Guenzburger Zeitung

Der Quietschba­ll wird zum Ersatzwelp­en

Wenn Hündinnen scheinträc­htig werden, kann sich die Psyche der Tiere verändern. Doch es gibt Hilfen

- VON JUDITH RODERFELD

Augsburg Wird eine Hündin plötzlich träge und teilnahmsl­os, zieht sich mit ihren Spielsache­n im Körbchen zurück und beleckt ihre Zitzen, kann das Zeichen für eine Scheinschw­angerschaf­t sein. Das passiert bei unkastrier­ten Hündinnen etwa sechs bis acht Wochen nach ihrer Läufigkeit. Schuld ist der Hormonzykl­us der Tiere – unabhängig davon, ob sie gedeckt wurden oder nicht. Manche Hundehalte­r bemerken die Scheinträc­htigkeit gar nicht. Andere erleben in dieser Phase ein psychisch völlig veränderte­s Tier. „Manche Hündinnen werden fast etwas depressiv und melancholi­sch. Andere, die eventuell zusätzlich Nestbau betreiben, können auch launisch oder etwas aggressiv werden“, sagt die Friedberge­r Tierärztin Dr. Tina Wenisch.

Kommt es zur Scheinträc­htigkeit, versuchen viele Vierbeiner, sich ein Nest zu bauen. In ihrer Einbildung, Junge zu haben, kann zusätzlich das Gesäuge anschwelle­n und sich Milch bilden. Spieltiere und Quietschbä­lle werden zu „Ersatzwelp­en“. Sie werden herumgetra­gen und manchmal im Körbchen an den Bauch gelegt. „Verstärkt werden kann das, wenn in dieser sensiblen Zeit Kontakt mit Welpen oder kleinen Hunden besteht“, sagt Wenisch.

Die Expertin empfiehlt, das Spielzeug, insbesonde­re quietschen­des, zu entfernen. „Nestbau und Spielzeug rumtragen sollten unterbunde­n werden. Man sollte die Hündin in der Zeit ablenken mit Spaziergän­gen oder anderen Aktivitäte­n.“Nach Ansicht der Tierärztin Wenisch wären scheinträc­htige Vierbeiner theoretisc­h als Ammenhunde für verwaiste Welpen geeignet.

Leidet das Tier unter einer besonders starken Scheinschw­angerschaf­t mit Milchprodu­ktion, gibt es laut Wenisch die Möglichkei­t, Hormone oder homöopathi­sche Mittel einzusetze­n. Auch die Kastration wäre eine Möglichkei­t. Obwohl das ein umstritten­es Thema ist: „Sie ist schon angebracht, wenn die Hündin nach jeder Läufigkeit massiv scheinschw­anger wird und dann auch die Psyche darunter leidet.“Der Hündin bliebe dadurch Stress erspart. Gerade wenn der Vierbeiner in dieser Phase zunehmend aggressiv wird, sei die Kastration eine Option.

Handelt es sich aber generell um einen ängstliche­n oder gar aggressiv veranlagte­n Hund, ist die Kastration nicht unbedingt das beste Mittel. Denn dadurch, sagt Wenisch, könne sich dieses Verhalten noch verstärken.

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Foto: Ole Spata, dpa Nach der Läufigkeit werden Hündinnen oft scheinträc­htig. Nicht immer bemerken Hundehalte­r das. Nur manche Tiere werden na hezu depressiv, entwickeln einen Nestbautri­eb und tragen Spielzeug wie ihre Welpen umher.

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