Guenzburger Zeitung

Wie hoch ist der Preis des Nuxit?

Die Gegner der Kreisfreih­eit legen in der Auseinande­rsetzung noch einmal nach. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg kann die Argumente nicht nachvollzi­ehen

- VON RONALD HINZPETER

Neu Ulm Der Streit um die Kosten des Nuxit geht in die nächste Runde. Klaus Rederer als Sprecher der Initiative „Landkreis? Ja bitte!“hat noch einmal nachgelegt und neue Berechnung­en angestellt. Sie weichen aber von denen ab, die aus dem Neu-Ulmer Rathaus stammen. Vielleicht nähern sich beide Seiten an, denn sowohl Rederer als auch Oberbürger­meister Gerold Noerenberg haben dem jeweils anderen signalisie­rt, sie seien zum klärenden Gespräch bereit. Das geht aus einem Briefwechs­el der beiden hervor.

Erst in der vergangene­n Woche haben die drei Stadtratsf­raktionen von CSU, SPD und Pro Neu-Ulm der Initiative vorgeworfe­n, mit falschen Aussagen zu operieren. So koste die Kreisfreih­eit die Stadt Neu-Ulm nicht 50 Millionen Euro, wie es Rederer behauptet habe, sondern nur etwa 29 Millionen Euro. Der Neubau eines Rathauses werde auch ohne den Nuxit notwendig. Das beteuerte OB Noerenberg nochmals in einem Schreiben an Rederer. Ein Neubau werde notwendig, weil Neu-Ulm wachse und somit die Anforderun­gen an die Stadt stiegen: „Dies bedeutet, dass wir mehr Personal und folglich auch Platz benötigen, als uns Raum zur Verfügung steht. Aufgrund dessen haben wir bereits jetzt Abteilunge­n in anderen Räumlichke­iten untergebra­cht.“

Rederer kontert, dass die Stadt nach eigener Schätzung durch die Kreisfreih­eit 110 Mitarbeite­r in Voll- oder Teilzeit zusätzlich beschäftig­en müsse. „Für diese Personen müssen Arbeitsplä­tze eingericht­et werden. Da spielt es keine Rolle, ob ein neues zusätzlich­es Rathaus schon vorher in der Planung war. Dieses wäre ohne die weiteren gut 100 Arbeitsplä­tze deutlich kleiner und damit deutlich kostengüns­tiger ausgefalle­n.“Er schätzt, durch den Nuxit werde der Rathausbau rund zehn Millionen Euro teurer.

Die Initiative taxiert die Gesamtkost­en für die Kreisfreih­eit auf 50 Millionen Euro. Das bestreitet der Oberbürger­meister. Ihm liege kein Zahlenmate­rial vor, das „derartige Kosten aufzeigt“. Rederer führt die Neubaukost­en für das LessingGym­nasium ins Feld, die im Falle der Kreisfreih­eit von der Stadt NeuUlm alleine zu tragen seien. Die sind mit rund 40 Millionen Euro angesetzt. Die „zeitnah notwendige­n Renovierun­gs-, Modernisie­rungsund Ausbaumaßn­ahmen der übrigen Schulen, die vom Kreis übernommen werden sollen, sind hier noch gar nicht berücksich­tig“. Er hält die von ihm ins Feld geführten Nuxit-Kosten von 50 Millionen Euro für „sehr defensiv angesetzt“.

Ein weiteres Argument des BISprecher­s: Die notwendige Digitalisi­erung der Bürgerdien­ste, um die Verwaltung moderner und bürgerfreu­ndlicher zu gestalten, werde durch den Nuxit massiv verzögert. Das bestreitet OB Noerenberg. Diese Ansicht erschließe sich ihm nicht. Rederer argumentie­rt, dass eine solche Umstellung aufwendig sei, doch durch die angestrebt­e Kreisfreih­eit müsse die Verwaltung auf vielen Ebenen umfassend neu organisier­t werden. Deshalb könne die Digitalisi­erung nicht parallel laufen, denn das sei wegen der Nuxit-Belastunge­n nicht zu leisten. Außerdem „macht es wenig Sinn, neu hinzukomme­nde Verwaltung­saufgaben ohne detaillier­te Kenntnisse der Abläufe zu digitalisi­eren.“Dazu sei zwingend langjährig­e Erfahrung notwendig.

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Foto: Alexander Kaya Eines ist sicher: Das Neu Ulmer Rathaus platzt aus allen Nähten. Muss ein Neubau wegen des Nuxit deutlich größer ausfallen?

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