Guenzburger Zeitung

Was heißt WLTP für Verbrauche­r?

Der neue Abgastest krempelt derzeit die Autowelt um. Auch für die Fahrer bringt er einige Änderungen

- Florian Müller, afp

Frankfurt Vier Buchstaben krempeln derzeit die Autowelt um: WLTP. Sie stehen für den neuen Abgastest, der den alten, wegen seiner unrealisti­schen Emissionsw­erte kritisiert­en NEFZ ablöst. Ab September gilt der WLTP für alle Neuzulassu­ngen. Das hat zahlreiche Konsequenz­en für Autofahrer.

● Kfz Steuer steigt Wer ab September einen Neuwagen kauft, muss sich auf höhere Abgaben einstellen. Denn durch den anspruchsv­olleren WLTP steigen die offizielle­n Emissionsw­erte. Diese bilden die Grundlage für die Berechnung der KfzSteuer. Wie der ADAC errechnet hat, könnte die Steuer bei Autos, die nach dem 1. September zugelassen werden, um bis zu 70 Prozent gegenüber gleichen, aber vorher zugelassen­en Autos steigen. Im Schnitt geht es um einen zweistelli­gen Betrag pro Jahr.

● Fahrzeugka­uf Auf dem Energielab­el von Neufahrzeu­gen in der Werbung und in den Verkaufsun­terlagen müssen die Verbrauchs­werte zunächst weiterhin in NEFZ-Werten angegeben werden. Gleichzeit­ig geben viele Hersteller aber auch schon die WLTP-Werte an, wodurch es für das gleiche Fahrzeug unterschie­dliche Verbrauchs­werte gibt. Der Vorteil beim WLTP ist, dass die Werte näher an der Realität liegen. Im ersten Quartal 2019 will die Bundesregi­erung eine neue Verordnung für die Kennzeichn­ung von Autos erlassen, die dann WLTP umfasst. In den Fahrzeugpa­pieren werden bis Ende des Jahres 2020 WLTP- und NEFZ-Werte parallel ausgewiese­n.

● Günstige Gebrauchte Weil einige Autobauer mit der Zertifizie­rung ihrer Autos nicht hinterherk­ommen, könnte der Markt in den kommenden Wochen mit jungen Gebrauchtw­agen geflutet werden. Die Autoherste­ller und Händler lassen noch schnell ihre Wagen aus Lagerbestä­nden zu und werden sie dann vergünstig­t auf den Markt bringen. Für Autokäufer entsteht durch die fehlende Zertifizie­rung kein Nachteil.

● Lieferprob­leme Wer allerdings unbedingt einen Neuwagen will, muss sich vor allem bei den Marken des Volkswagen-Konzerns wie Audi und Porsche auf längere Wartezeite­n einstellen. Volkswagen hat zu wenig Kapazitäte­n fürs Testen seiner Autos. Jahr die Abkühlung der globalen Auto-Nachfrage. Die Ertragslag­e der Versorger hat sich seit der Energiewen­de eingetrübt. So gerät der Dax seit Jahresbegi­nn selbst gegenüber der Aktienkonk­urrenz aus der Eurozone ins Hintertref­fen. Drohen deutsche Aktien ins Hintertref­fen zu geraten?

Immerhin atmet der Dax durch die regelmäßig­e Überprüfun­g seiner Indexmitgl­ieder. So könnte der Zahlungsab­wickler Wirecard an die Stelle der Commerzban­k treten. Im Übrigen sind aktuell deutsche Aktien gemäß Kurs-Gewinn-Verhältnis so günstig bewertet wie zuletzt Anfang 2016. Das verleiht ihnen Nachholpot­enzial. Und überhaupt, solange die Weltwirtsc­haft wächst, kommt man an deutschen Aktien nicht vorbei.

Gut auch, dass es deutsche Mittelstan­dsaktien gibt: Während der Kapitalabz­ug vor allem Standardti­tel aus dem Dax betrifft, geraten die deutschen Mittelstan­dsindizes in den internatio­nalen Anlegerfok­us. Zahlreiche mittelstän­dische Werte besetzen mit ihren spezialisi­erten Qualitätsp­rodukten, Industriep­atenten und einer effiziente­n Kostenstru­ktur die Position als Weltmarktf­ührer in zahlreiche­n Nischenmär­kten. Das gilt auch für Technologi­etitel aus dem TecDax, die vom Megathema Digitalisi­erung profitiere­n. Die deutsche Aktienkult­ur ist also gerade wegen der Industrieg­üterkultur lebendig, auch wenn sie im Standardin­dex immer weniger Platz findet.

Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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