Lust aus Literatur
Vier Freundinnen werfen sich neu ins Schlachtfeld der Liebe
Hollywood hat in den letzten Jahren das Seniorenkino als Marktsegment neu für sich entdeckt. Gereicht wird hier für die Babyboomer-Generation leicht verdauliche Kost, die die Blutdruckwerte nicht durcheinanderbringt. Für „Book Club“konnte Bill Holderman mit Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen und Mary Steenburgen Schauspielerinnen rekrutieren, die zu den Kinoikonen ihrer Generation gehören.
Seit über vierzig Jahren treffen sich die vier Freundinnen in ihrem Lesekreis. Diane (Keaton) ist seit kurzem Witwe, genießt es allein zu sein, während die überfürsorglichen Kinder sie zu einem Umzug nach Arizona bewegen wollen. Vivian (Fonda) besitzt ein Nobelhotel und vergnügt sich über Dekaden hinweg mit ständig wechselnden Geliebten. Die hoch angesehene Bundesrichterin Sharon (Bergen) hingegen hatte seit ihrer Scheidung vor 14 Jahren kein Date mehr. Die Restaurantköchin Carol (Steenburgen) sieht sich einem frisch pensionierten und frustrierten Ehemann gegenüber.
Nach der Lektüre von „Fifty Shades of Grey“geht es in der Runde nur noch um die Wiederbelebung des eigenen Liebeslebens. Diane bändelt mit einem schmucken Pilot (Andy Garcia) an, Vivian sieht sich mit einem ernsthaft interessierten Liebhaber aus alten Tagen konfrontiert, Sharon probiert ein DatingPortal aus und Carol mischt ihrem Mann Viagra ins Bier. Und so bekommt im Verlauf der äußerst übersichtlich strukturierten Komödie jedes Töpfchen sein Deckelchen.
Mit erschreckender Einfältigkeit bedient Holderman die (unterstellten) Harmoniebedürfnisse der Zielgruppe. Unterfordert werden nicht nur die hochkarätigen Schauspielerinnen, sondern vor allem auch die Frauenfiguren im Film, die allesamt mit beiden Beinen im Leben stehen, aber nur durch männlichen Beistand wirklich glücklich werden dürfen. » Book Club (1 Std. 44 Min.), Komödie, USA 2018
Wertung ★✩✩✩✩