Bahn frei für die Kulturnacht
Am Samstag übernehmen in Ulm und Neu-Ulm die Kreativen und geben einen Vorgeschmack auf die Saison. Was geboten ist
Ulm/Neu Ulm Theater, Konzertklubs, Kneipen, Galerien, sogar Arztpraxen, ein Studentenwohnheim und ein buddhistischer Tempel: Mehr als 100 Orte werden in der Kulturnacht am Samstag, 15. September, bespielt. Aber einem Ort gebührt dieses Jahr besondere Aufmerksamkeit: dem Edwin-ScharffMuseum. Denn das Haus am NeuUlmer Petrusplatz fehlte wegen Umbau und Sanierung zwei Jahre im Programm. Jetzt verkündet Direktorin Helga Gutbrod fröhlich: „Wir sind wieder dabei.“Mit Musikkabarett im Hof und Führungen durch die Sammlungen.
Die Rückkehr des Neu-Ulmer Museums in den Kreis der Kulturnacht-Standorte war wohl auch der Grund dafür, dass das Pressegespräch zur Programmvorstellung im dortigen Vortragssaal stattfand. Zu verkünden gab es allerdings wenig Neues – und gleichzeitig sehr viel.
Denn bei der Kulturnacht ändert sich im Vergleich zum Vorjahr organisatorisch eigentlich nichts, dafür ist das von etwa 500 Akteuren gestaltete Programm komplett anders. Denn viele Kulturschaffende in der Doppelstadt, so Ulms Kulturbürgermeisterin Iris Mann, gingen nach dem Sommer „mit neuer Kraft, neuer Energie und frischen Ideen ans Werk“. Für die Besucher heißt das, dass sie Zeugen von künstlerischen Experimenten werden – oder einen Vorgeschmack auf Kommendes bekommen. Und das eben nicht nur in der Innenstadt, wie Mann betont: „Ich freue mich, dass es geografisch so ein weitgefächertes Programm ist.“
Wie das Angebot aussieht, können die wohl Tausenden Besucher auch dieses Jahr wieder in den schon jetzt in vielen Lokalen und Kultureinrichtungen ausliegenden Programmheften nachlesen, sortiert in die vier Himmelsrichtungen. Wobei „Süd“weitgehend deckungsgleich mit Neu-Ulm ist und es auch Angebote gibt, die die Grenzen der Gebiete überschreiten: Die beliebte Musikstraßenbahn mit Live-Bands, die es dieses Jahr in doppelter Ausführung gibt, oder auch den Kulturbus mit eingebauter Bar, der von 20 bis 4 Uhr durch Ulm fährt und an verschiedenen Stationen Fans an Bord nimmt. Nach Neu-Ulm rollt die Party allerdings nicht: Es geht hier um genehmigungsrechtliche Gründe, wie Kulturdezernent Ralph Seiffert sagt. Aber auch bei den „stationären“Angeboten gibt es Neuzugänge: So bespielt der Verein „Indauna“die beiden FriedrichsauBiergärten Liederkranz und Teutonia mit Literatur, Musik und Tanz, und das temporäre Kulturhaus Gleis 44 in der Schillerstraße lockt mit offenen Ateliers, Livemusik im Freien und elektronischen Beats im Inneren. Ein neues „Dreieck“mit dreimal 50er-Jahre-Programm bilden die Swobster’s, die frühere Apotheke am Zundeltor und das Cabaret Eden, wo die Abschlussparty zu „The Gummibaum Project“steigt. Im Münster gestalten 14 sehr unterschiedliche Chöre aus Ulm und Neu-Ulm gemeinsam eine vierstündige „Nacht der Chöre“– die von der Zahl der Beteiligten her wohl größte Veranstaltung der Kulturnacht. Wer es schräg mag, kann unter anderem das „Psychedelic Dungeon“
Das Programm ist komplett anders
Jeder macht, was ihm gefällt
unter dem Studio Max in der Neu-Ulmer Maxgasse besuchen.
Für Ulms Kulturbürgermeisterin Mann und Neu-Ulms Kulturdezernent Seiffert ist die Kulturnacht wichtiger denn je: Weil sie die Besucher mit neuen Sichtweisen konfrontiert und so Toleranz fördern kann. Dezidiert politisch ist die Kulturnacht drei Jahre nach dem Streit um das Sponsoring durch ein Rüstungsunternehmen aber nicht. Laut Organisator Christian Pfeifer von der Ulmer Kulturabteilung gibt es zwar Akteure, die sich in diese Richtung engagieren, speziell dazu aufgefordert wurden die Mitwirkenden aber nicht. Es bleibt dabei: Bei der Kulturnacht macht jeder, was ihm gefällt. Für Besucher ändert sich nichts: Der Eintritt beträgt weiter zehn Euro (ermäßigt acht Euro), durch die Kooperation mit dem Aktionstag „Ohne Auto – mobil“sind alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos. In neuem Gewand präsentiert sich das Online-Angebot für Mobilgeräte. Die Kulturnacht bleibt die Kulturnacht, aber sie geht mit der Zeit. O Verkauf Die Kulturnacht Bändchen gibt es am Samstag bei allen Teilneh mern und ab 14 Uhr am Münsterplatz.