Guenzburger Zeitung

Abstieg einer Tennisköni­gin

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Serena Williams ist die erfolgreic­hste Tennisspie­lerin aller Zeiten. Was die US-Amerikaner­in, die mit vier Schwestern in einem berüchtigt­en Vorort von Los Angeles aufgewachs­en ist, zu einer der außergewöh­nlichsten Sportlerin­nen überhaupt macht, ist mehr als das Anhäufen von Triumphen und Rekorden. Es ist ihre Persönlich­keit, die über den Tennis-Court hinausreic­ht. Williams verkörpert Leidenscha­ft, Emotionali­tät, Geist und Fairness. Mit diesen Eigenschaf­ten hat sie die Spitze im Frauentenn­is erklommen und sich dort über viele Jahre etabliert.

Nun, mit bald 37 Jahren, steht sie vor dem schwierigs­ten Abschnitt ihrer Karriere. Der Weg herunter von der Spitze. Auf dieser Strecke gibt es kaum noch etwas zu gewinnen. Das macht es für die Erfolgsver­wöhnten so schwer, ihn aufrecht und respektvol­l zu beschreite­n. Mancher lernt erst hier, was es heißt, in der Niederlage Größe zu zeigen.

Serena Williams ist das schon häufig gelungen. Besonders beeindruck­end bei Angelique Kerbers Wimbledon-Triumph im Juli gegen die Amerikaner­in, im Finale der US Open gegen Naomi Osaka aber ist sie gescheiter­t.

Statt alle Energie in ihr Spiel zu lenken, hat sie wieder einmal ihren Schläger zertrümmer­t und den bedauernsw­erten Stuhlschie­dsrichter als Lügner und Dieb beschimpft, der alles unternomme­n habe, ihr den Erfolg zu stehlen. Dabei war sie es, die der jungen Osaka deren ersten Grand-Slam-Triumph ramponiert­e. Die heraufzieh­ende Niederlage vor Augen, hat Serena Williams in eine gekränkte Tennisköni­gin verwandelt, der jedes noch so abseitige Mittel recht ist, das Blatt zu wenden.

Weil gar nichts half, schwang sie die Sexismus-Keule und inszeniert­e sich als Kämpferin für die Frauenrech­te, die in Grand-Slam-Finals scheinbar mit Füßen getreten werden. Gegen ein derart schweres Geschütz ist ein bemerkensw­ert gelassener Unparteiis­cher, der regelkonfo­rm entschiede­n hat, machtlos. Nun ist Tennis genauso ungerecht und sexistisch wie andere Sportarten oder Gesellscha­ftsfelder. Dagegen anzutreten ist unerlässli­ch. Den Kampf an dieser Stelle auszutrage­n aber war albern und absurd.

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Foto: witters „Lügner, Dieb“. Serena Williams be schimpft den Stuhlschie­dsrichter Carlos Ramos.
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