Die Kritik ist vor allem ein Gefühl
Günzburg ist (zumindest im Sommer) eine Touristenstadt. Das ist unübersehbar. Wer die Autobahnabfahrt nimmt, erkennt auch, woran das in erster Linie liegt: dem Legoland. Gerade morgens ordnen sich Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen in die Spur ein, die zum Freizeitpark führt. Und abends kommen einem eben jene Autos mit Nummernschildern aus ganz Deutschland und Europa entgegen, wenn man stadtauswärts fährt. Ihr Ziel ist die Innenstadt.
Zwar gibt es auch im Legoland zunehmend mehr Angebote, die über den reinen Park hinausreichen. Aber die Günzburger Altstadt mit ihren Gässchen, Denkmälern, schönen Häusern, Geschäften, Restaurants und Cafés übt zurecht auf viele Gäste eine große Anziehungskraft aus. Auch wenn mancher Einheimischer hier und da zurecht Verbesserungspotenzial erkennt, so präsentiert sich die „City“doch alles in allem in einem sehr hübschen Gewand. Viele Städte in Deutschland beziehungsweise die Menschen, die dort leben, arbeiten und zu Besuch sind, könnten froh sein, wenn ihre Gemeinde so aussehen würde. Gerade wenn Wochenmarkt ist, hat das Zentrum der Großen Kreisstadt noch mehr Charme. Und dass sie viele Menschen lockt, ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass sich die Zahl der Leerstände in gewissem Rahmen hält und es eine große gastronomische Vielfalt gibt.
Dass nun mancher Günzburger oder Bürger aus der Umgebung sagt, dass es hier in Restaurants und Cafés teurer geworden ist, seit das Legoland eröffnet hat, ist nicht zuletzt eine persönliche Wahrnehmung. Schließlich wird kaum jemand Buch geführt haben und so die Zeit vor dem Freizeitpark mit der gegenwärtigen Situation belastbar vergleichen können. Auch die Stichproben unserer Zeitung zeigen, dass es zwar Unterschiede auf den Getränkekarten im Vergleich mit Krumbach ohne einen solchen touristischen Magneten und mit anderen Lebenshaltungskosten gibt, aber dass sie nicht gravierend sind. Und dass dort, wo viele Touristen hinkommen, die Preise höher als anderswo sind, liegt auf der Hand. Auch sollte keiner den Fehler machen, etwa Angebote für den Mittagstisch mit den Abendkarten zu vergleichen. Aber wenn vermehrt bei den Bürgern der Eindruck entsteht, dass sie „abgezockt“werden, müssen sich die Gastronomen durchaus Gedanken machen.
Denn es gibt in der Tat Preise, die so nicht in Ordnung sind, etwa wenn der Unterschied zwischen einem Wasser und einem alkoholischen Getränk nur noch marginal ist. Allerdings steckt auch hier der Teufel im Detail: Es gibt verschiedene Sorten und Größen, sodass der schnelle Vergleich schwerfällt. Und dass zu viele Menschen eher auf den Preis als auf die Qualität achten – lieber billig als besser – ist auch eine Wahrheit. Es sollte eben beides passen: Gäste, denen gute Ware und gute Bedienung etwas wert sind. Und Gastronomen, die ihre Kundschaft ernst nehmen.