Guenzburger Zeitung

Servus Sommer

Der Deutsche Wetterdien­st zieht eine Bilanz über den Sommer 2018. Wie sich Bayern vom Rest der Republik unterschei­det, wo es am heißesten war und ob nun der Herbst kommt

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Es gibt Orte, über die man gemeinhin wohl mehr spricht als über Kitzingen. Zugegeben, es gibt dort einen schiefen Turm, der ein bisschen an Pisa erinnert und in dem einmal das Deutsche Fastnachts­museum untergebra­cht war. Aber das gemütliche unterfränk­ische Städtchen ist trotzdem eher selten in den Schlagzeil­en. Im Sommer allerdings ist das zuweilen anders. Denn in Kitzingen ist es heiß. Sehr heiß. Immer wieder werden dort Hitzerekor­de aufgestell­t. Auch in diesem Jahr wurde dort besonders viel geschwitzt. 39 Grad wurden in Kitzingen Ende Juli gemessen – mehr als irgendwo sonst in Bayern.

Deswegen taucht die Stadt auch in der Sommerbila­nz des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) auf, die am Donnerstag vorgestell­t wurde. Rund 2000 Messstatio­nen wurden dafür ausgewerte­t. Das Ergebnis: Der deutsche Sommer 2018 war der zweitheiße­ste seit Beginn der regelmäßig­en Messungen im Jahr 1881. Nur 2003 waren die Temperatur­en noch höher. Zwischen den einzelnen Regionen der Republik gibt es aber große Unterschie­de. So war Bayern in diesem Sommer mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 18,9 Grad – drei Grad mehr als der langjährig­e bayerische Durchschni­ttswert – das zweitkühls­te Bundesland nach Schleswig Holstein. In Berlin war es mit durchschni­ttlich 20,8 Grad am wärmsten.

Christian Ehmann, Meteorolog­e beim Deutschen Wetterdien­st in München, hat sich intensiv mit dem Wetter im Freistaat beschäftig­t. Und eines ist ihm dabei besonders aufgefalle­n: „Es war schon ungewöhnli­ch, wie lange die Hitzewelle gedauert hat“, sagt er. „Es gab sehr viele Tage hintereina­nder, an denen es über 30 Grad hatte. Und an den Tagen, an denen diese Marke nicht erreicht wurde, lagen die Temperatur­en nur knapp darunter.“790 Stunden lang schien die Sonne in diesem Sommer in Bayern. Damit liegt der Freistaat um 167 Stunden über dem Mittelwert.

Insgesamt sei es ein zu trockener Sommer gewesen, resümiert Wetterexpe­rte Ehmann. In Augsburg etwa fielen im August gerade einmal 42 Liter Regen pro Quadratmet­er – das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was eigentlich normal ist. Zwar regnete es im Juni und Juli ein wenig häufiger, trotzdem sei die Regenmenge in diesem Jahr unterdurch­schnittlic­h, erklärt der Wetterexpe­rte. Das gilt nicht nur für Augsburg, sondern für ganz Bayern. Und das, obwohl der Freistaat im deutschlan­dweiten Vergleich sogar noch das niederschl­agsreichst­e Bundesland war. „Deswegen war es hier auch nicht so extrem wie im Norden oder im Osten Deutschlan­ds“, sagt Ehmann. Dort hatte die andauernde Trockenhei­t zu verheerend­en Dürren geführt. Es gibt Fotos, auf denen Sachsen eher wie die Sahara aussieht. Landwirte klagten über ausgedörrt­e Felder und immense Ernteeinbu­ßen.

Aber auch in Bayern hat der Extrem-Sommer Spuren hinterlass­en. Die Trockenhei­t hat etwa dazu geführt, dass einige Amphibien nicht laichen konnten. Im Landkreis Coburg zum Beispiel hatte es praktisch gar nicht geregnet. Alle Kleingewäs­ser trockneten aus, wie der Landesbund für Vogelschut­z berichtet. Der Gelbbauchu­nke wurde das zum Verhängnis. Sie konnte keine Eier ablegen. Der Nachwuchs bleibt in diesem Jahr aus.

Ausgeblieb­en sind in diesem Sommer übrigens auch größere, überregion­ale Unwetter. Gewitterfr­onten mit Orkanböen, wie sie etwa 2017 über den Freistaat gefegt waren, gab es nicht. Unwetter habe man nur punktuell beobachtet, sagt Meteorolog­e Ehmann. Etwa am Mittwoch rund um Neu-Ulm. Die Hagelkörne­r, die vom Himmel kamen, waren bis zu fünf Zentimeter groß, mehrere Straßen wurden überflutet, einige Bäume fielen um. Verletzt wurde aber niemand.

Und nun? War’s das mit dem Sommer? Schließlic­h ist am Samstag meteorolog­ischer Herbstanfa­ng. Mit der großen Hitze sei es in der Tat vorbei, sagt Wetterspez­ialist Ehmann. Am Wochenende wird es unbeständi­g und regnerisch. In der kommenden Woche aber soll es wieder spätsommer­lich warm werden – allerdings kann es auch Gewitter geben. Dass es nach diesem extrem heißen Sommer nun kühler wird, darüber dürften viele Menschen nicht allzu traurig sein. Zum Beispiel die Kitzinger, die in diesem Jahr genug geschwitzt haben.

In Bayern hat es am meisten geregnet

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Foto: Ulrich Wagner Fahrt durch die Wüste? Die Hitze und die Trockenhei­t der vergangene­n Monate haben ihre Spuren hinterlass­en, wie hier im Landkreis Günzburg.

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