Unerträgliche Stimmungsmache
Zum selben Thema und dem am 20. Au gust dazu veröffentlichten Lesebrief:
Die Grundlage unserer Demokratie ist das Grundgesetz. Die Aufgabe, dieses richtig anzuwenden oder auszulegen, liegt ausschließlich bei den Gerichten und nicht in der Politik. Wie wichtig Gerichte sind, sieht man daran, dass ein hoher zweistelliger Prozentsatz der Asylbescheide unrechtsmäßig ist und die Politik Abschiebungen durchsetzt, obwohl das Asylverfahren noch nicht beendet ist.
Das Zitat von Herrn Heindl zum Pass der Familie Kanwal („Wahrscheinlicher ist es, dass damit die Identität verschleiert wird“) ist unerträglich. Mit solchen Vermutungen wird Stimmung gegen Menschen gemacht, die bei uns Schutz suchen.
Ich kenne das Ehepaar seit 2012 persönlich. Beide haben schnell Deutsch gelernt, hatten eine eigene Wohnung, einen Freundeskreis und eine Arbeitsstelle. Rizwana Kanwal hat den B2-Kurs bestanden, eine zweijährige Ausbildung absolviert und die mittlere Reife erworben. Jetzt könnte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen. Obwohl die Eheleute sich selbst finanziert haben, wurde dem Ehemann von heute auf morgen die Arbeitserlaubnis entzogen. Das Ehepaar musste darauf die Wohnung aufgeben und wieder ins Asylheim ziehen.
Wie kürzlich in der Zeitung zu lesen war, möchte Innenminister Herrmann aufgrund des Pflegenotstands Asylbewerber in Pflegeberufen die Möglichkeit bieten, hierzubleiben. Ich hoffe, dass unsere Politiker der CSU, Herr Reichhart und Herr Sauter, das genauso sehen und sich für die Familie einsetzen, denn man kann auch Wählerstimmen durch gute Integrationsarbeit sammeln und nicht nur über die besten Abschiebezahlen.
Walter Lasar, Günzburg