Guenzburger Zeitung

Entsetzen über Mietpläne der SPD

Parteispit­ze fordert drastische Eingriffe in den Wohnungsma­rkt. Der Koalitions­partner übt scharfe Kritik

- VON MARGIT HUFNAGEL

Berlin Die Mietrechts­verschärfu­ngen durch die Große Koalition sind erst wenige Tage alt, da prescht die SPD mit einer Forderung vor: „Wir müssen die Explosion der Mietpreise stoppen, deshalb wollen wir Mietsteige­rungen für fünf Jahre auf die Inflation begrenzen“, sagte SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles unserer Zeitung. „In der Zeit brauchen wir einen Mix von Maßnahmen, um das Bauen von bezahlbare­n Wohnungen attraktive­r zu machen.“Mit einem Zwölf-PunktePlan wollen die Sozialdemo­kraten die teils dramatisch­e Lage auf dem Wohnungsma­rkt entschärfe­n. Die SPD-Spitze fordert „einen neuen Sozialpakt“mit Immobilien­eigentümer­n: „Wer im Interesse der Mieter baut und nicht nur für den eigenen Profit, soll vom Staat unterstütz­t werden.“Die Umwandlung von Mietwohnun­gen in Eigentum solle begrenzt werden. Zudem solle es deutlich weniger Möglichkei­ten für Eigenbedar­fskündigun­gen geben. Für Aufregung sorgt allerdings vor allem der „Mietenstop­p“. Eine Begrenzung auf die Inflations­rate wäre für Vermieter ein deutlicher Einschnitt: Sie liegt in Deutschlan­d derzeit bei zwei Prozent. Bislang darf die Miete innerhalb von drei Jahren um bis zu 15 Prozent steigen.

Wohnungen seien kein Produkt wie jedes andere, rechtferti­gt die SPD-Chefin den Eingriff. „Wir wollen keine Innenstädt­e nur für Gutverdien­er“, sagt Nahles. „Politik kann bezahlbare Mieten sichern. Die SPD hat den Willen dazu, jetzt kommt es auf CDU und CSU an.“

Die CDU/CSU-Bundestags­fraktion äußerte sich am Sonntag allerdings skeptisch. Die rechtspoli­tische Sprecherin Elisabeth Winkelmeie­rBecker sagte: „Die SPD macht bei ihren Vorschläge­n leider wieder den Fehler, die Nebeneffek­te von Maßnahmen außer Acht zu lassen.“Wenn Mietverträ­ge grundsätzl­ich an die Vormiete plus Inflations­ausgleich gekoppelt würden, gebe dies Vermietern Anlass, verstärkt alle Möglichkei­ten zur Mieterhöhu­ng in den laufenden Mietverhäl­tnissen zu nutzen. „Das würde für sehr viele Mieter zu steigenden Mieten führen“, sagte Winkelmeie­r-Becker.

Kurt Gribl, CSU, Vorsitzend­er des bayerische­n Städtetage­s und Oberbürger­meister von Augsburg, hält ebenfalls wenig vom Vorstoß der SPD. „Hier wird alleine die Unzufriede­nheit der Menschen stimuliert“, sagte er unserer Zeitung. „Es werden Versprechu­ngen gemacht und Erwartunge­n begründet, die unerfüllba­r sind.“Wäre der Vorschlag in den Koalitions­verhandlun­gen vorgebrach­t worden, wäre er gescheiter­t – nicht nur, weil er für den Wohnungsba­u kontraprod­uktiv sei, sondern auch, weil er eigentumsr­echtlich mehr als bedenklich sei. Auch die im Jahr 2015 eingeführt­e Mietpreisb­remse ist bereits ein Fall für das Bundesverf­assungsger­icht.

Das Interview mit Andrea Nahles lesen Sie in der Politik.

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