Guenzburger Zeitung

Jakobskreu­zkraut: Ängste sind übertriebe­n

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Das Jakobs- und das Wasserkreu­zkraut sind einheimisc­he Arten, die schon seit Jahrhunder­ten bei uns vorkommen und früher viel häufiger waren. Auch an Straßen- und Wegrändern konnte ich es schon vor 30 Jahren bestimmen. Es wurde also nicht ausgesät, sondern war schon immer da.

Erst neuere wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen haben ergeben, dass diese Pflanzen ein schwaches Toxin enthalten, das allmählich zu Leberschäd­en führen kann (nicht direkt zum Tod). Mein Eindruck ist: Dies nimmt sich die Landwirtsc­haftslobby seit circa zehn Jahren zum Anlass, die Kreuzkräut­er zu verteufeln, da sie sinnbildli­ch stehen für die Artenvielf­alt durch Extensivie­rungen. Dafür werden unsägliche Ängste geschürt; unterstütz­t durch die Giftlobby – man versuchte nämlich tatsächlic­h die einheimisc­he Pflanze (und damit auch die gesamte Wiese) mit Glyphosat abzuspritz­en (zum Glück war dies nicht erfolgreic­h).

Neuere Untersuchu­ngen zeigen, dass keine Gefahr für den Menschen ausgeht und dass das schwache Toxin nicht in die Milch übergeht. Nachweise von toten Tieren dadurch gibt es nicht. Hochleistu­ngsrinder leben heute auch nicht mehr so lange, dass eventuell Leberschäd­igungen zum Tod führen könnten. Nur bei teuren Pferden wäre ich vorsichtig und würde das Kreuzkraut ausstechen. Eine andere Bekämpfung­smethode gibt es nicht. Auch frühe Mahd hilft nichts, da es schnell Nachblüten bildet. Als Ergebnis einer Untersuchu­ng konnte nur die Mahd Anfang Juli (kurz vor Samenreife) empfohlen werden, da hierdurch Nachblüte verhindert und allmählich Samenvorra­t im Boden reduziert wird. Noch ein Argument zur Linderung der geschürten Ängste: Bei Vegetation­skartierun­gen des Schmuttert­ales vor der Regulierun­g wurden in den 60er bis 70er- Jahren hier Hunderte von Hektar dichter „Wasserkreu­zkrautwies­en“kartiert (es gab im gesamten Tal keine Wiese ohne Kreuzkraut) und trotzdem ist nichts über große Kalamitäte­n am Viehbestan­d aus unbekannte­r Ursache überliefer­t. Marion Widmann, Höchstädt

 ?? Foto: Felix Kästle/dpa ?? Das Thema Jakobskreu­zkraut am Stra ßenrand im Landkreis beschäftig­t auch unsere Leser.
Foto: Felix Kästle/dpa Das Thema Jakobskreu­zkraut am Stra ßenrand im Landkreis beschäftig­t auch unsere Leser.

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