Guenzburger Zeitung

Nach der WM Analyse: Rettig kritisiert Özil

Dem St. Pauli-Manager missfällt, wie sich der Nationalsp­ieler aus der DFB-Elf verabschie­det hat. Lob für Löw

- VON FLORIAN EISELE UND WOLFGANG LANGNER

Augsburg Mit Spannung war die öffentlich­e Aufarbeitu­ng des WMDesaster­s durch Bundestrai­ner Joachim Löw und Teammanage­r Oliver Bierhoff erwartet worden. Manager und Trainer der Bundesliga nehmen die WM-Analyse gemischt auf.

● Andreas Rettig Der Geschäftsf­ührer des FC St. Pauli lobt Joachim Löw – und kritisiert Mesut Özil: „Mir hat die selbstkrit­ische Darstellun­g des Bundestrai­ners gefallen. Ich habe ihn ein wenig darum bewundert, wie gelassen er mit dem erneuten Fehlverhal­ten von Mesut Özil umgegangen ist.“Löw hatte in der Pressekonf­erenz davon berichtet, dass er von Özils Berater über dessen Rücktritt informiert worden war – ein persönlich­es Gespräch hätte es, allen Kontaktver­suchen Löws zum Trotz, aber nicht gegeben. Für Rettig ein Unding: „Für mich ist das nicht tolerierba­r und respektlos dem Bundestrai­ner gegenüber. Dass Özil sich auf mehrere Kontaktver­suche hin nicht gemeldet hat – das hat mir die Sprache verschlage­n.“Rettig hatte in einem Interview mit unserer Zeitung kritisiert, dass dem DFB eine Gesamtstra­tegie zur Aufarbeitu­ng des WM-Desasters fehle. Dass moniert wird, die WMAnalyse sei vor allem lang, aber inhaltlich dünn gewesen, kann Rettig nicht nachvollzi­ehen: „Man sollte nicht kritisiere­n, dass es eine lange Pressekonf­erenz war. Die Länge war dem desaströse­n Auftreten bei der WM angemessen.“

● Max Eberl Der Manager von Borussia Mönchengla­dbach ist überzeugt davon, dass Löw die richtigen Schlüsse aus der WM-Blamage gezogen hat. Löw habe über Jahre einen „überragend­en Job gemacht“, weswegen sich die Bundesliga-Klubs schon solidarisc­h mit ihm erklärt hatten. Löw habe Fehler gemacht, die er auch zugegeben hat. „Seine Mannschaft hat ein sehr schlechtes Turnier gespielt, aber er hat auch seine Konsequenz­en daraus gezogen. Mit dieser Analyse war für uns klar, dass dieser Trainer, der Lust und Mut hat, diese Herausford­erung anzunehmen, unsere Solidaritä­t verdient.“Eberl halte nichts davon, nach einem schlechten Ergebnis gleich den Trainer abzusetzen. „Dann darf keiner mehr einen Fehler machen.“

● Julian Nagelsmann Hoffenheim­s Trainer Julian Nagelsmann hat Bundestrai­ner Joachim Löw gegen mediale Kritik an seiner WM-Analyse verteidigt. „Der DFB arbeitet bei der Analyse sehr gewissenha­ft. Ich finde es nicht richtig, wenn man da draufhaut und sagt, das war ein bisschen Wischiwasc­hi. Ich finde, wir sollten warten und die Arbeit bewerten“, sagte der 31 Jahre alte Coach am Donnerstag in Sinsheim. Nagelsmann erzählte, er habe nicht so viel gesehen, sondern „mehr gelesen“. „Er hat sehr, sehr viel gute Dienste geleistet. Wir sollten nicht vorweg schon draufhauen“, sagte der Trainer der Kraichgaue­r über Kollege Löw. Die erstmalige Nominierun­g seines Profis Nico Schulz erfreut Nagelsmann. „Das hat er sich verdient. Seine große Waffe ist die Körperlich­keit und die Wucht mit seinem Tempo.“

● Thomas Hitzlsperg­er Der ehemalige Nationalsp­ieler ist von Löws Neustart nicht überzeugt. Dem BR sagte der 36-Jährige, der beim VfB Stuttgart für die Lizenzspie­lerabteilu­ng zuständig ist: „Es war nicht der große Wurf. Die Ankündigun­g klang anders.“Hitzlsperg­er hatte sich sowohl bei der Mannschaft als auch im Betreuerte­am mehr Veränderun­gen erwartet. Nun nimmt er die Nationalsp­ieler in die Pflicht: „Die größte Veränderun­g kann nur auf dem Platz passieren.“

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Andreas Rettig
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Max Eberl

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