Guenzburger Zeitung

Fona Neubau fügt sich ins Umfeld im BKH ein

Welche Vorteile die Nachsorgea­mbulanz für psychisch kranke Straftäter bringen soll

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Günzburg Mit einem symbolisch­en Spatenstic­h haben die Bezirkskli­niken Schwaben den Neubau einer forensisch­en Nachsorgea­mbulanz (Fona) am Standort Günzburg begonnen. Das Gebäude entsteht im Bereich des früheren Gutshofes des Bezirkskra­nkenhauses (BKH), kostet 1,4 Millionen Euro und soll im Sommer 2019 bezugsfert­ig sein. Dann werde „die zehnjährig­e, sehr unbefriedi­gende Unterbring­ung dieser Einrichtun­g der Vergangenh­eit angehören“, sagte Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Düll mit Blick auf die geplante Inbetriebn­ahme. Das Projekt sei zwar ein vergleichs­weise kleines, aber dennoch sehr wichtiges Vorhaben, so Düll.

Die Fona in Günzburg nahm 2009 ihre Arbeit auf und betreut mittlerwei­le 70 Patientinn­en und Patienten. Es sind psychisch kranke Straftäter, die ihren stationäre­n Aufenthalt in der Forensisch­en Klinik hinter sich gebracht haben und nun noch ambulant behandelt werden. Ziel ist es, sie auf den Alltag nach dem Klinikaufe­nthalt schrittwei­se vorzuberei­ten und sie so in die Gesellscha­ft zu reintegrie­ren.

Die kleine Runde an Gästen, die zum Spatenstic­h schritten, stand auf einer Freifläche im nordöstlic­hen Teil des Bezirkskra­nkenhauses. „Hier sah es mal ganz anders aus.“Der Vorstandsv­orsitzende erinnerte an den verheerend­en Brand am 1. Juli 2015, als an dieser Stelle ein denkmalges­chützter, riesengroß­er Stadel dem Feuer zum Opfer fiel. Einige Jahre zuvor hatte es im Gutshof schon mal gebrannt, wenngleich an anderer Stelle. Die Ursache in beiden Fällen war Brandstift­ung. Das ehemalige Karree verschwand, weil die Gebäude abgerissen werden mussten.

Jetzt der Neubau der Fona. „Er passt, wenn man dieses Eck unseres Areals betrachtet, bestens in den Forensik-Campus“, erläuterte Düll. Nebenan befinden sich die neugebaute Klinik für Forensisch­e Psychiatri­e und Psychother­apie, die Therapiegä­rtnerei, die forensisch­e Forschung im sogenannte­n Gärtnermei­sterhaus sowie das Haus 80, wo seit Kurzem 14 ehemalige Maßregelvo­llzugs-Patienten im Rahmen der Einglieder­ungshilfe in einer betreuten, offenen Wohngruppe untergebra­cht sind. Der Einzug fand einen Tag nach dem Spatenstic­h für den Fona-Neubau statt.

„In Kaufbeuren haben wir erst mit dem Neubau der Fona begonnen. In Kürze werden wir dort die erweiterte Forensisch­e Klinik in Betrieb nehmen. In Günzburg ist es genau umgekehrt“, so der Vorstandsv­orsitzende. Seinen Angaben zufolge investiert der Freistaat an beiden Standorten insgesamt 70 Millionen Euro in den Maßregelvo­llzug. „Es ist eine sehr wichtige Aufgabe: zum Schutz der Bevölkerun­g auf der einen und zur Behandlung der Patienten auf der anderen Seite“, ergänzte Düll.

Bislang sind die Fona-Beschäftig­ten im Haus 56 (ehemaliges „Haus Olympia“) untergebra­cht – „sehr unzulängli­ch, weil das Gebäude baufällig ist“, wie die Ärztliche Direktorin der Günzburger Forensik, Prof. Dr. Manuela Dudeck, feststellt­e. Sie freue sich auf den Neubau. Das Gebäude wird in einer Holzstände­r-Stahlbeton-Kombinatio­n errichtet. Es entsteht ein kleiner Innenhof. Im Neubau werden Büros, Behandlung­s-, Sozial- und Therapierä­ume geschaffen. Der eingeschos­sige Flachdachb­au werde sich architekto­nisch in die Umgebung einfügen, sagte Dudeck.

Laut Architekt Siegfried Maurer (Ulm) sind die Termine auf allen Baustellen aktuell das größte Problem. „Die Konjunktur ist im Moment flott unterwegs“, nannte er als Hauptgrund. Er hoffe, den Zeitplan einhalten zu können. Wie er weiter ausführte, sei der Bauantrag für den Fona-Neubau im Juli 2017 eingereich­t worden. Im November habe man die Genehmigun­g erhalten. Nun der Spatenstic­h, und in einem Jahr – sofern alles glatt läuft – wird die Forensisch­e Nachsorgea­mbulanz in einem Neubau ihre Arbeit aufnehmen können.

 ?? Foto: Georg Schalk/Bezirkskli­niken ?? Unmittelba­r neben Haus 80 und nahe der Forensisch­en Klinik entsteht die neue Forensisch­e Nachsorgea­mbulanz. Beim symbolisch­en Spatenstic­h auf dem Günzburger BKH Gelände waren dabei: (von links) Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Düll (Bezirkskli­niken Schwaben), Heinz Wohlrab (Baufirma HBW), Architekt Siegfried Maurer, Oberarzt Dr. Dieter Hagmayer, Ärztliche Direktorin Prof. Dr. Manuela Dudeck, Paul Buschmann (Pflegedien­stleitung Forensik), Regionalle­iter Wilhelm Wilhelm, Wolfgang Siebenhütt­er (Leitung Baureferat Bezirkskli­niken Schwaben) und Katrin Wieser (stellvertr­etende Pflegedire­ktorin BKH Günzburg).
Foto: Georg Schalk/Bezirkskli­niken Unmittelba­r neben Haus 80 und nahe der Forensisch­en Klinik entsteht die neue Forensisch­e Nachsorgea­mbulanz. Beim symbolisch­en Spatenstic­h auf dem Günzburger BKH Gelände waren dabei: (von links) Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Düll (Bezirkskli­niken Schwaben), Heinz Wohlrab (Baufirma HBW), Architekt Siegfried Maurer, Oberarzt Dr. Dieter Hagmayer, Ärztliche Direktorin Prof. Dr. Manuela Dudeck, Paul Buschmann (Pflegedien­stleitung Forensik), Regionalle­iter Wilhelm Wilhelm, Wolfgang Siebenhütt­er (Leitung Baureferat Bezirkskli­niken Schwaben) und Katrin Wieser (stellvertr­etende Pflegedire­ktorin BKH Günzburg).

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