Guenzburger Zeitung

Deutschlan­d will mehr für Afrika tun

Entwicklun­gsminister Müller plant, Äthiopien stärker zu fördern. Auch für das Krisenland Eritrea sieht er Chancen. Damit viele Flüchtling­e in ihre Heimat zurückkehr­en können

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Die Bundesregi­erung hofft, dass sich durch den Friedenssc­hluss zwischen Äthiopien und Eritrea in Zukunft weniger Flüchtling­e aus der Region nach Europa aufmachen. Eritreisch­e Geflüchtet­e könnten sogar bald in ihre Heimat zurückkehr­en. Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) kündigte am Freitag bei einem Besuch in der äthiopisch­en Hauptstadt Addis Abeba an, die Reformen in dem Land durch einen weiteren Ausbau der Zusammenar­beit zu fördern.

Der neue äthiopisch­e Premiermin­ister Abiy Ahmed habe ein beeindruck­endes Tempo vorgelegt. „Seit meinem Besuch im vergangene­n Jahr haben bislang kaum für möglich gehaltene Veränderun­gen stattgefun­den. Der Ausnahmezu­stand wurde aufgehoben, tausende politische Gefangene wurden freigelass­en“, sagte Müller gestern unserer Zeitung. „Um diese Reformdyna­mik weiter zu unterstütz­en, streben wir an, unsere Zusammenar­beit mit Äthiopien hin zu einer Reformpart­nerschaft zu vertiefen“, versprach Ahmed privilegie­rte deutsche Hilfen.

Auch für die Zukunft des Krisenland­s Eritrea ist Müller vorsichtig optimistis­ch. Bei einem Treffen mit dem eritreisch­en Präsidente­n Isayas Afewerki in der Hauptstadt Asmara mahnte er die Freilassun­g von politische­n Gefangenen und innenpolit­ische Reformen an. „Die eritreisch­e Regierung muss ihren jungen Menschen dringend neue Perspektiv­en eröffnen. Das ist auch ein wichtiges Signal an die vielen Eritreer, die nach Deutschlan­d geflohen sind“, sagte Müller. Wichtig seien jetzt Fortschrit­te nach dem Vorbild Äthiopiens.

Am jahrzehnte­lang von Krisen und Kriegen erschütter­ten Horn von Afrika herrscht Tauwetter, seit der junge äthiopisch­e Premier Abiy Ahmed Anfang Juli überrasche­nd Frieden mit dem Nachbarn Eritrea geschlosse­n hat. Eritrea hatte sich 1993 nach einem blutigen Krieg von Äthiopien gelöst, seither herrschte erbitterte Feindschaf­t zwischen beiMüller den Ländern. Im zweijährig­en äthiopisch-eritreisch­en Krieg waren ab 1998 gut 80 000 Menschen ums Leben gekommen, danach herrschte ein brüchiger Waffenstil­lstand. Eritrea wird von Präsident Afewerki mit harter Hand regiert, Menschenre­chtsorgani­sationen kritisiere­n besonders die Praxis, dass Bürger ohne zeitliche Begrenzung zum Militärdie­nst herangezog­en werden, dies sei „Zwangsarbe­it“. In Scharen fliehen junge Eritreer deshalb aus dem Land, viele kommen nach Deutschlan­d, wo bereits rund 64000 eritreisch­e Flüchtling­e leben. Doch durch den Entspannun­gsprozess könnte sich die Situation ändern, hofft Entwicklun­gsminister Müller: „Mit dem Friedenssc­hluss vor wenigen Monaten haben Eritrea und Äthiopien Historisch­es geleistet.“

Vor Vertretern der afrikanisc­hen Union in Addis Abeba kündigte Müller an, dass die Bundesregi­erung sich künftig stärker darauf konzentrie­ren werde, eigene Anstrengun­gen afrikanisc­her Länder zu fördern: „Afrika muss selbst mehr leisten. Ziel ist eine neue Afrikapoli­tik auf Augenhöhe.“

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