.
Reiner Halbeck von der Stadt Günzburg ist zum zweiten Mal der Platzmeister. Für ihn ist mit Georgine Fäßler nach dem Volksfest auch gleich wieder vor dem Volksfest – beispielsweise, wenn es darum geht, nach der Auswertung in der ersten Septemberwoche Schausteller für 2019 zu gewinnen. Geworben wird beispielsweise in der Fachzeitschrift
70 Prozent derjenigen, die mit Autoscooter, Schieß- oder Essstand im Gepäck anreisen, zählen unter den Anbietern zum Stammpublikum. Die verhältnismäßig geringe Fluktuation sei auch ein Zeichen von Zufriedenheit.
Zufrieden zeigt sich am Sonntagabend auch Festzeltwirt Michael Hahn. Bei den Speisen liege man über dem Vorjahresniveau, sagt Hahn auf Anfrage. Ob er mit dem Bierpreis (eine Maß kostete 8,95 Euro) auch 2019 unter der NeunEuro-Grenze bleiben werde, könne er ein Jahr vorher nicht versprechen. „Aber wir werden uns bemühen.“
Mit 36 Betrieben (Festzelt inklusive) ist der Platz gut gefüllt. Wie viele Gäste letztlich in den Auweg gekommen sind, darüber gibt es erstmals wohl eine Hochrechnung. Warum die Stadt diese Zahl nicht öffentlich macht, ist nicht bekannt. Das erste Wochenende habe Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD) die Zahl der Besucher mit 17 000 beziffert. Das ist für Halbeck jedenfalls ein Indiz dafür, „dass das Günzburger Volksfest auch über den Landkreis hinaus von Bedeutung ist“.
Alkohol von außen kommt nicht aufs Gelände