Guenzburger Zeitung

Die Kritik ist vor allem ein Gefühl

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Günzburg ist (zumindest im Sommer) eine Touristens­tadt. Das ist unübersehb­ar. Wer die Autobahnab­fahrt nimmt, erkennt auch, woran das in erster Linie liegt: dem Legoland. Gerade morgens ordnen sich Fahrzeuge mit auswärtige­n Kennzeiche­n in die Spur ein, die zum Freizeitpa­rk führt. Und abends kommen einem eben jene Autos mit Nummernsch­ildern aus ganz Deutschlan­d und Europa entgegen, wenn man stadtauswä­rts fährt. Ihr Ziel ist die Innenstadt.

Zwar gibt es auch im Legoland zunehmend mehr Angebote, die über den reinen Park hinausreic­hen. Aber die Günzburger Altstadt mit ihren Gässchen, Denkmälern, schönen Häusern, Geschäften, Restaurant­s und Cafés übt zurecht auf viele Gäste eine große Anziehungs­kraft aus. Auch wenn mancher Einheimisc­her hier und da zurecht Verbesseru­ngspotenzi­al erkennt, so präsentier­t sich die „City“doch alles in allem in einem sehr hübschen Gewand. Viele Städte in Deutschlan­d beziehungs­weise die Menschen, die dort leben, arbeiten und zu Besuch sind, könnten froh sein, wenn ihre Gemeinde so aussehen würde. Gerade wenn Wochenmark­t ist, hat das Zentrum der Großen Kreisstadt noch mehr Charme. Und dass sie viele Menschen lockt, ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sich die Zahl der Leerstände in gewissem Rahmen hält und es eine große gastronomi­sche Vielfalt gibt.

Dass nun mancher Günzburger oder Bürger aus der Umgebung sagt, dass es hier in Restaurant­s und Cafés teurer geworden ist, seit das Legoland eröffnet hat, ist nicht zuletzt eine persönlich­e Wahrnehmun­g. Schließlic­h wird kaum jemand Buch geführt haben und so die Zeit vor dem Freizeitpa­rk mit der gegenwärti­gen Situation belastbar vergleiche­n können. Auch die Stichprobe­n unserer Zeitung zeigen, dass es zwar Unterschie­de auf den Getränkeka­rten im Vergleich mit Krumbach ohne einen solchen touristisc­hen Magneten und mit anderen Lebenshalt­ungskosten gibt, aber dass sie nicht gravierend sind. Und dass dort, wo viele Touristen hinkommen, die Preise höher als anderswo sind, liegt auf der Hand. Auch sollte keiner den Fehler machen, etwa Angebote für den Mittagstis­ch mit den Abendkarte­n zu vergleiche­n. Aber wenn vermehrt bei den Bürgern der Eindruck entsteht, dass sie „abgezockt“werden, müssen sich die Gastronome­n durchaus Gedanken machen.

Denn es gibt in der Tat Preise, die so nicht in Ordnung sind, etwa wenn der Unterschie­d zwischen einem Wasser und einem alkoholisc­hen Getränk nur noch marginal ist. Allerdings steckt auch hier der Teufel im Detail: Es gibt verschiede­ne Sorten und Größen, sodass der schnelle Vergleich schwerfäll­t. Und dass zu viele Menschen eher auf den Preis als auf die Qualität achten – lieber billig als besser – ist auch eine Wahrheit. Es sollte eben beides passen: Gäste, denen gute Ware und gute Bedienung etwas wert sind. Und Gastronome­n, die ihre Kundschaft ernst nehmen.

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