Gewichtiges Argument
Wenn Sie einen langen Menschen auf einem viel zu kleinen Fahrrad entdecken, das bin ich. Was soll ich es verheimlichen? Es hat mir nie etwas ausgemacht – und offen gestanden ist es mir auch lange gar nicht aufgefallen. Es war einst einfach ein günstiges, hochwertiges Fahrrad. Ich wollte einen Nabendynamo, 21 Gänge, eine schlichte Farbe und einen großen Fahrradkorb. Auf den Rahmen habe ich nicht geachtet. Seit 15 Jahren sind wir ein super Duo. Mein Fahrrad hat es gut. Es wird wenig, aber regelmäßig bewegt und verbringt die Nächte mit anderen netten Fahrrädern im Keller. Ich hab es gern.
Aber jetzt gibt es ein E-Bike in der Redaktion. Es ist nicht nur neuer, sondern auch größer. Mal abgesehen von dem Akku, der einen jeden Berg hinaufträgt, ist es ziemlich schick. Jeder Tritt bringt mich, auch ohne elektrische Unterstützung, zwei Meter weiter als mein altes Rad. Ich stoße mit den Knien nicht ans Lenkrad, sondern kann beide Beine ausstrecken. Ich sitze viel windschnittiger, weil nach vorne gebeugt. Und das Fahren mit einem E-Bike macht einfach großen Spaß.
Das große E-Bike flirtet mit mir, ich spüre es. Steht da und leuchtet, neben meinem kleinen alten Fahrrad. Das habe ich jetzt beruhigt, es wird nicht ersetzt. Abgesehen von den Kosten, würde ich das E-Bike ja nie aus dem Fahrradkeller herausbringen, so schwer ist es. Und da ist noch etwas: Wenn ich von meinem alten Fahrrad falle, tue ich mir nicht so weh. Die Fallhöhe ist ja so gering. Warum mir das so wichtig ist? Ganz einfach: Kürzlich bin ich heruntergefallen. War gar nicht schlimm. Aber mit dem E-Bike, womöglich bei einem ganz anderen Tempo…ich könnte mich schwer verletzen! Nein, eigentlich spricht wirklich alles dagegen.