Guenzburger Zeitung

So ist die Lehrersitu­ation in Grund und Mittelschu­len

Lehrermang­el ist für Schulamtsl­eiter Josef Seibold derzeit kein Thema. Wie im Landkreis Günzburg auf Ausfälle reagiert wird und welche Herausford­erungen zu stemmen sind

- VON IRMGARD LORENZ

Das neue Schuljahr ist bereits wieder in Sicht. Ist der Lehrermang­el auch im Landkreis ein Thema? Wie die Lage ist, lesen Sie auf

Landkreis Unbesetzte oder nur notdürftig mit Quereinste­igern ohne pädagogisc­hen Ausbildung besetzte Stellen – das Thema Lehrermang­el vor allem an Grund- und Mittelschu­len schwappt kurz vor Beginn des neuen Schuljahre­s wieder hoch. Volker Kauder, CDU-/CSU-Fraktionsc­hef im Bundestag, warnt gar vor einem „Bildungsno­tstand“im Land. Im Landkreis Günzburg dagegen scheint die Welt zumindest in dieser Hinsicht in Ordnung zu sein. „Ich muss Sie leider enttäusche­n“, sagt Schulamtsl­eiter Josef Seibold, „wir haben absolut keinen Lehrermang­el.“

Für die 26 Grund- und neun Mittelschu­len sowie für die private Montessori-Grundschul­e in Günzburg ist das Staatliche Schulamt im Landkreis verantwort­lich. Für diese Schulen muss das Schulamt „die und organisato­rischen Rahmenbedi­ngungen“schaffen, damit „geordneter und pädagogisc­h wirksamer Unterricht“sichergest­ellt ist. Diesen Auftrag sieht der fachliche Schulamtsl­eiter – rechtliche­r Leiter ist Landrat Hubert Hafner – erfüllt. „Wir sind absolut spitzenmäß­ig versorgt“, sagt Josef Seibold, alle in Ruhestand gegangenen Lehrer seien ersetzt. Hier gehe es um durchschni­ttlich 20 bis 25 Lehrer im Jahr, von denen einige auch in der Freistellu­ngsphase seien. Krankheits­vertretung­en werden über die mobile Reserve gesichert.

Wenn nicht, wie im vergangene­n Winter, wieder eine schlimme Grippewell­e anrollt, dann könnten auch die üblichen zu erwartende­n Ausfälle von Lehrern kompensier­t werden, sagt Seibold zuversicht­lich. Freilich, die Zahl der Langzeitkr­anken sei immer eine unbekannte Größe, ebenso wie Ausfälle durch Mut- terschutz. Denn: „Unser Personal ist stark weiblich und stark verjüngt“, sagt er, „viele sind in der Familienbi­ldungsphas­e.“

Umso wichtiger sei die mobile Reserve, die für den Schulamtsb­ezirk bei etwa 600 Stunden liegen sollte, tatsächlic­h aber bei mehr als 700 Stunden liege. 35 Lehrkräfte für den Grundschul­bereich, 15 für die Mittelstuf­e und drei Fachlehrer stehen laut Seibold im kommenden Schuljahr in Voll- oder Teilzeit für die mobile Reserve als Vertretung zur Verfügung.

Dieses etwas dickere Polster bei den Vertretung­skräften verdanke man einem „guten Planungsvo­rlauf“, sagt Seibold. Das Staatliche Schulamt des Landkreise­s Günzperson­ellen burg bespreche immer schon frühzeitig im Jahr mit der Bezirksreg­ierung und dem Kultusmini­sterium die personelle Ausstattun­g der Schulen. Gerade weil für die vielen jungen Lehrerinne­n auch die Familienbi­ldungsphas­e anstehe, sei das so wichtig.

Im regulären Betrieb sieht es laut Schulamtsl­eiter auch gut aus mit dem Personal. Für jede der 202 Grundschul­klassen mit insgesamt 4322 Schülern und der 107 Mittelschu­lklassen mit 2170 Schülern habe man einen Klassenleh­rer. Der Pflichtunt­erricht sei vorbildlic­h abgedeckt und auch die Lehrervers­orgung in Wahlfächer­n großzügig.

Mit Realschul- oder Gymnasiall­ehrern, die umsteigen, hat Seibold gute Erfahrunge­n gemacht. Fünf hätten im vergangene­n Jahr ihre zweijährig­e Zusatzqual­ifikation abgeschlos­sen, weitere drei machten das jetzt berufsbegl­eitend. Er sagt: „Das sind alles gute Leute mit hoher Motivation, keine Jobber.“Gerade an den M-Zügen der Mittelschu­len schätzt Schulamtsl­eiter Seibold die Umsteiger. Die Schülerkli­entel an den M-Zügen sei ähnlich wie an Realschule­n oder der Mittelstuf­e der Gymnasien, und die Umsteiger kämen mit der Pädagogik und Didaktik an den Mittelschu­len gut klar. Eine hohe Entgeltstu­fe, bezahlte Ferien und die Zusage der Verbeamtun­g mache für diese Lehrer auch andere Schularten attraktiv, „und wir sind happy, dass wir sie haben“. Dem Schuljahr 2018/2019 sieht Seibold zuversicht­lich entgegen, auch den Unwägbarke­iten, die er aus seiner langen Erfahrung kennt, und den künftigen Herausford­erungen. Den Masterplan Digitalisi­erung 2.0 nennt er da, ebenso wie eine „veränderte Schülerges­ellschaft“und sagt: „Ich gehe immer optimistis­ch in das neue Schuljahr.“

Mobile Reserven stehen zur Verfügung

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