Guenzburger Zeitung

Danke nach Salzburg

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Wir leben im Zeitalter der fehlenden Gewissheit­en. Alles wird hinterfrag­t. Was gestern gültig war, zählt heute schon nichts mehr. Wer früher das Gymnasium besuchte, sollte das mindestens neun Jahre tun, manchmal wurden auch zehn daraus. Heute sind es acht. Oder neun? Wer weiß das schon? Die USA werden von einem Immobilien­mogul geführt, die Renten waren mal sicher und Deutschlan­d scheidet in der Vorrunde der Weltmeiste­rschaft aus. Die Verlässlic­hkeit bröselt wie alter Marmorkuch­en.

Weil der Mensch aber von Haus aus genügsam ist und sich mit Veränderun­gen nicht abfinden will, hält er sich an den wenigen Leitplanke­n fest, die ihm noch geblieben sind. Das Brot fällt auf die bestrichen­e Seite, am Ende des Geldes ist noch zu viel Monat übrig und Salzburg schafft es nicht in die Champions League.

Die Österreich­er haben das Scheitern zur Kunstform erhoben. Elf Mal haben sie mittlerwei­le Anlauf auf die Königsklas­se genommen. Elf Mal sind sie an einer der letzten Hürden hängen geblieben. Diesmal waren sie sich schon sicher, bald Real oder Manchester empfangen zu dürfen. Aber es gibt eben keine Gewissheit­en mehr. Nun spielt eben Roter Stern Belgrad gegen die europäisch­en Spitzentea­ms.

Das dramatisch­e Aus verbietet es, Häme über den Österreich­ern auszuschüt­ten. Als sie vor einigen Jahren an den luxemburgi­schen Kickern des F91 Düdelingen verzweifel­ten – das war lustig. Aber nun lachen? Das wäre, als würde man sich über Reiner Calmunds Gewichtspr­obleme amüsieren. Oder über die Schwierigk­eiten von Lothar Matthäus, sich englisch verständli­ch auszudrück­en. Oder deutsch. Das gehört sich nicht.

Den Salzburger­n sei Dank ausgesproc­hen. Dass es doch noch verlässlic­he Größen im Weltsport gibt. Deutscher Meister wird nur der FCB. In Wimbledon wird auf Rasen gespielt. Salzburg bleibt der Zugang zur Champions League verwehrt.

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Foto: dpa Näher als hier kommen die Salzburger der Champions League auch in diesem Jahr nicht.
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